Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless
in den Fenstern. Kalte, feuchte Nachtluft strömte ins Zimmer.
»Sie denken su viel, Mylady«, höhnte die Spionin.
In diesem Augenblick sprang Tunstell, der es endlich durchs Zimmer geschafft hatte, vor und warf sich auf die Französin. Zum ersten Mal seit ihrer Bekanntschaft hatte Alexia das Gefühl, dass er schließlich doch noch etwas von der Anmut und Geschicklichkeit zeigte, die man von einem zukünftigen Werwolf erwarten sollte. Natürlich konnte das alles auch Effekthascherei sein, doch nichtsdestotrotz war sie beeindruckt.
Als Miss Hisselpenny sah, wer es war, der sie retten wollte, kreischte sie auf, fiel in Ohnmacht und brach neben dem offenen Fenster zusammen.
Na endlich , dachte Alexia.
Das Messer drohend erhoben wirbelte Angelique herum.
Tunstell und die Zofe rangen miteinander. Angelique holte nach dem Claviger aus, mit einem bösartigen Hieb, hinter dem Übung und Geschick steckten, und an seinem Oberarm klaffte im nächsten Moment eine heftig blutende Wunde.
Lady Maccon tat einen Satz nach vorn, wollte Tunstell zu Hilfe eilen, doch Madame Lefoux hielt sie zurück. Ein jämmerlich leises Knirschen war zu hören, als sie mit dem Fuß aufstampfte, und Alexia riss den Blick von den miteinander ringenden Gestalten los, um zu sehen, was das Geräusch verursacht hatte. Igitt! Der Fußboden war mit toten Skarabäen übersät.
Der Claviger war natürlich stärker als Angelique. Sie war ein zartes, kleines Ding, und seine Statur befand sich eher am anderen Ende der Skala, wie es sowohl Werwölfe als auch Bühnenregisseure bevorzugten. Was ihm an Technik fehlte, machte er mit Muskelkraft mehr als wett. Er drehte sich leicht und rammte der Zofe die Schulter in den Magen, und die Frau stürzte rückwärts aus dem Fenster. Das war vermutlich nicht ganz das, was sie ursprünglich mit dessen Öffnung beabsichtigt hatte, bedachte man die Strickleiter. Sie stieß einen schrillen Schrei aus, der in einem dumpfen Aufprall endete.
Madame Lefoux schrie ebenfalls auf und ließ Lady Maccon los. Die beiden hasteten zum Fenster, um hinauszusehen.
Unten lag Angelique mit unmöglich verrenkten Gliedern.
»Haben Sie etwa den Teil nicht mitbekommen, als ich sagte, dass ich sie lebend brauche?«
Tunstells Gesicht war kreidebleich. »Dann ist sie es nicht mehr? Ich habe sie getötet?«
»Nein, sie ist hinaus in den Äther geflogen. Natürlich haben Sie sie getötet, Sie …«
Tunstell flüchtete vor dem Zorn seiner Herrin, indem auch er in Ohnmacht fiel.
Also richtete Alexia ihre Wut gegen Madame Lefoux. Mit ebenfalls bleichem Gesicht starrte die Erfinderin hinunter auf die gestürzte Zofe.
»Warum haben Sie mich zurückgehalten?«
Madame Lefoux öffnete den Mund, um zu antworten, doch ein Lärmen wie von einer wild gewordenen Herde Elefanten machte dies zunichte.
Die Mitglieder des Kingair-Rudels erschienen in der offenen Tür. Sie waren nicht in Begleitung ihrer menschlichen Gefährten, da die Claviger und Lady Kingair immer noch unter der Wirkung von Angeliques Schlafmittel litten. Die Tatsache, dass sie wieder auf den Beinen waren, bedeutete, dass sich die Mumie vollständig aufgelöst hatte.
»Aus dem Weg, ihr Straßenköter!«, knurrte eine vehemente Stimme hinter ihnen. Ebenso schnell, wie sie aufgetaucht waren, verschwanden die Rudelmitglieder auch wieder, und Lord Conall Maccon schritt ins Zimmer.
»Oh, gut«, sagte seine Gemahlin. »Du bist wach. Warum hast du so lange gebraucht?«
»Hallo, meine Liebe. Was hast du denn nun schon wieder angestellt?«
»Wenn du bitte so freundlich wärst, mich nicht zu beleidigen und dich stattdessen um Ivy und Tunstell zu kümmern, ja? Sie könnten beide vielleicht etwas Essig vertragen. Oh, und behalte Madame Lefoux im Auge. Ich muss nach einer Leiche sehen.«
Als der Earl die allgemeine Haltung und den Gesichtsausdruck seiner Frau bemerkte, stellte er ihre Anweisungen nicht in Frage. »Ich nehme an, bei der Leiche handelt es sich um die deiner Zofe?«
»Woher weißt du das?« Lady Maccon war verständlicherweise verärgert. Schließlich hatte sie selbst die Wahrheit gerade eben erst herausgefunden. Wie konnte ihr eigener Ehemann es wagen, ihr einen Schritt voraus zu sein?
»Sie hat auf mich geschossen«, entgegnete er und schnaubte verächtlich.
»Ja, nun … Ich gehe besser nachsehen.«
»Hoffen wir auf tot oder lebendig?«
Lady Maccon sog laut die Luft durch die Zähne. »Hmm, tot würde weniger Papierkram bedeuten. Aber lebendig kann sie uns noch ein
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