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Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless

Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless

Titel: Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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alte Knochen. Sie schwenkte den Schirm hin und her, um sicherzustellen, dass die Flüssigkeit den ganzen Körper bedeckte, stellte ihn dann aufgespannt über den Leib der Mumie und wich zurück. Der stechende Geruch von ätzender Säure durchdrang die Luft, und Alexia ging noch ein Stück weiter zurück. Dann folgte ein Gestank, wie sie ihn noch nie zuvor gerochen hatte: der endgültige Tod uralter Knochen, eine Mischung aus muffigem Dachboden und altem Blut.
    Das abstoßende Gefühl, das von der Mumie ausging, wurde schwächer. Der Körper selbst löste sich auf und verwandelte sich in eine klumpige Pfütze braunen Breis, in dem unregelmäßige Knochen- und Hautstücke lagen. Sie war nicht länger als menschlich zu erkennen.
    Der Sonnenschirm sprühte weiter, und Säure fraß sich in die steinernen Stufen.
    Hinter Alexia, im Innern von Castle Kingair, am oberen Ende der großen Treppe, kreischte Ivy Hisselpenny.
    Auf der anderen Seite der britischen Insel stand eine unscheinbare Mietdroschke vor einem offenbar ganz gewöhnlichen, wenn auch teurem Stadthaus in einer diskret eleganten Gegend in der Nähe von Regent’s Park. In der Droschke saßen Professor Randolph Lyall und Major Channing Channing von den Chesterfield Channings und warteten. Es war ein gefährlicher Ort für Werwölfe, unmittelbar vor dem Westminster-Haus. Es war sogar doppelt gefährlich, da sie keine offizielle Befugnis hatten, sich hier zu befinden. Falls BUR davon erfuhr, da war Lyall ziemlich sicher, würde er seinen Job verlieren und der Major unehrenhaft entlassen werden.
    Sie fuhren beide regelrecht zusammen – eine wahre Leistung für Werwölfe –, als die Tür der Mietdroschke aufgerissen wurde und jemand ins Innere sprang.
    »Losfahren!«
    Major Channing schlug mit seiner Pistole gegen das Dach der Kabine, und die Kutsche ruckte mit einem Satz vorwärts. Die Hufe des Pferdes erzeugten ein schrecklich lautes Geklapper in der Stille der Londoner Nach.
    »Nun?«, fragte Channing ungeduldig.
    Lyall griff hinunter, um dem jungen Mann dabei zu helfen, das Gleichgewicht und seine Würde zurückzuerlangen.
    Biffy schleuderte das schwarze Samtcape zurück, das sich bei seinem waghalsigen Sprung in die Sicherheit der Kutsche um ihn geschlungen hatte. Es entzog sich Lyall völlig, inwieweit ein Cape bei einem Einbruch hilfreich sein konnte, doch Biffy hatte darauf bestanden, »sich der Rolle gemäß zu kleiden«, wie er es ausgedrückt hatte.
    Professor Lyall grinste den Jüngling an. Er war ein ziemlich gut aussehender Gentleman. Was immer man sonst auch über Lord Akeldama sagen mochte – und man konnte eine ganze Menge sagen –, er zeigte ausgezeichneten Geschmack bei der Wahl seiner Drohnen. »Also, wie ist es gelaufen?«
    »Oh, sie haben schon einen. Direkt unter dem Dach. Ein etwas älteres Modell als der von meinem Meister, aber er schien in gutem, funktionstüchtigem Zustand zu sein.«
    Ein gut aussehender und tüchtiger Gentleman.
    »Und?« Fragend zog Professor Lyall eine Augebraue hoch.
    »Sagen wir einfach, dass er einstweilen höchstwahrscheinlich nicht mehr so funktionstüchtig ist wie noch vor Kurzem.«
    Major Channing musterte Biffy argwöhnisch. »Was haben Sie gemacht?«
    »Nun ja, sehen Sie, da war diese Kanne voll Tee, die stand einfach so da …« Er verstummte vielsagend.
    »Nützliche Sache, so ein Tee«, bemerkte Lyall sinnierend.
    Biffy lächelte ihn breit an.
    Es war keiner von Ivys üblichen, atemlosen, kurz-vor-der-Ohnmacht-artigen Schreie. Es war ein Schrei echten Entsetzens, und er veranlasste Lady Maccon, ihren Sonnenschirm seinem ätzenden Werk zu überlassen und allein zurück ins Haus zu stürmen.
    Die Bestimmtheit, mit der der Schrei ausgestoßen wurde, hatte auch die Aufmerksamkeit anderer auf sich gezogen. Tunstell und Madame Lefoux, die noch etwas wacklig auf den Beinen war, kamen aus dem Salon, trotz Alexias entgegengesetztem Befehl.
    »Was machen Sie da?«, schrie sie die beiden an. »Gehen Sie augenblicklich wieder hinein!«
    Doch ihre kollektive Aufmerksamkeit wurde von etwas anderem gefangen genommen. Sie konzentrierte sich auf den Treppenabsatz, wo Angelique dicht hinter Miss Hisselpenny stand und der jungen Dame ein tödlich aussehendes Messer an die Kehle hielt.
    »Miss Hisselpenny!«, rief Tunstell, und sein Gesicht zeigte blankes Entsetzen. Und dann, alle Schicklichkeit und Anstand missachtend: »Ivy!«
    Gleichzeitig schrie Madame Lefoux: »Angelique, nein!«
    Alle stürmten zur Treppe.

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