Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennende Fesseln

Brennende Fesseln

Titel: Brennende Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Reese
Vom Netzwerk:
Ian eine Schlaftablette in den Drink getan. Weißt du, ich hatte an dem Abend einiges zu erledigen. Ich mußte Ian für eine Weile außer Gefecht setzen, lange genug, um seine Fingerabdrücke auf einige Gegenstände zu bringen, mir seinen Hausschlüssel auszuborgen und einen kleinen Trip nach Sacramento zu machen.« Er lächelt. »Du bist so leicht zu manipulieren, Nora. Genauso leicht wie Franny. Und Ian. Ich wußte genau, daß du seine Wohnung durchsuchen würdest.«
    Ich spüre einen Stich im Herzen. Ich habe Ian in solche Schwierigkeiten gestürzt, ihn des Mordes verdächtigt, meinen Verdacht der Polizei mitgeteilt und sie zu den Beweisen geführt, die seine Verhaftung beschleunigten. Und selbst nachdem ich zur Polizei gegangen war, hat Ian mir noch gesagt, daß er mich liebt. Bei ihm wurzeln Treue und Vertrauen viel tiefer als bei mir. Ich weiß jetzt, wie dumm es war, ihn gehen zu lassen, und ich fürchte, daß ich das mein Leben lang bereuen werde.
    M. lächelt sein arrogantes Lächeln. Ich warte darauf, daß er weiterspricht.
    »Bist du sicher, daß du den Rest hören möchtest?« fragt er schließlich. »Ich kann dir gern erzählen, was mit Franny passiert ist, aber was bringt dir das? Mein Geständnis wird vor Gericht nicht als Beweismaterial zugelassen werden. Du wirst dich bloß ärgern und den Rest deines Lebens frustriert sein, weil du nichts mit deinem Wissen anfangen kannst.« Er hebt den Kopf und fragt: »Wäre es da nicht besser, die Wahrheit nicht zu kennen?«
    Der besorgte Unterton in seiner Stimme ist geheuchelt, daran besteht kein Zweifel. »Nein.«
    »Gut«, antwortet er und läßt den Kopf wieder aufs Kissen
sinken. Ich entdecke einen Ausdruck der Befriedigung auf seinem Gesicht, so als habe er es mir ohnehin erzählen wollen. Er tut, als hätte er auch diesmal das Sagen. Nach unserem Gespräch zu urteilen, könnte man meinen, unsere Rollen wären genau andersherum verteilt – ich in Fesseln, er ein freier Mann –, aber ich weiß, daß M., wenn er die Wahl hätte, nicht mit einem Geständnis herausrücken würde.
    »Sehr gut«, sagt er. »Ich habe gehofft, daß du so antworten würdest. Weißt du, ich bin richtig froh, daß ich dir erzählen kann, was passiert ist. Ich muß es endlich mal jemandem erzählen  – genau wie du über deine Abtreibung und die Sterilisation reden mußtest. Das kannst du doch verstehen, nicht wahr? Natürlich kannst du das. Schließlich war ich dein Beichtvater. Jetzt sei du meiner. Indem du mir zuhörst, tust du mir einen großen Gefallen. Du wirst mich von meinen Schuldgefühlen befreien.«
    Er zieht eine Augenbraue hoch. »Aha«, sagt er. »Deine Miene verrät mir, daß du mich gar nicht für fähig hältst, so etwas wie Schuld zu empfinden. Was die Art angeht, wie ich Franny behandelt habe, bereue ich tatsächlich nichts – insofern hast du recht –, aber daß sie sterben mußte, tut mir leid. Es war ein bedauernswerter Unfall.«
    Seine Formulierung läßt mich zusammenzucken: ein bedauernswerter Unfall. »Wenn du glaubst, daß du bei mir Vergebung finden wirst, hast du dich getäuscht«, sage ich.
    »Nicht finden , Nora. Ich werde sie mir nehmen . Seine Sünden einzugestehen ist der erste Schritt zur Absolution. Das weißt du doch. Und wer sollte mir die Beichte abnehmen, wenn nicht du? Eine Ironie des Schicksals, findest du nicht? Ich gebe dir die Wahrheit, die du suchst, und du gibst mir – ohne es zu wollen – meinen Seelenfrieden.« Er grinst höhnisch.
    »Erinnerst du dich, daß ich dir erzählt habe, Franny hätte mir nichts abschlagen können? Das entsprach nicht der Wahrheit.
Es gab ein paar Dinge, die zu tun sie sich weigerte, darunter einige sehr gefährliche Sachen. Daß sie ablehnte, hat mir etwas mehr Respekt vor ihr eingeflößt – auch wenn ich ihr das nie gesagt habe. Ganz im Gegenteil, ich habe sie teuer für ihren Ungehorsam bezahlen lassen. Sie hat sich mit ihrer Weigerung ziemlich viele Peitschenhiebe eingehandelt. Aber nachdem ich mit ihr gebrochen hatte, erklärte sie, daß ich in Zukunft alles mit ihr tun dürfe. Ich glaube, sie bildete sich ein, daß ich der einzige Mann war, der sie jemals lieben würde. Sie wollte mich einfach nicht loslassen. Ihr Tagebuch endet zwei Wochen vor ihrem Tod, du weißt also nicht, wie sie danach war. Sie rief mich jeden Tag an, manchmal fünf- oder sechsmal, und entpuppte sich als richtige Nervensäge. Mein Gott, war sie hartnäckig! Ich versuchte, freundlich zu sein, aber nichts, was ich

Weitere Kostenlose Bücher