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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zerkratzten und angelaufenen Glas ab. »Wir werden ihn finden. Vielleicht ist er drinnen.«
    Er ließ den Wagen nach hinten rollen und stellte den Motor ab. Plötzlich war alles still. Außer den ruhelos kreischenden Möwen war das Schweigen perfekt.
    »Ist das eine Stille«, murmelte Virgil.
    Sie stiegen aus und gingen zurück zur Ladefläche.
    »Dieser verdammte Bucklige; hier sieht's aus, als hätte er die ganze Woche hindurch nichts verbrannt«, sagte Franklin und stieg auf die Bremse. Sie kletterten aus dem Lieferwagen, öffneten die Ladeklappe und ließen sie mit lautem Krach herabfallen.
    Die Möwen, die am anderen Ende des Platzes auf Futtersuche waren, flogen schimpfend und schreiend auf. Wortlos begannen die beiden abzuladen. Grüne Plastiksäcke flogen durch die klare Luft und rissen beim Aufprall auseinander. Es war ein gewohnter Job für die beiden. Sie waren jener Teil der Stadt, den wenige Touristen gesehen hatten (oder sehen wollten), erstens, weil die Stadt sie in stillschweigendem Übereinkommen ignorierte, und zweitens, weil sie im Lauf der Zeit etwas wie Schutzfarbe angenommen hatten. Wenn man Franklins Lastkraftwagen auf der Straße begegnete, vergaß man ihn in dem Augenblick, in dem er aus dem eigenen Rückspiegel verschwunden war. Erblickte man zufällig die Hütte, aus deren blechernem Kamin eine Rauchfahne in den Novemberhimmel stieg, so übersah man es. Sah man Virgil irgendwo mit einer Flasche billigen Wodkas in der braunen Tasche herauskommen, grüßte man ihn und konnte sich auch schon nicht mehr erinnern, mit wem man da soeben gesprochen hatte; das Gesicht war bekannt, aber der Name war einem entfallen. Franklins Bruder war Derek Boddin, der Vater Richies (des entthronten Rauferkönigs). Derek hatte beinahe vergessen, daß Franklin noch immer am Leben war und in der Stadt wohnte. Franklin war weniger als ein schwarzes Schaf. Seine Existenz war völlig verblaßt.
    Nun, da der Lastwagen leer war, öffnete Franklin eine letzte Dose - klack! - und schlüpfte in die grünen Arbeitshosen.
    »Suchen wir Dud«, sagte er. Sie kletterten vom Wagen herunter, wobei Virgil über seine eigenen Schuhbänder stolperte und zu Boden fiel. »Herrgott, nichts mehr wert, was heute alles erzeugt wird«, sagte er ärgerlich. Dann gingen sie zu Duds Hütte aus Teerpappe. Die Tür war geschlossen.
    »Dud!« schrie Franklin. »Hallo, Dud Rogers!« Er schlug einmal an die Tür, und die ganze Hütte wackelte. Der Türhaken an der Innenseite sprang auf, und die Türe öffnete sich. Die Hütte war leer und von einem süßlich-fauligen Geruch erfüllt. Die beiden sahen einander an und schnitten eine Grimasse.
    »Hurensohn«, sagte Virgil. »Schlimmer als fauliges Fleisch.«
    Doch die Hütte war peinlich sauber. Duds Sonntagshemd hing an einem Haken über dem Bett, der wacklige Küchenstuhl war an den Tisch herangeschoben, und das Bett so sorgfältig gemacht wie bei der Armee.
    »Ich werde kotzen, wenn wir hier nicht verschwinden«, sagte Virgil. Sein Gesicht war grünlich-weiß.
    Franklin, dem es nicht besser ging, verließ den Raum und schloß die Tür.
    Sie schauten über den Platz, der still und verlassen war wie eine Mondlandschaft.
    »Frank?«
    »Die Tür war von innen geschlossen. Wie ist er herausgekommen?«
    Verwundert drehte Franklin sich um und starrte die Hütte an.
    Durch das Fenster, wollte er sagen und verschluckte es. Das Fenster war ja nur ein mit Plastik verklebtes Viereck und wahrhaftig nicht groß genug, um Dud mit seinem Buckel hindurchzulassen.
    »Macht auch nichts«, sagte Frank mürrisch, »wenn er nichts von uns haben will, soll ihn der Teufel holen. Gehen wir fort von hier.«
    Sie gingen zurück zum Wagen, und Franklin fühlte, daß etwas durch die Schutzschicht seiner Trunkenheit hindurch in sein Inneres drang - etwas, woran er sich später nicht mehr erinnern konnte - oder wollte: das schauerliche Gefühl, daß hier etwas Entsetzliches vorgefallen sein müsse. Es war, als ob der Müll zu leben begonnen hätte und daß dieses Leben zwar noch unbemerkt, aber voll von schrecklicher Vitalität war.
    »Ich seh' auch keine Ratten«, sagte Virgil plötzlich.
    Es waren keine Ratten da. Nur Möwen. Franklin versuchte, sich zu erinnern, ob er jemals den Müllabladeplatz ohne Ratten gesehen hatte. Nein, nie. Und das gefiel ihm auch nicht.
    »Vielleicht hat er Gift gelegt, Frank?«
    »Gehen wir«, sagte Franklin. »Zum Teufel, verschwinden wir. Und zwar rasch.«
    Nach dem Nachtessen erhielt Ben die

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