Brennen Muss Salem
gemacht hatten.
Parkins ging einige Male um den Leichnam herum. »Sind Sie sicher, daß er tot ist?« fragte er schließlich. »Haben Sie versucht, ihn aufzuwecken?«
Als nächster kam James Cody, geradewegs von einer Geburt im Cumberland. Nach dem üblichen Austausch von Höflichkeiten führte Matt die Anwesenden wieder hinauf. Wenn wir jetzt jeder ein Instrument spielen würden, dachte Ben, könnten wir dem armen Kerl ein rührendes Abschiedskonzert geben. Er fühlte, wie ihm das Lachen in der Kehle stecken blieb.
Cody zog das Leintuch weg und schaute den Körper eine Zeitlang stirnrunzelnd an. Mit einer Ruhe, die Ben erstaunte, sagte Matt Burke: »Es erinnert mich alles an das, was du über den Glick-Jungen gesagt hast, Jimmy.«
»Das war eine vertrauliche Mitteilung, Mr. Burke«, sagte Cody. »Wenn Danny Glicks Eltern draufkommen, daß Sie das gesagt haben, könnten sie Sie verklagen.«
»Würden sie gewinnen?«
»Vermutlich nicht«, sagte Jimmy und seufzte.
»Was war das mit dem Glick-Jungen?« fragte Parkins argwöhnisch.
»Nichts«, erwiderte Jimmy. »Keinerlei Zusammenhang.« Er legte das Stethoskop an, murmelte etwas, klappte ein Augenlid zurück und strahlte den Glaskörper an.
Ben sah, wie die Pupille sich zusammenzog, und sagte laut:
»Du lieber Himmel.«
»Ein interessanter Reflex, nicht wahr?« sagte Jimmy. »Man kann bis zu neun Stunden nach Eintritt des Todes eine Kontraktion der Pupillen feststellen.«
»Ist er tot?« fragte Parkins und schnippte die Asche seiner Zigarette in eine leere Blumenvase. Matt zuckte zusammen.
»Natürlich ist er tot«, sagte Jimmy. Er stand auf und klopfte mit einem kleinen Hammer auf Ryersons Knie. Der Unterschenkel blieb bewegungslos.
»Kennen wir uns?« fragte Jimmy und sah Ben an.
»Nur flüchtig«, sagte Matt. »Das ist Jimmy Cody, der Quacksalber vom Dienst, und das ist Ben Mears, der Schreiber vom Dienst.«
Über die Leiche hinweg schüttelten sie einander die Hand.
»Helfen Sie mir, ihn umzudrehen, Mr. Mears.«
Etwas zögernd half Ben, den Körper auf den Bauch zu drehen. Das Fleisch war kühl, aber noch nicht kalt. Jimmy schaute prüfend auf den Rücken, dann zog er die Unterhose herunter.
»Wozu tun Sie das?« fragte Parkins.
»Die Blässe der Haut ist ein Indiz für den Zeitpunkt, an dem der Tod eingetreten ist.«
»Wäre das nicht Aufgabe des Gerichtsarztes?«
»Sie wissen doch, daß man Norbert schicken wird«, sagte Jimmy. »Und Brent Norbert hat nichts dagegen, wenn man ihm ein wenig hilft.«
»Richtig. Norbert ist nicht imstande, mit beiden Händen und einer Taschenlampe seinen eigenen Arsch zu finden«, bemerkte Parkins und warf einen Zigarettenstummel zum Fenster hinaus.
»Der Rahmen Ihres Außenfensters ist hinuntergefallen, Matt.
Ich sah ihn auf dem Rasen liegen, als ich vorfuhr.«
»Tatsächlich?« fragte Matt mit mühsam beherrschter Stimme.
»Ja.«
Cody hatte aus seiner Tasche ein Thermometer genommen, führte es dem Toten rektal ein und legte die Armbanduhr auf das Leintuch. Es war acht Uhr fünfundvierzig.
»Ich gehe hinunter», sagte Matt.
»Gehen Sie nur«, sagte Jimmy. »Ich brauche noch eine Weile.
Würden Sie bitte einen Kaffee machen, Mr. Burke?«
»Gern.«
Ben schloß die Tür. Seinen letzten Blick auf den Raum würde er nicht so bald vergessen: das helle, sonnige Zimmer, das saubere, zurückgeschlagene Leintuch, die goldene Armbanduhr, die helle Lichtpfeile auf die Tapete warf, und Cody selbst mit seinem flammendroten Haar, der neben der Leiche saß wie aus Stahl gestochen.
Matt machte den Kaffee, als Brenton Norbert, der Assistent des Gerichtsmediziners, in einem alten grauen Dodge ankam.
Mit ihm kam ein zweiter Mann, der eine große Kamera schleppte.
»Wo ist er?« fragte Norbert.
Gillespie wies mit dem Daumen nach oben. »Jim Cody ist auch oben.«
»Du meine Güte«, sagte Norbert, »der arme Kerl muß ja schon ganz zittrig sein.« Er ging mit dem Fotografen hinauf.
Parkins schüttete Sahne in seinen Kaffee, bis dieser in die Untertasse schwappte, rührte mit dem Daumen um, wischte den Daumen an seiner Hose ab und zündete eine Zigarette an.
»Wieso sind Sie hier, Mr. Mears?«
Und so begannen Ben und Matt ihre kleine Geschichte zu erzählen, und nichts von dem, was sie sagten, war eine Lüge, aber es blieb genügend ungesagt, um die beiden als Verschwörer zusammenzuschmieden. Und Ben fragte sich beunruhigt, ob er hier nur einer harmlosen Geheimnistuerei Vorschub leistete oder etwas viel
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