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Brennende Hunde

Brennende Hunde

Titel: Brennende Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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und dran war, ihn in
Kürze einzuholen. Denn es war ja immer dasselbe, das Leben, und die eine, große
Frage lautete: Woher sollte man die Kraft beziehen, das, was man gestern und schon
seit viel zu langem getan hat, weiterhin zu tun? Die Kraft für all diese
blödsinnigen Unternehmungen, diese tausend Pläne, die nichts brachten oder sich
in Luft auflösten, diese Bemühungen, sich aus dem Sumpf seiner ramponierten
Seele zurück an die Oberfläche zu schälen – nur, um sodann festzustellen, daß
das Schicksal unbezwingbar war, daß es einen unten hielt, zurechthämmerte für
den nächsten Tag, dessen Konturen noch unbestimmter waren, dessen Wesen sich
noch trostloser zeigte? Das Beste wäre doch gewesen, sein ganzes bißchen Leben
zu vergessen. Wieso denn hing man daran? Wie ein Popsong machte es Versprechungen,
die es niemals zu halten gedachte. Eine Nutte, die die Beine spreizte, einen
aber nie ranließ. Ein immer wieder verabreichter Tritt in die Eier und
dauerhafter Schmerz, den man sich mit großer Gelenkigkeit selber zufügte.
    O ja, es war wirklich Zeit, irgend etwas zu schlucken, das
seinen Synapsen ein paar freudig-erregende Stöße verpaßte, sonst würden ihm am
Ende zur Verbesserung seiner Laune nur noch Rasierklingen bleiben.
    Als er von der Terrasse aus die Villa betrat, bemerkte
Izzy Goodlight einen etwa fünfzigjährigen Mann in einem billigen Anzug, auf
dessen Schädel eine unschöne Halbglatze prangte. Irgendwie paßte er optisch
nicht her. Der Mann wirkte wie ein Zeuge Jehovas oder ein Sieben-Tags-Adventist,
jedenfalls nicht wie jemand, der aus dem Business stammte. Auf seinen schmalen
Lippen stand ein Lächeln, das Izzy nicht ganz einordnen konnte.
    „Hi!“ begrüßte er ihn und wollte sich an ihm
vorüberschieben – als er die Bibel in der rechten Hand des Mannes erblickte.
    Der Fremde registrierte den irritierten Blick und berührte
Izzy am Ärmel seines Shirts.
    „Eine große Party“, sagte er mit einer dunkel klingelnden
Stimme. „Ich bin hier, weil von ihr geschrieben steht.“
    Izzy konnte dem Mann geistig nicht ganz folgen. Wovon,
zum Teufel, redete er? Und wie als Antwort darauf, öffnete dieser merkwürdige
Kerl die Bibel und sagte: „Hesekiel 23.36.: Ringsum war alles erfüllt von festlichem
Stimmengewirr der Menge, welche man aus der Wüste herbeigeholt hatte. Die
Männer legten den Frauen Armspangen an und setzen ihnen kostbare Kronen aufs
Haupt. Ich aber dachte: ,Ihre Schönheit ist verwelkt, und sie haben noch immer
nicht genug von ihrer Hurerei!’ Die Männer verkehrten mit ihnen, wie man mit
Huren verkehrt.“
    „Hey, Mann, das ist cool“, entgegnete Izzy. „Steht das
wirklich da drin?“
    „Alles steht in Gottes Schrift“, sagte der Mann, „aber
ihr lest sie nicht mehr und habt euch dem Willen Satans ergeben.“
    Izzy stutzte erneut. Der Kerl war entweder völlig
verrückt oder er hatte irgendwelches Zeug geschluckt, daß Izzy noch nicht
kannte.
    „Mann, was immer du genommen hast – es scheint mächtig zu
wirken. Mit wem bist du hier, hm? Wer hat dich mitgebracht?“
    Der andere aber bekam einen seltsamen Ausdruck auf seinem
Gesicht, Izzy spürte ein Schaudern, das ihm durch den Körper fuhr, als würde sein
Rückgrat mit Eis ausgegossen.
    „Unter ihnen aber war einer, der war auserkoren, ein
Fanal in diese Brut fahren zu lassen. Denn der Herr klagte sie an, seinen Namen
zu leugnen.“
    „Tja, Mann, ziemlich abgefahren, was du da sagst. Aber
ich muß wieder rein, verstehst du, mich um die Gäste kümmern und so. Also …
amüsier dich gut. Bestimmt sehen wir uns später noch mal.“
    Izzy ließ ihn stehen, froh, sich unter die Gäste mischen
zu können. Wieso mußte es auf Parties immer irgendwelche Spinner geben? Er
würde Walt fragen, ob er den Bekloppten vielleicht kannte. Diese ganze
Bibelscheiße nämlich machte ihm Angst, hatte ihm immer Angst gemacht. Aber das
war, so meinte er sich zu erinnern, schließlich das Prinzip, auf dem dieser
ganze Blödsinn beruhte. Er für seine Person tendierte stark zu der Auffassung,
daß es Gott, genau wie Feen, Elfen und den Mondflug, nie gegeben hatte. Sollte
er je existiert haben, so hatte er sich aus lauter Scham über den Mist, den er
verzapft hatte, mit Sicherheit die Kugel gegeben.  
     
    ***
     
    Wow! Flexy Conors konnte noch immer nicht begreifen, daß
all das um sie herum wirklich geschah. Ein Glücksfall, daß sie Easy Anne
getroffen hatte. Tommy Lee persönlich war gerade unterwegs, um ihr einen Drink

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