Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless
Augenblicke später wand sich die Französin unter dem Apparat hervor, stand auf und rieb sich den Kopf. Diese Handlung trug nur noch weiter zu der enormen Ansammlung von Schmierölflecken bei, mit denen ihr hübsches Gesicht beschmiert war.
»Ah, Lady Maccon, wie reizend! Ich hatte mich bereits gefragt, wann Sie uns aufspüren würden.«
»Ich wurde notgedrungen von Ehemännern und Ivys aufgehalten«, erklärte Alexia.
»Bedauerlicherweise geschieht so etwas zwangsläufig, wenn man verheiratet und befreundet ist«, meinte Madame Lefoux mitfühlend.
Lady Maccon beugte sich vor, ihren Sonnenschirm als Stütze benutzend, und versuchte unter den Apparat zu spähen. Allerdings machte ihr Korsett dies so gut wie unmöglich, deshalb wandte sie sich wieder der Französin zu. »Konnten Sie schon herausfinden, welcher Natur das Problem ist?«
»Nun, es ist ohne Zweifel die Sendekammer, deren Funktion gestört ist. Die Empfangskammer scheint voll funktionstüchtig zu sein. Es ist schwer zu sagen, ohne eine tatsächliche Übertragung irgendeiner Art durchzuführen.«
Um Bestätigung ersuchend sah Alexia den Claviger an, und der junge Mann nickte. Er schien nicht viel zu sagen zu haben, doch er war begierig zu helfen. Nach Alexias Ansicht waren das die besten Charaktereigenschaften.
»Nun«, sagte Lady Maccon, »wie spät ist es?«
Der junge Gentleman zog eine kleine Taschenuhr hervor und ließ sie aufschnappen. »Halb elf.«
»Wenn Sie ihn bis um elf so weit hinbekommen, können wir versuchen, Lord Akeldama auf seinem Äthografen zu erreichen«, sagte Lady Maccon zu Madame Lefoux. »Sie erinnern sich doch, er gab mir die Codes, einen Röhrenfrequensor und ein Zeitfenster um elf Uhr für freie Übertragungen.«
»Aber wenn er unsere Resonanz nich’ hat, was nützt das dann? Er wird nich’ in der Lage sein, uns zu empfangen.« Der Claviger ließ seine Taschenuhr zuschnappen und verstaute sie wieder in der Westentasche.
»Er hat ein multi-adaptives Modell, das nicht über kristallines Kompatibilitätsprotokoll betrieben wird«, erklärte ihn Madame Lefoux. »Er muss nichts weiter tun, als während des angegebenen Zeitfensters einen Suchlauf nach Übertragungen an seine Frequenz durchzuführen. Und wir können ihn empfangen, weil Lady Maccon die entsprechende Röhrenkomponente besitzt.«
Daraufhin sah der Claviger sogar noch erstaunter aus als ohnehin schon.
»Soweit ich weiß, sind sie eng miteinander befreundet.« Madame Lefoux schien das Gefühl zu haben, dass damit alles erklärt wäre.
Alexia lächelte. »Am Abend meiner Hochzeit hielt ich seine Hand, damit er sich den Sonnenuntergang ansehen konnte.«
Nun wirkte der Claviger vollends verwirrt – und erneut verwirrter als ohnehin schon (sein Gesicht machte es ihm nicht gerade einfach, die gesamte Bandbreite menschlicher Emotionen auszudrücken).
Madame Lefoux erklärte es ihm. »Lord Akeldama ist ein Vampir.«
Erschrocken keuchte der junge Mann auf. »Er gab sein Leben in Ihre Hände?«
Lady Maccon nickte. »Und mir eine Kristallröhre anzuvertrauen, so technisch unverzichtbar sie auch sein mag, ist im Vergleich dazu keine allzu große Sache, oder?«
Madame Lefoux zuckte mit den Schultern. »Da wäre ich mir nicht so sicher, Mylady. Damit möchte ich sagen: Das eigene Leben ist eine Sache, die eigene Technik eine völlig andere.«
»Nichtsdestotrotz kann ich Ihnen die Mittel zur Verfügung stellen, mit denen Sie die Leistungsfähigkeit dieses Äthografen testen können, sobald er repariert wurde.«
Der Claviger bedachte sie mit einem Blick wachsenden Respekts. »Sie sind ein tüchtiges Frauenzimmer, Lady Maccon.«
Alexia war sich nicht sicher, ob sie sich geschmeichelt oder beleidigt fühlen sollte, deshalb entschied sie sich, die Bemerkung einfach zu ignorieren.
»Also, dann mache ich mich mal an die Arbeit.« Madame Lefoux drehte sich um, kroch zurück unter den Transmitter und nahm ihre Tätigkeit dort wieder auf.
Wenige Augenblicke später klangen gedämpfte Worte unter dem Apparat hervor.
»Wie meinten Sie bitte?«
Madame Lefouxs Kopf tauchte noch einmal auf. »Ich fragte, ob Sie eine Nachricht an Lord Akeldama eingravieren möchten, während ich hier zu tun habe?«
»Gute Idee!« Lady Maccon wandte sich an den Claviger. »Wären Sie so freundlich, für mich eine leere Rolle, einen Füllfederhalter und etwas Säure aufzutreiben?«
Der junge Mann sprang sofort los, um ihr den Gefallen zu tun. Während sie auf die nötigen Utensilien wartete,
Weitere Kostenlose Bücher