Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless
einen Spaziergang zu unternehmen. Der Regen hatte leicht nachgelassen, und es sah aus, als würde es ein ganz annehmbarer, wenn auch nicht übermäßig freundlicher Tag werden. Lady Maccon entschied, dass sie ruhig ein bisschen weniger Rücksicht auf die gesellschaftlichen Normen nehmen konnte, da sie sich ja auf dem Land befanden, deshalb tauschte sie ihr Tageskleid nicht gegen ein Promenadenkleid, sondern schlüpfte einfach nur in bequeme feste Schuhe.
Zu Lord und Lady Maccons Pech entschieden Miss Loontwill und Miss Hisselpenny, sie zu begleiten. Das nötigte ihnen eine gewisse Wartezeit ab, in der sich die beiden Damen umzogen, doch da sich Tunstell rar gemacht hatte, wurde dieses Unterfangen mit weniger Rivalität betrieben, als es ansonsten der Fall gewesen wäre. Alexia fürchtete bereits, dass sie nicht mehr vor der Teestunde aus dem Haus kommen würden, als die beiden jungen Damen endlich erschienen, mit Sonnenschirmen und Hüten bewaffnet. Das erinnerte Alexia an ihren eigenen Parasol, den sie fast vergessen hätte, was zu einer weiteren Verzögerung führte. Eine Armada für eine Seeschlacht flottzumachen wäre vermutlich einfacher gewesen!
Schließlich zogen sie los, doch kaum hatten sie das kleine Wäldchen am südlichen Ende des Grundstücks erreicht, als sie auf den Kingair-Gamma Lachlan und den Beta Dubh trafen, die mit tiefen, wütenden Stimmen ein hitziges Streitgespräch führten.
»Alles vernicht’n!«, sagte der Gamma gerade. »So könn’n wir nich’ weiterleb’n.«
»Nich’, bis wir wiss’n, was und warum.«
Die beiden bemerkten das sich nähernde Grüppchen und verstummten.
Die Höflichkeit verlangte, dass sie sich der größeren Gruppe anschlossen, und mit Felicitys und Ivys Hilfe gelang es Alexia tatsächlich, eine einigermaßen manierliche Unterhaltung in Gang zu bringen. Beide Männer zeigten sich schon für Gewöhnlich nicht sonderlich gesprächig, und eindeutig war dem ganzen Rudel ein Maulkorb verordnet worden. Allerdings zogen solche Anordnungen nicht in Betracht, mit welchem Erfolg eiserne Entschlossenheit und naiver Leichtfertigkeit eine Zunge lösen konnten.
»Ich weiß, dass Sie in Indien an der Front gedient haben, Gentlemen. Wie tapfer Sie sein müssen, gegen solche Wilden zu kämpfen!« Mit großen Augen sah Miss Hisselpenny die beiden Männer an, in der Hoffnung auf Geschichten von bravourösem Heldentum.
»Dort wird nicht mehr viel gekämpft, nur noch ein paar kleinere Scharmützel, um die Einheimischen ruhig zu halten«, wandte Lord Maccon ein.
Dubh warf ihm einen bösen Blick zu. »Und woher willst du das wissen?«
»Oh, aber wie ist es denn dort nun wirklich?«, fragte Ivy. »In der Zeitung liest man ja die eine oder andere Geschichte, aber man bekommt kein richtiges Gefühl für diese Gegend.«
»Heißer als beim Teufel in der …«
In Erwartung unziemlicher Reden schnappte Miss Hisselpenny entsetzt nach Luft, und Dubh riss sich zusammen. »Nun ja, heiß eben.«
»Und das Essen schmeckt nich besonders gut«, fügte Lachlan hinzu.
»Wirklich?« Das interessierte Alexia. Essen interessierte Alexia immer. »Wie absolut grauenhaft!«
»Sogar in Ägypten war’s besser.«
»Oh.« Miss Hisselpennys Augen wurden noch größer. »In Ägypten waren Sie auch?«
»Natürlich waren sie in Ägypten«, sagte Felicity abfällig. »Jeder weiß, dass das zurzeit einer der wichtigsten Häfen des Empire ist. Ich habe nämlich ein leidenschaftliches Interesse am Militär, wissen Sie? Wie ich hörte, müssen die meisten Regimenter dort einen Zwischenhalt einlegen.«
»Ach, wirklich?« Blinzelnd versuchte Ivy den geografischen Grund dahinter zu erfassen.
»Und wie fanden Sie Ägypten?«, fragte Alexia höflich.
»Auch heiß«, schnauzte Dubh kurz angebunden.
»Scheint bei den meisten Orten der Fall zu sein, wenn man sie mit Schottland vergleicht«, raunzte Lady Maccon zurück.
» Sie haben’s sich ausgesucht, uns zu besuchen«, erinnerte er sie.
»Und Sie haben es sich ausgesucht, nach Ägypten zu gehen.« Alexia war niemand, der sich vor einem verbalen Zweikampf drückte.
»Nich’ ganz. Die Rudel sind Königin Victoria zum Dienst verpflichtet.« Die Unterhaltung wurde etwas angespannt.
»Aber das muss nicht zwangsläufig der Militärdienst sein.«
»Wir sind keine Einzelgänger, die den Schwanz zwischen die Hinterläufe klemmen und im Heimatland herumschleichen.« Dubh sah doch tatsächlich Lord Maccon hilfesuchend an, damit dieser ihm gegen seine reizbare
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