Brennende Hunde
der
andere.
Riley tat, wie ihm geheißen. „Können Sie es sehen?“
„Ja, aber ich kann es nicht lesen. Bleib so stehen und
beweg’ dich nicht. Ich komme zu dir.“
Dem Entführer den Rücken zugewandt, zählte Riley die Schritte.
Seine Beine zitterten. Es jetzt nur nicht vermasseln, sagte er sich. Er wußte,
eine zweite Chance würde er nicht mehr bekommen.
Sein Entführer war nun ganz nahe bei ihm. Dann fühlte er
die Hand auf dem Rücken, die die Tätowierung berührte.
„Das ist nur ein stinknormales Tattoo! Du hast mich belo…
“
Riley fuhr herum, faßte die Kette und schlang sie dem
anderen um den Hals. Mit all seiner Kraft drückte er zu. Er und sein Gegner
stürzten zu Boden. Ein Schuß löste sich, und Riley schrie auf. Die Kugel aus
dem Gewehr war in seinen rechten Oberschenkel gedrungen, doch Riley ließ die
Kette nicht los.
***
Der Auftritt von Manson Monroe und seiner Band in der Hollywood
Bowl versprach, die heißeste Show seit der Zerstörung Roms durch die Goten zu
werden. Schon Stunden vor dem Konzert staute sich der Verkehr auf den Zubringerstraßen;
die ganze Stadt schien in einem Ausnahmezustand zu sein. Das Aufgebot der
Presse war einfach unglaublich; seit dem Prozeß um Michael Jackson hatten die
Fernsehsender nicht mehr so viel Wirbel um etwas gemacht. Monroe genoß es. Gleichzeitig
hatte er das Gefühl, als seien alle nur gekommen, um seiner Hinrichtung
beiwohnen zu können. Beim Soundcheck wirkte er angespannt und unkonzentriert. Anschließend
machte er Dess mit den Bandmitgliedern bekannt und führte ihn in seine
Garderobe. Dess postierte Eddy vor der Tür und schärfte ihm ein, seinen Posten
nicht zu verlassen. Niemand dürfe hinein, nicht einmal Jesus persönlich, sollte
er wider Erwarten erscheinen.
„Geht klar“, sagte Eddy.
Dess war verblüfft, in Monroes Garderobe auf Carry Meyers
zu treffen. Seit seinem ersten Besuch hatte er sie nicht mehr gesehen, sondern
nur zweimal mit ihr telefoniert. Sie hatte angefragt, ob Dess etwas Neues
herausgefunden hätte, irgendeinen Hinweis auf Rileys Verschwinden. Doch Dess
hatte sie enttäuschen müssen. Wie sie glaubte allerdings auch er noch immer daran,
daß der Verschwundene lebte. Für am wahrscheinlichsten hielt er die Erklärung,
Carrys Freund sei nach der Party in seiner Villa ganz einfach untergetaucht. Doch
hätte er sich in diesem Fall nicht auf die eine oder andere Weise bei Carry
gemeldet, um ihr zu sagen, es gehe ihm gut?
„Freut mich, Sie wiederzusehen!“ begrüßte er Carry. „Was
führt Sie her?“
„Um ehrlich zu sein, ich halte es zu Hause nicht aus. Die
Unsicherheit wegen Slick, Sie verstehen? Ich versuche mir immerzu vorzustellen,
wo er wohl sein könnte. Ob es ihm gutgeht oder ob er verletzt ist und Hilfe
benötigt. Also hab’ ich Herb angerufen, ob ich herkommen darf, ein bißchen
unter die Leute.“
„Herb?“ fragte Dess.
„Mein eigentlicher Vorname“, klärte Monroe ihn auf.
„Herbert. Aber sagen Sie es bitte nicht weiter.“
„Herb Monroe. Klingt wie ein guter Name für
Country-Musik“, kommentierte Dess die Information.
Dann erläuterte er noch einmal die getroffenen
Sicherheits-maßnahmen. Sämtliche Ein- und Ausgänge wurden kontrolliert. Es war
Anweisung gegeben worden, strenge Kontrollen und Leibesvisitationen durchzuführen.
Jede auch nur im Ansatz verdächtige Person werde augenblicklich aussortiert, in
Gewahrsam genommen und überprüft. Capt. Looney habe eigens Sonder-einsatzkräfte
angefordert. Lt. Malvick und Corwell befänden sich während des Auftritts direkt
vor der Bühne, während Dr. Chairman mit Capt. Looney im Kontrollraum die Bilder
der Überwachungs-kameras im Auge behielte, vor allem von jenen in den
Eingangsbereichen, wo die Kameras jeden Besucher erfaßten. Alle stünden sie
außerdem permanent über Sprechfunk in Verbindung. Nicht einmal der Harem des
Sultans von Brunei werde besser bewacht.
„Allerdings können wir nur reagieren. Es ist, wie ich
sagte: Niemand weiß, wie dieser Mr. Love aussieht. Und auch unser zweiter
Freund wird, wenn er kommt, bestimmt nicht in seinem alten Outfit erscheinen.
Dr. Chairman ist die einzige, die ihn gesehen hat. Aber ihn unter diesen
Menschenmassen zu entdecken, gleicht einem Glücksspiel. Vielleicht geschieht
aber auch gar nichts, und der ganze Rummel schreckt unsere beiden Kandidaten
ab.“
„Ehrlich gesagt, wär’ es mir lieber, wenn etwas geschähe.
Besser, als diese ewige Ungewißheit“, sagte Monroe. „Ich bin
Weitere Kostenlose Bücher