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Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless

Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless

Titel: Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Lyall schüttelte den Kopf.
    »Ich verstehe. Dann spielen wir also ein kleines Ratespiel?«
    Der Beta stieß einen leisen Seufzer aus und legte Messer und Gabel mit großer Sorgfalt am Rand seines Tellers ab, dann betupfte er sich unnötigerweise mit dem Zipfel seiner Serviette die Mundwinkel.
    Lady Maccon wartete geduldig und stocherte inzwischen in ihrem eigenen Abendessen herum. Nachdem Professor Lyall sich die Damastserviette wieder auf den Schoß gelegt und die Brille auf seiner Nase hochgeschoben hatte, fragte sie: »Nun?«
    »Er erhielt heute Morgen eine Nachricht. Mit den Einzelheiten bin ich nicht vertraut. Er fluchte wie ein Droschkenkutscher und machte sich auf nach Norden.«
    »Wohin genau nach Norden?«
    Professor Lyall seufzte. »Ich glaube, er ist auf dem Weg nach Schottland.«
    »Er ist was ?«
    »Und er hat Tunstell nicht mitgenommen.« Mit deutlicher Verärgerung stellte Professor Lyall das Offensichtliche fest und deutete auf den Rotschopf, der daraufhin noch schuldbewusster aussah und noch erpichter darauf war weiterzukauen, anstatt sich an der Unterhaltung zu beteiligen.
    Lady Maccon begann sich Sorgen zu machen. »Ist er in Gefahr? Hätten Sie dann nicht mit ihm gehen sollen?«
    Lyall schnaubte verächtlich. »Ja. Stellen Sie sich nur seine Halsbinde vor, wenn ein Kammerdiener sie ihm nicht ordentlich bindet.« Der Beta, stets nach dem Höchstmaß unaufdringlicher Eleganz gekleidet, zuckte bei dieser entsetzlichen Vorstellung regelrecht zusammen.
    Insgeheim stimmte Alexia ihm zu.
    »Konnte mich nicht mitnehmen«, murmelte Tunstell. »Musste in Wolfsgestalt reisen. Es fahren keine Züge, weil die Lokomotivführer streiken. Nicht, dass es mir etwas ausgemacht hätte mitzugehen; die Laufzeit meines Theaterstücks ist beendet, und ich war noch nie in Schottland.« In seinem Tonfall schwang ein Hauch von Gereiztheit.
    Hemming, einer der dauerhaft auf Woolsey residierenden Rudelmitglieder, schlug Tunstell hart auf die Schulter. »Respekt!«, tadelte er knurrend, ohne von seinem Teller hochzublicken.
    »Wohin in Schottland genau hat sich mein Mann aufgemacht?«, drängte Lady Maccon auf Einzelheiten.
    »Die südlichen Highlands, so wie ich es verstanden habe«, antwortete der Beta.
    Alexia fand zu ihrer Gelassenheit zurück. Das bisschen, das sie besaß. Was zugegebenermaßen im Allgemeinen nicht allzu viel war. Die südlichen Highlands waren die Gegend, wo Conall früher gelebt hatte. Endlich glaubte sie zu verstehen. »Ich nehme an, er hat herausgefunden, dass der Alpha seines ehemaligen Rudels getötet wurde.«
    Nun war es an Major Channing, überrascht zu sein. Der blonde Mann spuckte beinahe seine frittierten Apfelringe aus. »Woher wissen Sie denn davon?«
    Alexia blickte von ihrer Tasse Tee hoch. »Ich weiß so manches.«
    Daraufhin verzog Major Channings seinen hübschen Mund.
    »Seine Lordschaft sagte etwas davon, sich um einen unangenehmen Notfall in der Familie kümmern zu müssen«, erklärte Professor Lyall.
    »Bin ich denn nicht auch Teil der Familie?«, fragte Lady Maccon verwundert.
    Worauf Lyall leise vor sich hin flüsterte: »Und oftmals unangenehm.«
    »Vorsichtig, Professor. Nur eine einzige Person darf mir ungestraft Beleidigungen ins Gesicht sagen, und Sie sind ganz sicher nicht groß genug, um dieser Jemand zu sein.«
    Lyall errötete tatsächlich. »Ich bitte um Vergebung, Herrin . Ich vergaß mich.« Er betonte ihren Titel und zog seine Halsbinde nach unten, um seinen Hals leicht zu entblößen.
    » Wir alle sind seine Familie! Und er hat uns einfach zurückgelassen.« Major Channing schien über die Abreise von Alexias Gatten sogar noch verärgerter zu sein als sie selbst. »Was für ein Pech, dass er nicht vorher mit mir gesprochen hat. Ich hätte ihm einen Grund zum Bleiben geben können.«
    Alexia richtete ihre braunen Augen auf den Woolsey-Gamma. »Ach ja?«
    Doch Major Channing zerbrach sich bereits über etwas anderes den Kopf. »Natürlich hätte er es wissen können oder zumindest vermuten. Was haben die wohl in all diesen Monaten angestellt ohne einen Alpha, der sie anführt?«
    »Ich weiß es nicht«, drängte Alexia, obwohl seine Worte eindeutig nicht an sie gerichtet waren. »Warum sagen Sie nicht mir , was Sie ihm sagen wollten?«
    Erschrocken zuckte Major Channing zusammen und schaffte es, gleichzeitig schuldbewusst und erbost auszusehen. Die gesamte Aufmerksamkeit aller war auf ihn gerichtet.
    »Ja«, erklang Lyalls sanfte Stimme. »Warum tun Sie das nicht?«

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