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Brennende Hunde

Brennende Hunde

Titel: Brennende Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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Phantasien erwacht und sich nicht sofort in
der Welt des Realen zurechtfinden kann. Kaum merklich durchzog ihn ein Zittern,
ehe er schließlich antwortete: „Nada. Sie sagt, sie habe ein Geräusch gehört,
eine Art Zischen, dann sei ihr kleiner Puff ganz einfach umgekippt – mit diesem
Ninja-Stern im Schädel. Kein Schatten, keine Schritte, kein Nichts. Nur dieser
Hund mit der Tätowierung auf dem Rücken, den sie am Tag vor der Mordnacht in
ihrem Cabrio entdeckt haben will. Als sie den Raum verließ, um die Polizei
anzurufen, wurde sie von hinten niedergeschlagen. Anschließend hat sich der
Täter an der Leiche zu schaffen gemacht, denn wir haben im Anus des Opfers ein
Röhrchen mit einem Zettel entdeckt. Sagen Ihnen die Jahreszahlen 1756–1791
irgendwas?“
    „Mozart“, antwortete Dess.
    „Mozart?“
    „Geboren im Jahre des Herrn 1756, gestorben 1791.“
    „Dann können Sie vielleicht auch sagen, was das hier
darstellen soll. Es steckte in der Vagina von Jodie McCullum.“
    Malvick zeigte Dess den kleinen eingeschweißten Zettel
mit den schwarzen Punkten.
    „Fingerabdrücke auf der Folie gefunden?“ wollte Dess
wissen.
    „Nirgends. Weder auf dem Baseball-Schläger noch auf
dieser Tüte oder auf dem Ninja-Stern. – Was, meinen Sie, sollen diese Punkte
auf dem Zettel bedeuten?“
    „Das Bindeglied zum Mord an Puff Doggy Dog. Sie hätten
mir beides früher zeigen sollen, Lieutenant.“
    „Wieso? Was stellen die Punkte dar?“
    „Noten.“
    „Noten?“
    „So was in der Art. Es ist der Anfang von Mozarts Kleiner
Nachtmusik“, erklärte Dess und begann, dem Lieutenant die Melodie vorzupfeifen.
Er förderte einen Kugelschreiber und ein Blatt Papier aus seiner Jacke zutage
und zeichnete einige kurze Notenlinien auf. Dann fügte er, in derselben
Anordnung wie auf dem Zettel, den Malvick ihm gegeben hatte, die Punkte hinzu.
    „Da, sehen Sie.“
    Malvick schwieg eine Zeitlang und schaute auf die Spitze
seiner vom Sand des Strandes staubig gewordenen Schuhe.
    „Ein Liebhaber klassischer Musik, der nach und nach
Popgrößen killt?“ sagte er schließlich. „Aber wie hängt das mit McCullum
zusammen?“
    „Ich weiß es noch nicht“ erwiderte Dess. „Meiner Ansicht
nach haben wir es mit einem zweiten Täter zu tun. Einer von beiden ist unser
Klassikliebhaber. An diesem Tag aber kam der eine dem anderen zuvor. Also blieb
ihm nichts mehr zu tun übrig, als das Röhrchen mit seiner kodierten Botschaft,
seinem Markenzeichen, in den Toten zu stecken, und dazu setzte er zuvor die
unliebsame Zeugin außer Gefecht.“
    „Zwei, die Puff Doggy Dog ausschalten wollten?“ überlegte
Lt. Malvick und verzog das Gesicht.
    „Sie sind anderer Meinung?“ fragte nun Dess. „Dann
verraten Sie mir: Was ist mit unserer vorherigen Leiche, Speedmaster D? Keine
Zettel, Röhrchen, Tätowierungen?“
    „Nichts dergleichen. Nur die Musik, die aus den
Lautsprechern dröhnte, Beethovens Ode an die Freude. Aber das wissen Sie ja.“
    „Würde mich nicht wundern, wenn es in Kürze einen
weiteren Popstar weniger gibt“, sagte Dess. „Wir sollten uns jedenfalls schon
einmal darauf vorbereiten.“
    „Irgendeine Idee, wer der nächste sein könnte?“
    „Sicher“, antwortete Dess. „Derselbe, an den Sie gerade
denken. Auch er ist bei McCullum unter Vertrag.“
     
    ***
     
    Manson Monroe war ein junger Mann von dreißig Jahren, im
Musikgeschäft erfolgreich und außerordentlich schön. Männliches und Weibliches
hatten in seinem Gesicht und in seinem Wesen in seltener Harmonie
zusammengefunden, und zwar auf solch glückliche Weise, daß seine Schönheit
Aufsehen erregte, wo immer sich Monroe befand. Zu seinen besonderen Tugenden
zählte auch die Eitelkeit, und jeder neue Tag wurde von ihm damit begonnen,
sich konzentriert und ehrerbietig etwa eine halbe Stunde lang in einem großen,
goldrandverzierten Spiegel zu betrachten, vor welchem er sich nackt in Position
zu stellen pflegte. Nach einem feinen, genau erdachten Ritual ging diese
allmorgendliche Inaugenscheinnahme vonstatten, beginnend bei seinen stets
sauber pedikürten, feingliedrigen, dennoch nicht zu kleinen Füßen, die mäßig
behaarten Beine hinauf (zu denen er sich stets aufs neue nur zu beglückwünschen
wußte), sodann die Lenden mit gewagtem Blick erfassend, in dessen Zentrum des
Königs Zepter vor dem zufriedenen Betrachter lieblich-steif zu salutieren
pflegte. Von dort nun floß der Blick weiter hinauf zur olympionikischen Taille,
die von Elastizität und

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