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Brennende Fesseln

Brennende Fesseln

Titel: Brennende Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Reese
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lasse sie zuschnappen. Die Kette hängt locker durch, er muß den Arm nicht strecken, so daß er nichts spürt. Seinen anderen Arm unterziehe ich der gleichen Prozedur.
    Ich trete einen Schritt zurück und sehe ihn mir an, wie er nackt und mit schlappem Schwanz daliegt. Frannys Mörder. Bei diesem Anblick empfinde ich nichts als Abscheu. Ich ziehe den Gürtel aus seiner Hose und schlinge ihn um seinen Hals. Dann hole ich zwei Stricke aus der Kommode und binde seine Beine am Bettrahmen fest. Ich gehe zum Videorecorder hinüber und schalte ihn an. Franny weint, während die Kamera sie umkreist und Rameau sie leckt. M. schläft noch immer. Ich drehe den Ton lauter.
    Er schreckt hoch. Verwirrt starrt er auf den dröhnenden Bildschirm. Erst jetzt merkt er, daß seine Arme an die Wand gekettet sind. Er verdreht Kopf und Schultern, um besser sehen zu können, und bemerkt den Gürtel um seinen Hals. Er richtet seinen Blick wieder auf mich.
    »Mach mich sofort los!« sagt er in strengem Ton. »Auf der Stelle.«
    Er spielt noch immer den Erzieher. Er glaubt, nach wie vor Macht über mich zu haben.
    Ich stelle den Ton leiser. »Warum hast du mir das Video gezeigt?«
    »Du wolltest nicht glauben, daß ich Franny wirklich dazu gebracht habe, es mit dem Hund zu treiben. Ich wollte, daß du weißt, daß ich immer die Wahrheit sage.« In seiner ruhigen Stimme schwingt keine Reue.
    »Aber du hast mir nicht die Wahrheit gesagt«, erkläre ich. »Du hast mir nie die Wahrheit gesagt.«

    »Schließ die Handschellen auf«, sagt er. »Je länger du sie dranläßt, desto härter werde ich dich bestrafen.«
    Ich ignoriere ihn. Ich höre Franny weinen, und ich höre, wie ihr M. schreiend verbietet, sich von der Stelle zu bewegen. Seine Worte machen mich wütend. Ich stelle den Ton noch leiser. »Ich war mit allem einverstanden, was wir gemacht haben. Wenn ich auch manches nur widerwillig getan habe, war ich doch grundsätzlich einverstanden. Es war okay. Aber Franny war nicht einverstanden, sie wollte nichts von alledem. Du hast ihr diese Dinge aufgezwungen. Du … du bist zu weit gegangen. Es muß gewisse Grenzen geben.«
    Er lächelt über meine Worte und sieht mich mit selbstgefälliger Miene an. Er ist sich noch immer nicht bewußt, was für einen schweren Fehler er begangen hat. Er weiß nicht, daß sich zwischen uns eine unüberbrückbare Kluft aufgetan hat. »Grenzen«, sagt er milde. »Das ist ein bürgerliches Konzept.«
    »Du kannst nicht einfach tun, wonach dir gerade ist.«
    »Ich sehe keinen Grund, warum ich das nicht können sollte.«
    »Weil du damit andere Menschen verletzt. Du hast Franny verletzt. Du hättest ihr diese Dinge nicht antun dürfen. Das war unmoralisch.« Meine Stimme bebt vor Wut.
    Er stößt ein verächtliches Lachen aus. »Unmoralisch?« wiederholt er. »Es hat sie niemand gezwungen, bei mir zu bleiben. Sie hätte jederzeit gehen können. Sie ist freiwillig geblieben. Es war ihre Entscheidung, nicht meine.«
    »Sie konnte dir nichts abschlagen.«
    »Und jetzt willst du mich für ihre Schwäche verantwortlich machen?«
    »Ja«, sage ich, »du trägst die Verantwortung.« Ich höre, wie gepreßt meine Stimme klingt, spüre, wie die Wut in mir hochkocht, und bemühe mich, ruhig zu bleiben und die Selbstbeherrschung nicht zu verlieren. Ich würde ihn am liebsten tot sehen, und ich weiß, daß ich ihn in meinem momentanen Zustand
ohne weiteres umbringen könnte. »Du warst der stärkere von euch beiden«, sage ich. »Du hättest an die Folgen deines Handelns denken müssen.«
    »Folgen? Was für Folgen? Ich habe wegen der Dinge, die ich mit ihr gemacht habe, kein schlechtes Gewissen. Sie war schließlich erwachsen. Sie hat freiwillig mitgemacht.«
    Er hat noch immer nicht begriffen, daß ich weiß, daß er Franny getötet hat. Er glaubt, daß ich wegen der Sache mit Rameau wütend bin, und wegen all der anderen sadistischen Akte, die er Franny aufgezwungen hat. Ich funkle M. böse an. Kalt erwidert er meinen Blick.
    Er sagt: »Sie hat ihre eigenen Entscheidungen getroffen. Vielleicht waren sie schlecht für sie, aber sie hat sie selbst getroffen. Warum sollte ich mich deswegen schuldig fühlen? Es hat mir Spaß gemacht, sie mit Rameau zu sehen – genau, wie es mir Spaß gemacht hat, dich mit ihm zu sehen. Ich weiß, was ich will, Nora, und ich nehme es mir. So einfach ist das.«
    »Diesmal nicht«, sage ich und schüttele den Kopf. »Nicht mit mir. Beinahe wäre ich dir auf den Leim gegangen. Du hast gesagt,

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