Brennende Fesseln
fühle ich den scharfen Schlag seiner Hand. Meine Wange brennt, und mir steigen Tränen in die Augen.
Er beugt sich herunter, bis sein Gesicht nur noch Zentimeter von meinem entfernt ist. »Ein Wort noch«, zischt er und packt mich am Hals, »und es wird dein letztes sein.«
Ich blinzle, und eine heiße Träne des Schmerzes läuft mir über die Wange. Ich liege da und bleibe stumm, weil ich Angst habe, daß er mich von neuem schlagen könnte. Ich bete zu Gott, daß mir nichts Schlimmeres passieren möge.
M. läßt meinen Hals los und klettert von mir herunter. Er nimmt eine Kerze vom Tisch. Sie ist lang und dünn und steckt in einem Messingständer. Er geht mit der brennenden Kerze zum Fußende des Bettes.
»Her mit deinem Fuß!« sagt er und streckt mir eine Hand
entgegen. Er hält die Hand so, daß ich meine Ferse hineinlegen kann.
Ich schüttele den Kopf und ziehe instinktiv die Beine an.
M. schweigt einen Moment. »Wir können das auf zwei Arten machen«, sagt er schließlich mit beherrschter Stimme. »Entweder du legst deinen Fuß freiwillig in meine Hand, oder ich binde deine Beine fest. Die Entscheidung liegt bei dir.«
Ich kneife die Augen zusammen, versuche, die Tränen zurückzublinzeln. Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht, denke ich. Ich dürfte überhaupt nicht hier sein. Das sollte doch eigentlich ganz anders laufen. Ich öffne die Augen und strecke meine Beine aus. M. hält mir erneut die Hand hin, und ich lege meinen rechten Fuß auf seine Handfläche. Mein Bein zittert, aber ich kann nichts dagegen tun. M. senkt die Kerze. Dann hält er inne und sieht mich an. Im Kerzenlicht funkeln seine Augen – zwei blitzende Kreise, die die schwarze Kapuze durchbohren.
»Schhh«, sagt er, ehe ich irgend etwas herausbringe. »Vergiß nicht, daß du nicht reden darfst.«
Er hält die Flamme an meine Haut, und ich beiße die Zähne zusammen, um nicht zu schreien. Ich schließe die Augen. M. greift nach meinem Fußgelenk, hält es fest umklammert. Ich spüre die Hitze an meinen Zehen, dann am Fußballen, aber keinen Schmerz. Ich warte darauf, daß meine Haut verbrennt.
Der Schmerz bleibt aus. Als ich die Augen wieder aufschlage, läßt er meinen Fuß los und sagt: »Das war sehr gut. Ich weiß, daß du etwas sagen wolltest, aber du hast es nicht getan. Wie ich sehe, bist du doch zu erziehen.« Er dreht sich um und schaltet den Fernsehapparat an. Dann geht er zum Camcorder hinüber und schaltet ihn ebenfalls an. Mein Bild erscheint auf dem Bildschirm. Im schwachen Kerzenlicht ist nicht viel zu erkennen. M. starrt mich finster an.
Er tritt neben das Bett. Die Kerze hat er immer noch in der
Hand. »Ich erlaube dir, ab jetzt wieder zu sprechen.« Bei diesen Worten hält er die Kerze schräg.
Heißes Wachs tropft auf meinen Bauch. Ich zucke zurück und schreie laut auf, mehr vor Schreck als vor Schmerz.
M. sieht mich verächtlich an. »Du hast keine Ahnung, was Schmerz ist«, sagt er und läßt die Kerze ein paar Zentimeter sinken, ehe er sie erneut schräg hält. Diesmal ist mein Schrei gerechtfertigt. Das Wachs versengt meine Haut wie ein heißes Eisen.
»Bitte«, sage ich, »aufhören!«, aber M. ignoriert mich. Er läßt das Wachs über meinen ganzen Bauch tröpfeln, dann rund um meine Brustwarzen, auf die Innenseite meiner Schenkel. Er bemißt die Entfernung der Kerze nach meinen Schreien, hält sie mal höher, mal tiefer, um die Intensität des Schmerzes zu variieren. Wenn er sie hochhält, kühlt das Wachs etwas ab, bevor es auf meine Haut trifft; hält er sie tief, verbrüht mich das Wachs wie kochendes Wasser. Ich flehe ihn an aufzuhören.
»Ich soll aufhören?« fragt er, läßt die Kerze nur wenige Zentimeter über meiner Haut schweben. »Du willst, daß ich aufhöre?«
Ich starre auf die Flamme, unfähig, den Blick von ihr zu wenden. »Ja«, murmle ich. »Bitte.«
»Es gefällt dir nicht?« Ich höre den spöttischen Ton in seiner Stimme.
Ich schüttele den Kopf. M. nimmt die Kerze weg, und ich seufze erleichtert.
»Dann sollte ich dir vielleicht etwas anderes verabreichen«, sagt er. Er stellt die Kerze auf den Tisch zurück und läßt seinen Blick abschätzend über meinen Körper schweifen, betrachtet das inzwischen hartgewordene Wachs auf meinem Oberkörper und meinen Schenkeln. Dann geht er zu der Truhe hinüber, zieht die mittlere Schublade heraus und kommt mit einem Strick ans Fußende des Bettes zurück.
»Vielleicht eine kleine Züchtigung«, sagt er, »das könnte dir
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