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Brennende Fesseln

Brennende Fesseln

Titel: Brennende Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Reese
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Erregung durch meinen Körper fluten. Was mich erregt, ist nicht die Aussicht auf seine Liebe, sondern auf den Sex – die Vorstellung, auf Dauer von ihm beherrscht und unterworfen zu werden. Ich knie vor ihm nieder. Es ist das erste Mal, daß ich das ohne seinen Befehl tue, und ich sage: »Ich möchte …« Aber dann zögere ich. Ohne den Gedanken zu Ende zu denken, senke ich den Kopf.
    »Sag es«, fordert er mich auf, nimmt meinen Kopf zwischen seine Hände und zwingt mich, ihm in die Augen zu sehen. »Sag mir, was du willst. Sag es.«

    Ich weiß, was ich will, was ich brauche, aber es fällt mir schwer, es auszusprechen. Ich versuche den Blick abzuwenden, aber er hält meinen Kopf fest. »Ich will, daß du mir den Hintern versohlst«, sage ich so leise, daß meine Stimme kaum zu hören ist.
    Er läßt mich los, streichelt mir über die Wange.
    »Ich möchte, daß du mich auspeitschst«, sage ich, und diesmal klingt meine Stimme lauter, drängender. »Bitte«, füge ich hinzu, und ich ziehe meine Sachen aus und lege mich bereitwillig über seinen Schoß. Ungeduldig warte ich auf das süße, tröstliche Gefühl, das die Unterwerfung mit sich bringt, auf den erotischen Lohn, die Lust, die mit dem Schmerz einhergeht.

39
    Die Polizei hat Ian noch nicht festgenommen, aber seine Verhaftung steht kurz bevor. Sie haben seine Wohnung durchsucht und den Schuhkarton unter seinem Bett gefunden. Alles war voll von seinen Fingerabdrücken – das Klebeband, die Fotos, Billys Armreif, das Messer, die Schachtel selbst. Ian gibt zu, daß ihm das Messer gehört – es handelt sich um eines seiner Schnitzmesser, das er angeblich schon seit Wochen vermißt hat –, aber er schwört, alles andere noch nie gesehen zu haben. Die Ermittlungen beginnen von neuem, diesmal mit Ian als Hauptverdächtigem.
    Er hat viele Anrufe auf meinem Band hinterlassen. Jedesmal drängt er mich, ihn zurückzurufen, und bittet mich um Hilfe. Aber ich rufe ihn nicht zurück. Ich habe Ian nichts zu sagen, und ich werde ganz bestimmt nichts unternehmen, um ihm zu helfen. Sein Verrat hat mich schwer getroffen. Ich komme mir wie eine Närrin vor, weil ich ihm so lange vertraut habe. Wie die meisten Leute war ich immer stolz auf meine Menschenkenntnis.
Ich war mir sicher, daß ich, wenn man mir zwei Männer gegenüberstellen würde, problemlos sagen könnte, wer von beiden der Mörder ist. Von wegen. Inzwischen habe ich jedes Vertrauen in meine Urteilskraft verloren. Ich bin Ian total auf den Leim gegangen. Selbst jetzt, wo alle Beweise gegen ihn sprechen, habe ich Schwierigkeiten mir vorzustellen, wie er sich mit einem Messer in der Hand über Frannys gefesselten Körper beugt. Soviel zu meinem Instinkt.
     
    Ich fahre gerade meinen Honda rückwärts aus der Garage und werfe einen Blick in den Rückspiegel, als plötzlich Ians blauer Bronco um die Kurve geschossen kommt. Ich steige auf die Bremse und schaffe es gerade noch, eine Karambolage zu verhindern. Dann nehme ich den Gang heraus, lasse aber den Motor laufen. Im Spiegel sehe ich Ian aus seinem Wagen springen und zielstrebig auf mich zueilen. Er wirkt stämmig und würde in seinem grauen Nadelstreifenanzug wie ein Gangster aussehen, wären da nicht sein jungenhaftes Gesicht und das flachsblonde Haar. Sein sonst so glattes, freundliches Gesicht ist heute zu einer finsteren, häßlichen Grimasse verzogen. Kurz bevor er meinen Wagen erreicht, betätige ich die Zentralverriegelung.
    »Verdammt noch mal, Nora!« sagt er, als er das Klicken hört. Er zerrt am Türgriff, aber die Wagentür läßt sich nicht öffnen.
    »Warum tust du das?« Er beugt sich zu mir herunter. Sein wütendes Gesicht und die breiten Schultern füllen das ganze Fenster aus. Seine Nasenspitze berührt die Scheibe. Er drückt sie platt, bis sie den Durchmesser eines Zehncentstücks hat. »Warum?« schreit er, und ich zucke zurück, will mich vom Fenster wegbewegen, aber der Sicherheitsgurt und der Schalensitz halten mich fest. Er schlägt mit der flachen Hand auf das Dach meines Wagens. Sein Schlag macht ein lautes, blechernes Geräusch. Dann geht er ein paar Schritte weg und
schüttelt den Kopf. Er bleibt stehen und dreht sich um, die Hände fest in die Hüften gestemmt. Seine Brust hebt und senkt sich heftig; er ist offensichtlich bemüht, seine Wut zu zähmen.
    Ein Nachbarhund bellt einen vorbeifahrenden Wagen an, und ein kleiner, vielleicht vier- oder fünfjähriger Junge in Jeans schlurft an Frannys Cadillac vorbei. Er zieht einen

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