Brennende Hunde
die Liebe der Frauen, den
Schmerz, wenn sie einen plötzlich verließen, eine lauwarm angelieferte Pizza. Das
Gefühl von Ohnmacht und Machtlosigkeit aber zerfetzte sein Herz.
Auch Dess ging es nicht anders. Ohnmächtig hatte er
zusehen müssen, wie das Flugzeug auf die Bühne zugerast war und die Katastrophe
in der Hollywood Bowl ihren Lauf genommen hatte. Lt. Malvick hatte sie nicht
überlebt. Er und siebzehn weitere nicht, die Mehrzahl von ihnen im Zuge der
Massenpanik zutode getrampelt. Außerdem gab es unzählige Verletzte. Ein Schock hatte
das gesamte Land erfaßt. Nicht nur sämtliche Open-Air-Veranstaltungen, auch
alle sonstigen Rockkonzerte waren vorerst abgesagt worden.
Die Untersuchung der Wrackteile hatte ergeben, daß die
Maschine kurz zuvor auf dem Blackwater County Airport entwendet worden war. Auf
einem Parkplatz in der Nähe war ein brauner Dodge gefunden worden, brachte die
Ermittlungen aber nur bedingt voran. Er war als gestohlen gemeldet, als
Besitzerin stellte sich eine dreiundsechzigjährige Puertoricanerin heraus. Was
man gefunden hatte, waren jede Menge Fingerabdrücke und vereinzelte Haare, die
allerdings beide noch nicht zugeordnet werden konnten. Die Haare waren ins
Labor geschickt worden, um ihre DNS zu analysieren, doch das Ergebnis würde
frühestens in vierundzwanzig Stunden vorliegen. Außerdem hatte man im Dodge
eine hellblaue Damenhandtasche entdeckt. In der Tasche fand sich der Ausweis
einer Videothek, der auf den Namen Jodie McCullum ausgestellt war.
Ein Konzertbesucher hatte sich beim Los Angeles Police Department
gemeldet und ausgesagt, er habe, ehe das Flugzeug in die Bühne stürzte, eine
Person herausspringen sehen. Kurz darauf habe sich ein Fallschirm geöffnet und
sich jenseits der Arena zu Boden gesenkt. Dess hatte diesen Fallschirm nicht
bemerkt, doch das mochte nichts heißen. Er war zu sehr damit beschäftigt
gewesen, Monroe von der Bühne zu schaffen. Hatte der Zeuge richtig gesehen? Ein
gewöhnlicher Flugzeugabsturz schied jedenfalls aus, denn fest stand, daß im
unmittelbaren Umfeld des Wracks, außer der des Lieutenants, keine Leiche
entdeckt worden war. Den Mitgliedern von Monroes Band war es gerade noch rechtzeitig
gelungen, sich hinter der Bühne in Sicherheit zu bringen. Corwell kam mit einer
leichten Verletzung davon, stand aber noch unter Schock. Sollte der Attentäter tatsächlich
noch leben, so war ihm ein riskantes Kunststück gelungen. Außerdem mußte er
reichlich Flugerfahrung besitzen. Capt. Looney ließ bereits in dieser Richtung
ermitteln. Wer auch immer in der Maschine gesessen hatte, verfügte über eine
außerordentliche Kaltblütigkeit. Oder über eine große Reserve an Wahnsinn. Zwar
gab es bislang niemanden, der außerhalb des Stadions eine Fallschirmlandung
beobachtet hatte, aber auch das mußte nichts heißen, schließlich hatten im und
bald auch draußen vor dem Stadium Chaos und Verzweiflung geherrscht. Es war also
durchaus denkbar, daß der Pilot, falls er aus der niedrig fliegenden Maschine
abgesprungen war, unbemerkt gelandet und entkommen war. Möglich war auch, daß
der Täter vielleicht einmal als Stuntman gearbeitet hatte, schließlich war man
hier in L.A. Dess machte sich im Geiste eine Notiz, diese Überlegung Looney
mitzuteilen. Doch genau in diesem Moment schwang die Tür des Sadie’s auf, und
der Captain trat ein.
„Hab’ mir gedacht, daß ich Sie hier antreffe“, begrüßte
er Dess und nahm neben ihm Platz. „Um ehrlich zu sein: Ich könnte auch einen
Drink vertragen.“
„Wie geht’s Corwell?“ erkundigte sich Dess.
„Ein sensibler Junge. Hat ihn ganz schön mitgenommen.“
„Und sonst?“
„Ich bin wütend. Sehr wütend. Helfen Sie mir, diesen
Irren zu schnappen.“
„Unser Zorn allein bringt uns nicht weiter. Lassen Sie
die Alibis aller Stuntmen aus der Gegend hier checken. Vielleicht bringt uns
das weiter. Für meinen Geschmack war mir zuviel Akrobatik im Spiel – falls sich
der Zeuge nicht völlig geirrt hat.“
Looney bestellte einen Tom Collins. Dann griff er in sein
Jackett und förderte einen Umschlag zutage.
„Was anderes: Heute morgen tauchte ein anonymer Brief bei
uns auf. Er bezieht sich auf den Mord an Jodie McCullum. Darin wird ein
gewisser Izzy Goodlight bezichtigt, der Täter zu sein.“
Looney zog den Brief aus dem Umschlag und reichte ihn
Dess. In nachgeahmter Kinderschreibschrift hieß es: Ich weiß, wer das Mädchen
in Rileys Villa totgemacht hat – Izzy Goodlight. Schnappen Sie
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