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Brennende Hunde

Brennende Hunde

Titel: Brennende Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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Außerdem – der
Alkohol beflügelte ihn, und die zusätzliche Aussicht darauf, statt Lucinda
Williams laute Gitarrenmusik ertragen zu müssen, bestärkte ihn in dem
Entschluß, erzieherisch tätig zu werden. Der metallene Griff seines
Spazierstocks sauste durch die Luft und traf die Nase seines Gegenübers. Blut spritzte
hervor. Dess aber war bereits von seinem Hocker geglitten, warf sich mit seinen
ganzen zweihundert Kilo Lebendgewicht dem zweiten Gegner entgegen und bohrte
ihm Zeige- und Mittelfinger so tief in die Nase, daß es laut vernehmlich
knackte. Ehe der dritte Biker einschreiten konnte, befand sich der schwarze,
kalte Lauf von Dess‘ altertümlicher Pistole, einer gut vierzig Jahre alten
Walther, Kaliber .36, an dessen Stirn.
    „Okay, Jungs“, wandte sich Dess an die anderen zwei, „sagt
eurem Freund gute Nacht!“
    „Hey, cool, Mann!“ entgegnete der Anführer und hielt sich
die gebrochene Nase. „Wir haben uns möglicherweise falsch aus-gedrückt.“
    „Genau“, ergänzte der andere. „Die Musik ist gar nicht so
schlecht. Nicht gerade Motörhead, aber trotzdem: gar nicht mal übel, wenn man
genauer hinhört.“
    „Freut mich, daß sie euch gefällt“, erwiderte Dess. Und
an den Barmann gewandt, setze er nach: „Phil, sei so nett und mach den Jungs
ein paar Drinks. Ich spendier’ eine Runde.“
    Die drei Biker sahen Dess fassungslos an, und auf ein
Zeichen von ihm nahmen sie neben ihm Platz.
     „Sagt euch der Name Manson Monroe etwas?“ fragte Dess,
nachdem Phil die drei Drinks hingestellt hatte.
    „Klar, Mann! Krasser Typ, krasse Musik! Macht ’ne
ziemlich abgefahrene Show!“
    „Gut“, antworte Dess. „Ihr drei werdet mich nämlich auf
eins seiner Konzerte begleiten.“
     
    ***
     
    Die Sonne sandte ihren heißen Zorn über die Stadt, in
deren Straßen die zerbrochenen Träume ihrer Bewohner wie Brackwasser standen.
Verkatert rollte Lt. Malvick aus den zerknautschten Laken seines Bettes und
verfluchte den Tag, an dem Dr. Chairman aufgetaucht war. Die Aussicht, ihr in
weniger als einer Stunde im Büro zu begegnen, kam in seinen Augen einer standrechtlichen
Erschießung gleich. Zweifellos hatte er in all den Jahren seiner Polizeiarbeit
sehr viel Häßliches und Beunruhigendes gesehen – Gehirne, deren Reste über die
Wände von Hotelzimmern verteilt waren, Brand- und Wasserleichen,
Verstümmelungen und den abgetrennten, augenlosen Kopf von Black Jake, und er
durfte behaupten, sich bei solchen Anblicken weitestgehend im Griff gehabt zu
haben. Eine natürliche Abstumpfung hatte im Laufe seiner Karriere dafür
gesorgt, daß er weder Entsetzen noch wirklichen Ekel empfand. Bis auf den
gestrigen Tag, als er nach kurzem Klopfen das Büro von Dr. Chairman betrat und
die Profilerin bei gymnastischen Turnübungen auf dem Boden ertappte, ihr
korpulenter Leib dabei in einen altmodischen Turndress gezwängt, in dem sie
wirkte wie eine hospitalistische Seekuh auf Freigang. Insgeheim hatte Malvick
sie deshalb Mrs. Dugong getauft. Doch es sollte nicht das letzte Mal sein, daß
sie den Lieutenant verblüffte.
    Als er fünfundvierzig Minuten später sein Büro betrat,
wartete Mrs. Dugong dort bereits auf ihn. Die Zeit des Wartens hatte sie sich damit
vertrieben, Erdnüsse zu essen. Die Schalen lagen breitflächig auf seinem
Schreibtisch verstreut.
    „Sie kommen spät“, sagte die Profilerin mit vollem Mund,
„und um ehrlich zu sein, Sie sehen furchtbar aus.“
    „Danke. Das Kompliment geb‘ ich gerne zurück“, erwiderte
Malvick.
    „Na, sehr schön, mein zauberhafter Cowboy. Und jetzt wo wir
die Höflichkeiten hinter uns haben, setzen Sie sich und hör‘n Sie mir zu.
Während Sie sich zu Hause noch vergeblich bemüht haben, Ihren ruinierten
Kadaver menschlich aussehen zu lassen, habe ich mir bereits bei meinen morgendlichen
Turnübungen Gedanken gemacht ...“
    „Darüber, wie Sie es anstellen, nicht unvermittelt zu
platzen?“
    „Ihr Humor ist königlich. Sind Sie der einzige
Polizeidepp hier in L.A. oder gibt es noch andere Witzfiguren wie Sie? – Aber
keine Sorge, ich dachte mir, daß Sie mir nicht zuhören würden. Deshalb habe ich
einige Fragen, die uns hoffentlich klarer sehen lassen, auf dieses Blatt hier
geschrieben.“
    Sie stand auf und reichte dem Lieutenant ein loses Stück
Papier, das offenbar achtlos aus einem Ringheft herausgerissen worden war.
    „Wenn Sie es gelesen haben“, sagte Mrs. Dugong und begab
sich zur Tür, „erwarte ich Sie drüben bei mir, damit Sie mir

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