Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless
paar Fragen beantworten.«
Leichthin wedelte er mit der Hand. »Nun geh schon, meine Liebe!«
»Also wirklich, Conall! Als ob es deine Idee gewesen wäre!«, beschwerte sich seine Frau, trottete aber bereits aus dem Zimmer.
»Und die wollte ich unbedingt heiraten«, bemerkte ihr Mann mit schicksalsergebener Zuneigung an die versammelten Werwölfe gewandt.
»Das habe ich gehört!«, rief Lady Maccon, ohne stehen zu bleiben.
Schnell eilte sie die Treppe hinunter. An diesem Tag bekam sie zweifellos ihr gesundes Maß an körperlicher Ertüchtigung. Vorsichtig bahnte sie sich den Weg durch die immer noch schlummernden Claviger und die Eingangstür. Dabei nutzte sie die Gelegenheit, nach der Mumie zu sehen, die inzwischen nichts weiter als brauner Matsch war. Der Sonnenschirm verströmte keinen tödlichen Nebel mehr, offensichtlich war sein Vorrat völlig verbraucht. Sie würde ihn nachfüllen lassen müssen, da sie bereits einen Großteil seines Waffenarsenals aufgebraucht hatte. Lady Maccon schloss ihn und nahm ihn mit, dann bog sie um die Ecke, wo die verkrümmte Gestalt von Angelique auf der anderen Seite der Burg reglos auf dem feuchten Rasen lag.
Sie stupste sie mit der Schirmspitze aus einigem Abstand an. Als das keine Reaktion hervorrief, beugte sie sich über die Gestürzte, um sie genauer zu untersuchen. Zweifellos befand sich Angelique nicht in einem Zustand, in dem Essig noch etwas brachte. Der Kopf war weit zur Seite gedreht, ihr Genick eindeutig war gebrochen.
Mit einem Seufzen erhob sich Lady Maccon und wollte gerade gehen, als die Luft um die Leiche herum zu flirren begann wie über einem Feuer.
Alexia war noch nie zuvor Zeuge einer Rückgeburt geworden. Wie normale Geburten hielt man sie im Allgemeinen für ein wenig unfein und auch nicht geeignet für eine Unterhaltung in höflicher Gesellschaft, doch es bestand kein Zweifel daran, was da gerade mit Angelique geschah. Denn vor Lady Maccons Augen erschien die schwache, wabernde Gestalt ihrer toten Zofe.
»Dann hättest du Countess Nadasdys Biss also am Ende doch überlebt.«
Das Gespenst sah sie an. Einen langen Augenblick lang, als müsse es sich erst an die neue Existenz gewöhnen – oder Nicht-Existenz, wenn man so wollte. Sie schwebte einfach da, der übrig gebliebene Teil von Angeliques Seele.
»Isch wusste immer, dass isch mehr ’ätte sein können«, antwortete die Ehemalige Angelique. »Aber Sie mussten misch ja auf’alten. Man sagte mir, dass Sie gefä’rlisch sind. Isch dachte, das wäre, weil sie Angst vor Ihnen ’aben, Angst davor, was Sie sind und was Sie vollbringen können. Aber nun ’abe isch erkannt, dass sie auch fürchten, wer Sie sind. Ihr Mangel an Seele, er wirkt sisch auf Ihren Charakter aus. Sie sind nischt nur außernatürlisch, Sie denken deshalb auch anders.«
»Ich nehme an, das könnte stimmen«, entgegnete Alexia. »Aber mit Sicherheit kann ich das natürlich nicht sagen, da sich meine Erfahrung immer nur auf meine eigenen Gedanken beschränkt.«
Das Gespenst schwebte leicht auf und ab, immer dicht über seiner Leiche. Eine ganze Weile lang würde es ganz in ihrer Nähe bleiben müssen, nicht in der Lage, seine Reichweite auszudehnen, bis das Fleisch nach und nach zerfiel. Erst dann würde die Verbindung zum Körper schwächer werden, und Angelique würde in der Lage sein, sich weiter zu entfernen und gleichzeitig in das Poltergeiststadium und den Wahnsinn abgleiten, sich dabei mehr und mehr auflösend. Es war keine schöne Art, seine Existenz nach dem Tode zu beenden.
Die Französin blickte ihre ehemalige Herrin an. »Werden Sie meinen Körper er’alten oder misch wahnsinnig werden lassen? Oder werden Sie misch jetzt exorzieren?«
»Immer diese Entscheidungen!«, entgegnete Lady Maccon ziemlich schroff. »Was würdest du denn vorziehen?«
»Isch würde gern jetzt ge’en«, antwortete das Gespenst ohne zögern. » BUR würde aus mir eine Spionin machen wollen, und isch möchte weder gegen mein ’aus noch gegen mein Land spionieren. Und isch will auch nischt verrückt werden.«
»Also hast du ja doch ein paar Skrupel.«
Es war schwer zu erkennen, doch es schien, als würde das Gespenst bei diesen Worten lächeln. Geister nahmen nie sehr feste Gestalt an; eine wissenschaftliche Erklärung dafür lautete, dass sie die physische Verkörperung der Erinnerung waren, die der Verstand von sich selbst hatte. »Mehr als Sie a’nen«, sagte die Ehemalige Angelique.
»Und wenn ich dich exorziere, was bekomme
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