Brennende Fesseln
liegt ganz allein bei mir. Du hast das Grundprinzip der Unterwerfung noch immer nicht kapiert. Es ist ganz einfach: Du tust alles, was ich will, und du tust es, wann ich es will. Ich weiß nicht, wieso es dir so schwer fällt, dieses Prinzip zu verstehen.«
Ich spüre, wie etwas Kaltes, Hartes um mein linkes Handgelenk schnappt. Schnell, bevor ich reagieren kann, hält M. meinen anderen Arm fest, und wieder schnappt etwas zu.
Ich drehe den Kopf, um sehen zu können, was meine Arme festhält, und stelle voller Panik fest, daß es sich um Handschellen handelt, die mit kurzen Ketten an der Wand befestigt sind. Ich spüre, wie mein Herz pocht, und rede mir selbst gut zu, mich zu beruhigen. Angst macht das Ganze nur noch schlimmer.
»Mach mich los«, sage ich.
M. ignoriert meine Forderung. Er küßt mich flüchtig. »Du hast dir das selbst zuzuschreiben«, flüstert er mir ins Ohr. »Wenn du mir vertraut hättest, hätte ich dich fesseln können, ein bißchen Spaß gehabt und dich dann wieder freigelassen.«
»Nimm die Dinger weg«, sage ich, aber er starrt mich nur mit kalten Augen an.
»Verstehst du, was ich sage?« fragt er. »Ist dir bewußt, daß du dir das selbst eingebrockt hast? Wenn du ein bißchen entgegenkommender wärst, müßte ich nicht solche extremen Maßnahmen ergreifen. Ich habe dir mehrfach geraten, nicht so starrsinnig zu sein. Jetzt ist es zu spät. Ich werde dir eine Lektion erteilen.«
Eine Schweißperle tropft von meiner Stirn – ich schwitze vor Angst, nicht, weil es im Zimmer so heiß ist. M. steht auf.
Er faltet meine Sachen sauber zusammen und legt sie auf einen Tisch. Dann verläßt er den Raum und zieht die Tür hinter sich zu.
Ich zerre an den Ketten, aber sie sind fest in der Wand verankert. Ich reiße noch einmal an und spüre, wie die Handschellen meine Handgelenke aufschürfen.
Neben mir steht ein Tisch, auf dem ein Schlüssel liegt – außerhalb meiner Reichweite.
Ich drehe mich in der Taille, strecke mein Bein in Richtung Tisch und versuche, den Schlüssel mit den Zehen zu erreichen, Der Tisch ist zu weit entfernt. Ich versuche es noch einmal, strecke jeden Muskel, bis sich die Handschellen in meine Gelenke brennen, aber es ist hoffnungslos. Ich habe keine Chance zu entkommen.
Ich rufe nach M., aber er antwortet nicht. Ich starre auf die Kerzen. Es ist unvorsichtig von ihm, mich hier mit den brennenden Kerzen allein zu lassen. Gegen meinen Willen taucht vor meinem geistigen Auge eine Schreckensvision auf: Der Raum fängt Feuer, und ich bin ans Bett gekettet, völlig hilflos.
Plötzlich fliegt die Tür auf. Ich fahre mit einem Ruck herum und halte die Luft an. Sekundenlang sehe ich nur die Dunkelheit des Gangs.
Dann betritt M. den Raum. Das erste, was mir auffällt, ist die schwarze Kapuze. Es ist die Kapuze eines Henkers, wie man sie aus Filmen kennt – eng am Kopf anliegend, mit großen Löchern für die Augen. Die Kapuze reicht ihm bis ans Kinn; Mund und Nase sind ausgespart. Als nächstes bemerke ich die engen Jeans – M. trägt sonst nie Jeans – und seine nackte Brust. Ein schwarzes Nietenarmband umspannt seinen linken Oberarm, und er trägt fingerlose schwarze Handschuhe. An seinem Gürtel ist eine Scheide befestigt, aus der der Griff eines Messers ragt.
Er knallt die Tür zu, kommt ans Bett und starrt auf mich herunter. Der Körper gehört M., aber die Augen hinter der
Maske erkenne ich nicht wieder. Diese Augen sind so ausdruckslos, so bar jeden menschlichen Gefühls, daß sie ebenso einem Roboter gehören könnten. Er steigt auf das Bett, setzt sich auf meine Brust. Das Gewicht seines Körpers, der Jeansstoff auf meiner Haut, die Messerscheide, die mir in die Rippen sticht – das alles bewirkt, daß ich Platzangst bekomme. Ich atme schwer, während meine ausgestreckten Arme an den Handschellen und Ketten zerren. M. wirft einen Blick auf die Handschellen. Er legt eine behandschuhte Hand auf meinen rechten Arm. Seine Fingerspitzen sind viel kühler als das warme Leder des Handschuhs.
»Mach mich los«, sage ich.
Mit einer abrupten Kopfbewegung sieht er mich an, als wäre er erstaunt, daß ich eine Stimme habe. Dunkle, wuterfüllte Augen starren mich durch die schreckliche Kapuze an. Er verpaßt mir eine scharfe Ohrfeige, und ich schreie auf.
»Habe ich dir befohlen zu sprechen?« schreit er. »Habe ich dir das erlaubt?« Und er versetzt mir eine weitere Ohrfeige.
»Hör auf!« sage ich, aber meine Worte machen ihn nur noch wütender. Noch einmal
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