Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless
In seiner wohleinstudierten Gleichgültigkeit lag ein stählerner Tonfall.
»Ach, da ist nicht viel zu erzählen. Nur, dass während der ganzen Zeit, als wir auf dem Schiff waren, und während der Reise übers Mittelmeer und durch die Meerenge keiner von uns Wolfsgestalt annehmen konnte. Sechs Regimenter mit vier Rudeln, und allen von uns wuchsen Bärte; wir waren die ganze Zeit über sterblich. Doch sobald wir das Schiff verlassen und uns ein Stück Richtung Woolsey begeben hatten, gewannen wir auf einmal unser altes übernatürliches Selbst zurück.«
»Das ist sehr interessant angesichts der jüngsten Vorfälle hier in London. Und Sie haben es nicht geschafft, meinem Mann davon zu berichten?«
»Er hatte keine Zeit für mich.« Channing wirkte noch aufgebrachter als sie selbst.
»Und Sie haben das als Kränkung empfunden und ihn nicht gezwungen, Ihnen zuzuhören. Das war nicht nur dumm, sondern könnte sich noch als sehr folgenschwer erweisen.« Alexia war wütend. »Ist da etwa jemand ein wenig eifersüchtig?«
Heftig schlug Major Channing mit der flachen Hand auf den Tisch, dass das Geschirr schepperte. »Wir sind gerade erst nach sechs Jahren in der Fremde zurückgekehrt, und unser erlauchter Alpha verschwindet einfach und lässt sein Rudel im Stich, um sich um die Angelegenheiten eines anderen Rudels zu kümmern!« Vor Selbstgerechtigkeit spuckte der Major die Worte regelrecht aus.
»Yep«, meinte Hemming, »eindeutig eifersüchtig.«
Drohend zeigte Major Channing mit dem Finger auf ihn. Er hatte große, elegante Hände, doch sie waren schwielig und rau, und Alexia fragte sich unwillkürlich, welches tiefste Hinterland er wohl in den Jahren urbar gemacht hatte, bevor er zum Werwolf geworden war. »Sei vorsichtig mit deinen Worten, Welpe! Ich stehe im Rang über dir.«
Hemming neigte den Kopf zur Seite und entblößte die Kehle als Zeichen, dass er die Drohung als gerechtfertigt ansah. Danach behielt er seine Meinung für sich.
Tunstell und der Rest der Claviger folgten der Unterhaltung interessiert und mit großen Augen. Es war eine völlig neue Erfahrung für sie, dass das gesamte Rudel daheim war. Die Coldsteam Guards waren lange genug in Indien stationiert gewesen, dass die meisten der Woolsey-Claviger das ganze Rudel nie kennengelernt hatten.
Lady Maccon entschied, dass sie für einen Abend genug von Major Channing hatte. Diese neue Information machte es sogar noch dringender, sich auf den Weg in die Stadt zu begeben, deshalb erhob sie sich von ihrem Stuhl und rief nach der Kutsche.
»Noch einmal zurück nach London heute Abend, Mylady?«, fragte Floote verwundert, als er im Foyer mit ihrem Hut und Mantel erschien.
»Ja, leider.« Seine Herrin wirkte beunruhigt.
»Werden Sie Ihre Aktentasche benötigen?«
»Heute Abend nicht, Floote. Ich fahre nicht in meiner Funktion als Muhjah. Es ist besser, wenn ich so unauffällig wie möglich erscheine.«
Flootes Schweigen sprach Bände, wie es so oft der Fall war. Was seine geliebte Herrin an Verstand zu bieten hatte, fehlte ihr an Feingefühl. Sie war in etwa so unauffällig wie einer von Ivy Hisselpennys Hüte.
Alexia verdrehte die Augen. »Ja, schon gut, ich verstehe, was Sie meinen. Aber da gibt es etwas, das mir in Bezug auf den Vorfall von letzter Nacht entgangen ist. Und wir wissen nun, dass das, was immer es auch war, mit den Regimentern in die Stadt kam. Ich muss Lord Akeldama treffen. Seine Jungs werden bestimmt etwas herausgefunden haben, das BUR nicht in Erfahrung bringen konnte.«
Floote sah leicht besorgt aus. Eines seiner Augenlider zuckte beinahe unmerklich, und es wäre Alexia nie aufgefallen, hätte sie ihn nicht schon seit sechsundzwanzig Jahren gekannt. Er hieß ihre Verbrüderung mit dem absonderlichsten aller Vampir-schwärmer Londons nicht gut.
»Kein Grund zur Beunruhigung, Floote. Ich werde außerordentliche Sorgfalt walten lassen. Schade nur, dass ich keinen wirklichen Vorwand habe, heute Abend in die Stadt zu fahren. Die Leute werden bemerken, dass ich mit meinen üblichen Gepflogenheiten breche.«
Eine schüchterne Frauenstimme meldete sich zu Wort: »Mylady, dabei könnte ich möglicherweise behilflich sein.«
Mit einem Lächeln sah Alexia auf. Frauenstimmen waren selten auf Woolsey Castle, doch diese gehörte zu den wenigen, die man häufig hörte. Was Gespenster betraf, war die Ehemalige Merriway recht zugänglich, und Alexia hatte sie im Laufe der letzten paar Monate ins Herz geschlossen. Auch wenn sie schüchtern
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