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Brennende Hunde

Brennende Hunde

Titel: Brennende Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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später klopfte es. Dess stand auf und
öffnete. Drei tätowierte Biker traten ins Zimmer, erkannten Monroe und fielen jäh
auf die Knie. Sie streckten ihre Arme aus, beugten ihren Rumpf, bis die
Nasenspitzen den Boden berührten, und riefen gleichzeitig: „Wir sind unwürdig!“
Dann kicherten sie, was bei Männern ihrer Größe und ihres Aussehens höchst
befremdlich auf Lt. Malvick wirkte. Irritiert blickte er hinüber zu Dess.
    „Ein rituelles Zitat“ erklärte er. „Nie den Film Wayne’s
World gesehen?“ Er deutete mit dem Kinn auf die Biker. „Eine Reminiszenz an Mr.
Monroe.“
    Die drei Männer erhoben sich, und Dess stellte sie vor.
    „Eddy, Deadhead, und der Große hier ist Buck. – Wie
gefallen Sie Ihnen?“
    Monroe besah sich die drei und schien durchaus zufrieden.
„Ich werde meiner Kostümbildnerin sagen, sie soll drei weitere Kostüme
besorgen. Dann sieht es so aus, als gehörten sie zur Show!“
    „Wenn ich das Lorna erzähle – die flippt völlig aus“,
ließ sich Eddy vernehmen. „Ich mit Manson Monroe auf der Bühne.“
    „Euer Glückstag“, sagte Malvick und warf Dess einen
zweifelnden Blick zu, der besagte, er halte die drei für ausgemachte Kretins.
    Monroe erhob sich und sagte: „Es wird Zeit für den
Soundcheck. Ich nehme an, Sie wollen mich begleiten.“
    „Richtig angenommen“, bestätigte Dess.
    „Wir auch?“ Die Frage kam von Eddy.
    Dess nickte, und Eddy strahlte ihn an. Es schien
tatsächlich sein Glückstag zu sein. Er kannte einige Typen, die schon als
Roadie für Motörhead oder Korn gearbeitet hatten. Aber niemand von denen war
aufgefordert worden, während der Show auf der Bühne zu sein. Und sein Glück
wurde noch vollkommener, als er in der Tiefgarage des Hotels gemeinsam mit
Monroe in dessen riesige Stretch-Limo stieg.
    Auf dem Weg zum Stadion wandte sich Eddy an Deadhead und
Buck. „Jungs, wie seht ihr das? Auch wenn er uns durch die Mangel gedreht hat,
ist unser Mr. Dess ein echt cooler Freak.“
    „Nichts dran zu rütteln“, bestätigte Buck.
    „Und das beste daran: Wir kriegen die Sache bezahlt“,
fiel Deadhead in die Lobeshymne mit ein.
    Monroe, der ihr Gespräch mitgehört hatte, schmunzelte
leicht. „Echt wahr?“ fragte er Dess. „Sie haben die drei durch die Mangel
gedreht?“
    „Nun, ich hatte Unterstützung“, erwiderte Dess. „Meinen
kleinen Helfer hier.“ Er hob seinen Zierstock leicht in die Höhe.
    „Sie hätten ihn sehen sollen“, schaltete Eddy sich ein.
„Er ist mit dem Ding schneller als irgend so’n Samurai mit dem Schwert.“
    „Freud’ mich zu hören“, sagte Monroe, lehnte den Kopf in
die Nacken und schloß müde die Augen. Die letzte Nacht hatte er schlaflos
verbracht.
     
    ***
     
    Riley hörte Motorgeräusche und schreckte aus seinem
Dämmerschlaf auf. Er blinzelte und erkannte den braunen Dodge, der, eine
Staubwolke hinter sich her ziehend, langsam näherkam. Er hatte schon nicht mehr
daran geglaubt, daß der Irre überhaupt noch mal aufkreuzen würde. Gestern mittag
hatte Riley seine letzte Essensration verzehrt und sich vorgestellt, einen
qualvollen Hungertod durchleiden zu müssen. Die Vorstellung hatte erst Wut,
dann einen Weinkrampf ausgelöst. Er mußte versuchen, den Mann mit der Halbglatze
in ein persönliches Gespräch zu verstricken. Irgendwo, wahrscheinlich in einem
Film, hatte er einmal gehört, daß es Entführern schwerer fiel, ihre Geisel zu
töten, wenn diese so etwas Ähnliches wie eine persönliche Beziehung zu ihnen
herstellen konnten.
    Der braune Dodge stoppte etwa fünfzig Meter entfernt, die
Staubwolke löste sich auf. Als sich die Wagentür öffnete, rief Riley hinüber:
„Freu’ mich sehr, Sie zu sehen!“, aber der Mann erwiderte nichts. Er lief zum
Kofferraum und holte einen Karton heraus, mit dem er langsam näherkam.
    „Hat mir gut gefallen, Ihre Musik“, versuchte es Riley
erneut. Doch auch diesmal gab es keine Reaktion. Der Irre stellte nur den
Karton ab, ging in die Hocke und starrte Riley wortlos an.
    „Was hab’ ich denn da eigentlich gehört?“ redete Riley
weiter. „Mozart? Bach? Haydn? Liszt? – Viel mehr klassische Komponisten kenne
ich nicht. Meine Mutter hat mehr Led Zeppelin, Grandfunk Railroad, Pink Floyd
und so was gehört. War halt damals die Zeit. Klassische Musik hab’ ich nur mitgekriegt,
wenn ich bei meinen Großeltern war. Sie wohnten im Osten. In einem kleinen Haus
in Vermont. Haben Sie als Junge auch Ihre Großeltern besucht?“
    „Hör auf, meine

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