Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennende Hunde

Brennende Hunde

Titel: Brennende Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
Vom Netzwerk:
verdient.
    Die Tür schwang auf, und benebelt vom Alkohol und einigen
Joints, taumelten die beiden ins Haus.
    „Bevor wir beide weitermachen, Geena-Baby, könnte ich
noch was zu essen vertragen“, verkündete Puff und machte sich auf den Weg in die
Küche. Geena auf ihren High-Heels stakste ihm nach.
    Puff machte Licht und entdeckte einen Briefumschlag, den
Max, der deutschstämmige Butler, auf der Küchenzeile abgelegt hatte. „Dies
wurde für Sie abgegeben“, hatte er auf einem dazugelegten Zettel vermerkt. Puff
öffnete das Kuvert und fingerte den Brief hervor. „Scheren Sie Booze!“ war
darin zu lesen.
    „Scheiße, Mann!“ rief Puff. „Scheren Sie Booze? Was soll
das bedeuten? Was zur Hölle ist los mit dem Vieh? Jemand setzt es auf den
Rücksitz deines Autos, und dann erhalte ich eine Nachricht, daß ich dem kleinen
Köter das Fell scheren soll? Was für eine beschissene Scheiße soll das verfickt
noch mal sein?“
    „Komm, ich bring’ erst mal meinen Job zu Ende, danach
bist du entspannter“, schlug Geena ihm vor und ging in die Knie.
    „Nein, Baby, das Tor ist offen, doch die Bestie schläft“,
hörte sie Puff sagen. Er drückte sie weg und zog seinen Reißverschluß hoch.
„Ich will wissen, was es mit dem Köter auf sich hat!“ fügte er an. „Wieso soll
ich ihn scheren? Komm, Baby, sag mir, welches blöde Affenhirn sich so eine
verschissene Scheißkacke ausdenkt.“
    „Ich weiß nicht“, sagte Geena. „Vielleicht erlaubt sich
einer deiner Freunde einen Spaß.“
    „Scheißspaß!“ schrie Puff. „So eine verschissene
Freaknummer macht mir verdammt noch mal Angst.“
    Puff ließ sie stehen und marschierte schnurstracks ins
Badezimmer in der ersten Etage, um eine Haarschneidemaschine zu holen. Er ließ
sich das Haar noch immer ausschließlich von Weeza, seiner jüngsten Schwester,
frisieren, die darum den Apparat in seinem Haus deponierte.
    Als er nach unten zurückkam, hielt Geena Booze bereits im
Arm. „Er wird sich erkälten, wenn du ihn scherst.“
    „Und ich werde vor Angst draufgehen, wenn ich es nicht
tu’“, erwiderte Puff.
    Er ging auf Geena zu und griff nach dem Hund. Geenas
Gesichtsmuskeln zuckten, als hätte ein Schmerz sie getroffen.
    „Aber Booze kann doch nichts dafür. Bestimmt hat der
Brief gar nichts zu bedeuten. Da versucht nur wer, sich lustig zu machen“,
insistierte sie schwach.
    „Nichts zu bedeuten? Du hast den Hund heute erst
gefunden. Außer uns weiß niemand, daß er überhaupt hier ist. Niemand außer
demjenigen, der ihn dir wie ein Kuckucksei in den Wagen gelegt hat!“ erregte
sich Puff. „Also geh‘ ich dieser ganz und gar verschissenen Sache hier und
jetzt auf den Grund.“
    Er hatte den Hund auf die Arme genommen und stellte ihn
auf die Küchenablage.
    „Halt ihn fest!“ sagte er schroff, um sich nicht anmerken
zu lassen, wie unheimlich er die Angelegenheit fand.
    Geena trat hinzu und umfaßte die Vorder- und Hinterläufe
von Booze, der kläglich zu jaulen begann, sich aber nicht rührte. Puff
schaltete die Maschine ein, warf Geena einen beunruhigten Blick zu und fuhr dem
Hund auf Höhe des Rückens durch das flauschige Fell. Booze begann heftig zu
zappeln, doch Geena preßte seine Beine nach Kräften zusammen. Dicke, weiche
Fellflocken fielen herab, und als Puff innehielt, war die nackte Haut des
Tieres zum Vorschein gekommen, in die eine Botschaft tätowiert worden war.
    „Du bist tot“ lautete sie.
    Puff registrierte, wie sich sein Körper versteifte.
Vorsichtig lugte er zum Fenster hinüber – als plötzlich ein leise zischendes
Geräusch zu hören war. Dann fiel er mit weit aufgerissenen Augen zu Boden, während
Geena hysterisch zu schreien begann.
     
    ***
     
    Lt. Malvick saß vor dem Fernseher und verfolgte die
Eiskunstlauf-WM. Schon als kleiner Junge hatte er diese Sportart geliebt, die
sein Verlangen nach Ästhetik zu stillen vermochte. Jetzt, da er älter war, fühlte
er sich durch diesen Sport darin bestätigt, daß Menschen zu mehr befähigt
waren, als einander zu quälen und zu töten, und daß es eine tiefe Sehnsucht
gab, welche Menschen dazu brachte, sich der Schönheit und ihren ungezählten
Ausdrucksformen zu verschreiben. Und er entsann sich einiger Zeilen, die er
einmal in einem Roman von Thornton Wilder entdeckte, als er noch zur High School
gegangen und auf der Suche nach etwas gewesen war, das ihm die Welt um ihn
herum verständlich werden ließ: „Die Welt war ein Ort der Grausamkeit, des
Leidens und der Verwirrung,

Weitere Kostenlose Bücher