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Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless

Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless

Titel: Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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ist nichts weiter als ein gurrender, wankelmütiger Flatterer ! Und mit einer Person von solch schwachem Charakter möchte ich nichts mehr zu tun haben.«
    Lady Maccon war sich nicht ganz sicher, ob es Sinn machte, sich mit Miss Hisselpenny zu unterhalten, wenn sie in so einer Stimmung war. An Ivy-die-Schockierte und an Ivy-die-Plaudertasche war sie gewöhnt, doch Ivy-voll-des-Zorns war ein völlig neues Geschöpf. Sie entschied sich für einen strategischen Rückzug. »Du brauchst eindeutig eine Tasse Tee, die dich stärkt, meine Liebe. Sollen wir gehen und sehen, ob wir welchen auftreiben können? Sogar die Schotten müssen doch irgendetwas zu trinken haben.«
    Miss Hisselpenny holte tief Luft. »Ja, ich glaube, du hast recht. Ausgezeichnete Idee!«
    Fürsorglich geleitete Lady Maccon ihre Freundin die Treppe hinunter und in einen der kleineren Salons, wo sie auf zwei Claviger trafen. Die jungen Männer waren nur zu gerne bereit, den Tee zu besorgen, Miss Hisselpenny jeden Wunsch von den Augen abzulesen und ganz allgemein den Damen zu beweisen, dass in den Highlands die guten Manieren nicht mit den dazugehörigen Hosen völlig abhandengekommen waren. Infolge dessen verzieh Ivy ihnen die Kilts.
    Lady Maccon überließ ihre Freundin dem anregenden Akzent und der aufmerksamen Fürsorge der beiden jungen Männer und machte sich auf die Suche nach Madame Lefoux und dem kaputten Äthografen, in der Hoffnung, etwas mehr über seine Funktionsweise erfahren zu können.
    Es dauerte eine Weile, bis sie die riesige Maschine ausfindig machen konnte. Castle Kingair war eine richtige Burg und ließ die sparsame Raumaufteilung und den rasterförmigen Grundriss von Woolsey Castle ganz und gar vermissen. Das Gemäuer war stattdessen sehr weitläufig und verwirrte den Besucher durch zusätzliche Zimmer, Türme und überflüssige Treppenhäuser. Lady Maccon ging logisch an die Sache heran (was vermutlich ihr Fehler war). Sie mutmaßte, dass sich der Äthograf in einem der vielen Burgtürmchen befinden musste, die Frage war nur, in welchem davon. Es gab eine ausgesprochene Menge von Türmen. Sie waren ganz auf äußere Verteidigung bedacht, diese Schotten.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sie die Wendeltreppe jedes einzelnen Türmchens erklommen hatte, doch sie erkannte, dass sie auf der richtigen Spur war, als sie jemanden fluchen hörte. Auf Französisch natürlich und selbstverständlich in Worten, die sie nicht kannte, an deren profaner Natur sie jedoch keinen Zweifel hegte. Madame Lefoux schien irgendeine Art von Ungemach zu verspüren.
    Als sie den Raum schließlich erreichte, fand sich Alexia Angesicht zu Angesicht – oder vielmehr Angesicht zu Kehrseite – mit einem weiteren guten Grund konfrontiert, warum die Erfinderin Hosen trug. Madame Lefoux lag auf dem Rücken und halb unter dem Apparat, sodass nur Beine und Gesäß sichtbar waren. Hätte sie Röcke getragen, wäre das eine höchst unschickliche Stellung gewesen.
    Der äthografische Transmitter von Castle Kingair stand erhöht auf kleinen Füßen. Er sah ein wenig aus wie zwei miteinander verbundene Aborthäuschen auf Schemelbeinen. Alles war mit Gaslampen hell erleuchtet; das Rudel hatte bei diesem Raum eindeutig keine Kosten gescheut. Außerdem war es sauber.
    Lady Maccon verrenkte sich den Hals, um in dem dunklen Inneren der Kammer, unter der Madame Lefoux arbeitete, etwas erkennen zu können. Anscheinend war es die Sendemechanik, die Probleme bereitete. Die Französin hatte eine Hutschachtel in greifbarer Nähe stehen, die offenbar gar keine Hutschachtel war, sondern eine bestens getarnte Werkzeugkiste. Sofort wünschte sich Lady Maccon, ebenfalls eine zu besitzen – so viel unauffälliger als eine Aktentasche.
    Der bebrillte Claviger mit dem stets panisch wirkenden Gesichtsausdruck kauerte neben der »Hutschachtel« und reichte der Erfinderin nacheinander eine Reihe merkwürdig aussehender Werkzeuge.
    »Den Magnetmotorenmodulationsjustierer, wenn Sie so freundlich wären«, bat Madame Lefoux, und ein langes, stockähnliches Instrument mit einem Korkenzieher aus Messing an einem Ende und einer mit leuchtender Flüssigkeit gefüllten Glasröhre am anderen wurde ihr gereicht. Kurz danach wurde ein weiterer Fluch ausgestoßen, das Werkzeug dem Claviger zurückgereicht und nach einem anderen verlangt.
    »Grundgütiger!«, entfuhr es Alexia. »Was machen Sie denn da?«
    Es gab einen dumpfen Schlag, Madame Lefouxs Beine zappelten, und weitere Flüche folgten.

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