Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless
rauschte in den Raum, wo Mrs. Hisselpenny mit klappernden Stricknadeln stumme Wache über das endlose Geplapper ihrer Tochter hielt.
»Oh, Alexia! Wunderbar!«
»Guten Abend, Ivy. Wie geht es dir?«
Es war ziemlich unklug, Miss Hisselpenny eine Frage wie diese zu stellen, da sie dazu neigte, sie stets sehr ausführlich zu beantworten, mit allen quälenden Einzelheiten.
»Hältst du das für möglich? Die Bekanntgabe meiner Verlobung mit Captain Featherstonehaugh stand heute Morgen in der Times, und den ganzen Tag über hat mich praktisch niemand besucht, gerade mal vierundzwanzig Leute, und als sich Bernice letzten Monat verlobte, da hatte sie siebenundzwanzig Besucher! Schäbig nenne ich das, absolut schäbig. Obwohl ich vermute, mit dir, liebste Alexia, macht es fünfundzwanzig.«
»Ivy«, sagte Alexia ohne lange zu fackeln. »Warum noch hier herumsitzen und weitere Beleidigungen über sich ergehen lassen? Du brauchst ganz eindeutig etwas Ablenkung. Und ich glaube zudem, dass du ganz dringend einen neuen Hut brauchst. Wir beide sollten einen kaufen gehen.«
»Gleich jetzt sofort?«
»Ja, unverzüglich. Wie ich hörte, hat gerade erst ein neuer Laden in der Regent Street eröffnet. Sollen wir ihn mit unserer Gunst beehren?«
»Oh.« Ivys Wangen röteten sich vor Freude. »Der Chapeau de Poupe? Das Angebot dort soll wirklich sehr gewagt sein. Manche Dame meines Bekanntenkreises hat den Laden sogar als frivol bezeichnet.« Bei diesem Wort entschlüpfte Ivys ewig stummer Mama ein leises Aufkeuchen, doch da die gute Dame ihrem scharfen Einatmen keine begleitende Bemerkung beisteuerte, fuhr Ivy fort. »Weißt du, nur die unverfrorensten Damen frequentieren dieses Etablissement. Die Schauspielerin Mabel Dair soll dort regelmäßig vorbeischauen. Und von der Inhaberin sagt man, dass sie selbst ziemlich skandalös sei.«
Der empörte Tonfall ihrer Freundin verriet Alexia, dass Ivy regelrecht darauf brannte, dem Chapeau de Poupe einen Besuch abzustatten.
»Nun, das klingt ja gerade so, als wäre es genau der richtige Ort, um etwas für die Wintersaison zu suchen, das ein wenig ungewöhnlicher ist. Und als frisch verlobte Dame – das ist dir doch hoffentlich klar – musst du einfach einen neuen Hut haben.«
»Muss ich das?«
»Vertrau mir, meine liebste Ivy – das musst du unbedingt!«
»Nun, Ivy, Liebes«, meinte Mrs. Hisselpenny mit sanfter Stimme, während sie aufblickte und ihr Strickzeug zur Seite legte. »Du solltest gehen und dich umziehen. Es schickt sich nicht, Lady Maccon mit so einem großzügigen Angebot warten zu lassen.«
Derart ausdrücklich zu etwas gedrängt, was sie ohnehin lieber als alles andere auf der Welt tun wollte, trabte Ivy unter nur schwachem, vorgetäuschtem Protest die Treppe empor.
»Sie werden doch versuchen, ihr zu helfen, nicht wahr, Lady Maccon?« Mrs. Hisselpennys Blick über den erneut klappernden Stricknadeln wirkte ziemlich verzweifelt.
Alexia glaubte, die Frage richtig verstanden zu haben. »Machen Sie sich Sorgen wegen dieser plötzlichen Verlobung?«
»O nein, Captain Featherstonehaugh ist eine ziemlich angemessene Partie. Nein, ich bezog mich auf Ivys Vorlieben hinsichtlich ihres Kopfputzes.«
Alexia verkniff sich ein Lächeln und bemühte sich um einen völlig ernsten Gesichtsausdruck. »Natürlich. Ich werde mein Bestes geben, für Königin und Vaterland.«
Der Diener der Hisselpennys erschien mit einem Tablett, und Lady Maccon nippte wenig später und mit tiefer Erleichterung an einer Tasse frisch aufgebrühten Tees. Alles in allem war es schließlich bisher ein anstrengender Abend gewesen. Und wenn er in naher Zukunft auch noch Ivy und Hüte beinhaltete, würde er sehr wahrscheinlich noch anstrengender werden. Tee war an diesem Punkt eine medizinische Notwendigkeit. Zum Glück hatte Mrs. Hisselpenny daran gedacht, welchen anzubieten.
Eine Viertelstunde lang suchte Lady Maccon Zuflucht bei qualvoll-angenehmem Geplauder übers Wetter. Ivy kehrte keine Sekunde zu früh zurück. Sie trug ein Promenadenkleid aus orangefarbenem Taft, das von unzähligen Rüschen regelrecht erdrückt wurde, eine Überjacke aus champagnerfarbenem Brokat und einen besonders bemerkenswerten Blumentopfhut, der, wie nicht anders zu erwarten, mit einer Horde Seidenchrysanthemen dekoriert war, zwischen denen hier und dort eine kleine Biene aus Federn an einem langen Stück Draht hervorragte.
Alexia vermied es, den Hut länger zu betrachten, dankte Mrs. Hisselpenny für den Tee und
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