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Brennende Hunde

Brennende Hunde

Titel: Brennende Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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sie auch in Jodie McCullum gefunden haben. – Und Sie, Lieutenant?“
    „Weiß nicht. Eine Kaffeemaschine?“
    Johnson lächelte schwach, schraubte den Verschluß des
Röhrchens auf und schaute hinein.
    „Und?“ fragte Malvick.
    „Ein Zettel.“
    Er holte ihn bedächtig mit seinen behandschuhten Händen heraus
und faltete ihn auf einem Tisch auseinander.
    „1756–1791“, las Johnson laut vor.
    Malvick griff nach seinem Telefon und setzte Ramon darauf
an: „Durchforste alle Biografien, die du auftreiben kannst. Wer hat von 1756
bis 1791 gelebt?“
    „Noch irgendeinen anderen Anhaltspunkt?“ fragte Ramon am
anderen Ende.
    „Nein. Aber ich geh mal von aus, daß wir Astronauten und
berühmte Zirkusclowns ausschließen können.“
    „Sie haben die Erfinder von Duftbäumchen vergessen“, sagte
Ramon und legte auf.
    „Wird Zeit, daß ich den Täter finde“, wandte sich der
Lieutenant an Johnson. „Sie haben mir einen Profiler vor die Nase gesetzt, und
ich lasse mir nur ungern in meine Ermittlungen pfuschen.“
     
    ***
     
    Vor seinen Augen breitete sich der pazifische Ozean bis
zum Horizont aus, eine sich fein kräuselnde Fläche, deren niemals endende
Bewegung dem menschlichen Gehirn auffallend ähnelte: Wie Kleinstlebewesen,
Krill oder Plankton, trieben im Kopf die Gedanken umher, unfähig, Ziel oder
Richtung selbst zu bestimmen. Wie einst riesige Fischschwärme den Pazifik mit
Leben erfüllten, so waren auch die Gedanken vor Zeiten blitzend in nicht ermeßbarer
Zahl durch das  Bewußtsein geschwärmt, in ihrer endlosen Masse die eigentliche
Heimstatt und Zuflucht der Menschen.
    Malvick blickte hinaus auf das Meer, in dem das Leben
mehr und mehr zur Erinnerung wurde. Auch ihm – wie allen anderen zuvor – war
etwas abhanden gekommen, das er noch vor wenigen Jahren in überbordernder Fülle
besaß – ehemals ansehnliche, jetzt nur noch winzige Partikel der Freude, die in
besseren Tagen als diesen alles durchdrangen, was die Existenz des Wesens
namens Malvick ausgemacht hatte, und diesem Wesen auch in dunklen Stunden den
Glauben vermittelten, glücklich zu sein und weder an sich selbst noch an der
Welt verzweifeln zu müssen. War dieses Glück von ihm zu gierig aufgebraucht
worden, so wie die großen Fanggründe der Ozeane überfischt worden waren?
Malvick war geneigt, genau dies zu glauben. Lange, viel zu lange war er
glücklich gewesen und hatte es für selbstverständlich genommen. Verblendet von
dem, was das Leben ihm zugeteilt hatte, war er nicht mehr fähig gewesen, in
seinem dauerhaften Glück eine Erkrankung zu sehen, die dazu führt, daß der
Betroffende sein Phlegma als Geschenk des Himmels empfindet, ehe er erkennen
muß, daß Glück nur zu Abstumpfung führt und nichts anderes ist als ein
besonders bösartiger Fluch. Glück macht den Menschen nackt und verletztlich,
dann aber zieht es sich urplötzlich zurück. Malvicks Frau Roseanne erkrankte an
Krebs. Die Untersuchungen zeigten, daß die Metastasen sich bereits im ganzen
Körper ausgebreitet hatten, Lebenserwartung maximal ein Jahr, vermutlich
weniger. Ein erster Schlag, der Malvick traf und taumeln ließ. Doch damit nicht
genug. Der nächste Schlag erfolgte, als er an Roseannes Krankenbett auf einen
Fremden stieß, von dem sich herausstellte, daß er seit gut vier Jahren der
Geliebte seiner Ehefrau war – ein Mann, nicht groß, nicht klein, der über keine
andere erkennbare Eigenschaft verfügte, als die Liebe Roseannes nicht für
selbstverständlich zu nehmen.
    Malvick also schaute aufs Meer, das träge in der
Nachmittags-sonne lag und aussah wie ein leicht verknittertes Tuch. Neben ihm,
nur vage nahm er es wahr, stand Dess und schaute ebenfalls schweigend auf den
glitzernden Teppich hinaus. Malvick hatte ihn eine Stunde zuvor im Sadie’s aufgesucht,
um dem Detektiv vorzuschlagen, fortan zusammenzuarbeiten. Statt einer Antwort
hatte Dess ihn gebeten, gemeinsam an den Strand hinaus zu fahren.
    „Wenn wir nicht hin und wieder auf das Meer hinaus
blicken“, hatte Dess erklärt, „bleiben wir dumm.“
    Auf der Fahrt zum Strand hatte Malvick ihm einige
Einzelheiten über den Mord an Puff Doggy Dog berichtet und auch von der Zeugin,
einer jungen Schwarzen namens Geena Lola-Ruth Cooper, erzählt.
    Jetzt zündete Dess sich eine dünne Zigarette an und
fragte: „Was hat die Vernehmung von dieser Geena ergeben? Irgendein Hinweis auf
den Mörder?“
    Lt. Malvick schreckte aus seinen privaten Betrachtungen
auf wie ein Kind, das aus seinen

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