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Brennende Hunde

Brennende Hunde

Titel: Brennende Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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so normal wie irgend möglich zu klingen. „Wenn Sie was
gesagt hätten, hätten ich Ihnen den Bericht vorbeibringen lassen.“
    „Danke, aber ich habe mein Büro inzwischen liebgewonnen.
Ich halte mich recht gerne hier auf.“
    Dr. Chairman stand auf und legte sich eine Art durch-scheinenden
Bademantel um, der ihren Anblick keineswegs erträglicher machte.  Würde
irgendwer in diesem Augenblick das Büro von Dr. Chairman betreten, würde es den
Eindruck erwecken, sie und der Captain befänden sich in einer intimen Situation.
    Looney erschauerte. Es war nicht gut, in diese Richtung
zu denken. Also sagte er schnell: „Man hat Riley gefunden. Er liegt mit einer Schußverletzung
im Bein und von unseren Leuten bewacht in einem schönen, weißen Krankenhausbett.“
    „Freut mich zu hören, Captain“, sagte Dr. Chairman. „Ich
schlage vor, wir gehen ihn besuchen. Und drehen Sie sich bitte um, ich möchte
mich anziehen.“
    Looney atmete auf und drehte sich um. Daran, daß Wünsche
in Erfüllung gingen, hatte ein Mann wie er eigentlich nicht mehr geglaubt.
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und Ramon
betrat das Büro. Seiner Kehle entfuhr ein kleiner, heiserer Schrei und sein
Blick bekam einen ungläubigen Ausdruck.
    „Es ist nicht das, wonach es womöglich aussieht“, sagte Looney
und bereute seine Worte sogleich.
    Ramon zeigte keine Reaktion, sondern starrte einfach nur
weiter. Vor seinem inneren Auge entstand eine Vorstellung, die er nach Kräften
auszulöschen versuchte: Capt. Looney trieb es mit Dr. Chairman in deren Büro. Nie
zuvor hatte Ramon derart riesige Brüste gesehen. Capt. Looney schien über einen
außerordentlichen Mut zu verfügen. Oder er war einfach nur krank.
    „Darf man erfahren, was Sie eigentlich wollen?“ brachte
ihn der Captain in die Wirklichkeit zurück.
    Ramon zuckte zusammen. „Es ist wegen Riley“, sagte er
schließlich.
    „Was ist mit ihm?“ fragte der Captain.
    „Na ja, wie soll ich es sagen …“
    „Kommen Sie endlich auf den Punkt, Ramon. Was ist mit ihm?“
    „Man hat ihn zum Röntgen gebracht, und er hat die Gelegenheit
dazu benutzt, sich aus dem Staub zu machen.“
    „Wo zum Teufel waren die Beamten, die auf ihn aufpassen
sollten?“ schrie Looney los. In seiner Stimme tanzte der Zorn.
    „Standen vor dem Röntgenraum Wache. Offenbar gab es
jedoch noch einen zweiten Ausgang.“
    „Damit hat sich unser Krankenbesuch wohl erledigt“, ließ
sich Dr. Chairman vernehmen, die nun endlich angekleidet war. „Das heißt, ich
kann wieder in was Leichteres schlüpfen.“
    „Oh, bitte nicht!“ rutschte es Ramon und Capt. Looney
nahezu zeitgleich heraus.
     
    ***
     
    Dess hatte mehrere Male versucht, McCullum zu erreichen,
aber vergeblich. Also beschloß er, persönlich nach dem Rechten zu sehen. Er
nahm den Highway in nördliche Richtung und trat auf das Gas. Gegen 20 Uhr, eine
knappe Stunde später, bog der blaue Alpha Spider auf die Zufahrt zur Blockhütte
ab. Sie lag an einem kleinen See hinter alten Pinien versteckt und gehörte
einem ehemaligen Klienten, bei dem Dess noch einen Gefallen guthatte. Alles war
ruhig, und Dess parkte das Auto auf dem kleinen Platz vor der Veranda, die um
die Blockhütte lief.
    Ein unaufhörlicher Gedankenstrom wälzte sich durch die
Synapsen seines Gehirns, doch soweit Dess zu einem Urteil kommen konnte, blieb
es sehr allgemein: Die Menschen waren eine klägliche Spezies mit Löchern in den
Seelen, so groß wie Fesselballons. Für ein bißchen Wärme und Aufmerksamkeit
waren sie bereit, Dinge zu tun, die banal, würdelos oder irrsinnig waren. Sie
wurden von billigen Ängsten und niedrigen Instinkten beherrscht, redeten sich
jedoch ein, intelligent und clever zu sein. In Wahrheit aber war jede Amöbe
perfekter und funktionaler als sie. Kaum hatten sie das Erwachsenenalter
erreicht, waren ihre Herzen bereits schwarz geworden und faulten dahin, und so
traurig es auch war: Nur der Tod gab ihnen ihre Würde zurück – eine Würde, die
sie, weil sie abhängig von der Liebe und Fürsorge anderer waren, einbüßten,
sobald sie ihren ersten Atemzug taten.
    Dess klopfte an die Eingangstür der Hütte und rief nach
McCullum. Doch alles blieb still, sein Klient antwortete nicht. Vorsichtig
öffnete der Detektiv die Tür und trat ein.
    „Mr. McCullum?“ rief er noch mal.
    Er ging zunächst ins Wohnzimmer und suchte anschließend
das Schlafzimmer auf. Vereinzelt lagen persönliche Gegenstände, die McCullum
gehörten, herum, doch ihr

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