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Brennende Fesseln

Brennende Fesseln

Titel: Brennende Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Reese
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und starrt mich an. Sein Blick ist haßerfüllt, wie ich es noch nie gesehen habe.
    Er sagt: »Also gut, ich werde dir erzählen, was passiert ist. Aber es wird dir nichts bringen. In dem anderen Video bin ich nicht zu sehen, und dieses wird dir auch nichts nützen. Die Aufnahme entsteht unter Zwang. Außerdem werden Videoaufnahmen vor Gericht sowieso nicht zugelassen.«
    Ich gebe ihm keine Antwort. Ich habe keine Ahnung, ob Videos zugelassen werden oder nicht, aber wenn Joe dieses Geständnis sieht, wird er dafür sorgen, daß M. ins Gefängnis wandert. »Schieß los!« sage ich.
    M. zögert. Er verzieht trotzig die Lippen. Dann sagt er: »Binde erst meine Beine los.«
    »Nein.«
    »Ich habe schon einen Krampf. Wenn du meine Beichte hören willst, mußt du meine Beine losbinden.«
    Ich überlege. Ich habe keine Lust, mit ihm zu verhandeln – und sein Wohlergehen interessiert mich nicht –, aber ich stehe so kurz davor zu erfahren, wie Franny gestorben ist, daß ich
versucht bin, ihm seinen Wunsch zu erfüllen. Die Ungeduld ist wie ein quälender Juckreiz, der nach Linderung verlangt. Ich kann keine Minute länger warten. Ich muß die Wahrheit wissen. Nachdenklich blicke ich auf M. hinunter. Solange seine Arme angekettet sind, kann er mir nichts tun. Ich binde seine Beine los und trete ein Stück zurück, falls er auf die Idee kommen sollte, nach mir zu treten.
    »Okay«, sage ich. »Jetzt rede!«
    »Ich werde reden. Aber wir werden es auf meine Weise machen. Ich werde dir erst ein paar Dinge erklären, bevor ich dir das mit Franny erzähle.«
    »Alles andere interessiert mich nicht.«
    »Zu schade. Du wirst es dir trotzdem anhören müssen.«
    Ich verschränke die Arme. M. spürt meine Ungeduld, und er glaubt einmal mehr, mich an der Kette zu haben. Ich fühle seinen kalten, harten Manipulationsversuch so deutlich, als wäre mein Hals durch schwere Edelstahlglieder mit seiner Hand verbunden. Ich will wissen, wie er Franny umgebracht hat, will alles darüber hören. Er weiß das, aber er hat keine Macht mehr über mich. Die Kette ist gerissen. Ich werde mir seine Erklärungen anhören, aber das wird am Ausgang der Geschichte nichts ändern. Ich werde sein Geständnis bekommen. Er wird ins Gefängnis wandern.
    »Das ist nicht das Ende, das ich für uns geplant hatte«, sagt er. Sein Blick ist wieder selbstsicher, sein Gesicht eine leere Wand der Gleichgültigkeit, als wären wir niemals ein Liebespaar gewesen.
    »Fang endlich an zu reden«, sage ich.
    Zwischen seinen Brauen erscheint eine kleine Falte. Einen Moment lang wirkt er zerstreut, als hätte er Schwierigkeiten zu entscheiden, womit er anfangen soll.
    »Als erstes«, beginnt M., »möchte ich dir von Ian erzählen.«
    Als er Ians Namen erwähnt, werde ich plötzlich von Schuldgefühlen überwältigt. Erst jetzt wird mir bewußt, was ich Ian
angetan habe. Ich erkenne das Ausmaß meines Irrtums. Ungeduldig erwarte ich, was er mir über Ian zu sagen hat.
    »Ja«, fährt er mit höhnischer Stimme fort. »Ich möchte, daß du weißt, daß Ian – den du immer als so edelmütig und gut gepriesen hast, als deinen treuen, liebevollen Ian – dich betrogen hat.«
    Ich ziehe diese Möglichkeit kurz in Betracht, verwerfe den Gedanken aber sofort wieder. Ich hätte es gemerkt, wenn Ian mit einer anderen geschlafen hätte; ich hätte es gespürt. »Du lügst. Und selbst wenn es so wäre, hätte er es dir nicht erzählt.«
    Er sieht mich gelassen an. »Ach nein? Weißt du denn nicht, daß er und ich Busenfreunde waren? Alles andere hat er mir auch erzählt, warum also nicht auch das?«
    Ich antworte nicht.
    »Nun, du hast recht«, sagt er. »Er hat es mir nicht erzählt – das war auch gar nicht nötig. Weil ich nämlich derjenige bin, mit dem er dich betrogen hat. Dein süßer Ian hat zum ersten Mal einen Schwanz gekostet.«
    »Du lügst.«
    »Nora, Nora, Nora.« Er schnalzt höhnisch mit der Zunge. »Wann wirst du es je lernen? Du weißt doch, daß ich immer die Wahrheit sage.« Er lächelt. »Na ja, fast immer. Du verstehst sicher, warum ich dir nicht sagen konnte, daß ich Franny getötet habe. Aber alles andere, was ich dir erzählt habe, hat gestimmt.«
    Ich gebe noch immer keine Antwort.
    »Ich sehe schon, ich werde dich erst überzeugen müssen. Wie du willst.« Er streckt seine Beine. Dann sieht er mich an und sagt: »Ian ist nach dem Squashspielen gelegentlich mit zu mir gekommen – auf einen Drink, manchmal auch zum Essen. Ich war ein so mitfühlender

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