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Brennende Hunde

Brennende Hunde

Titel: Brennende Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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überließ.
    „Break on through to the other side!“
    Izzy sang den Refrain lauthals mit. Er stand am Rande des
Pools und ergab sich dem alten, tausendmal gehörten Zauber der Doors. Nein,
solche Songs gab es heute nicht mehr. Nicht mal Riley hielt damit Schritt.
    „Try to run, try to hide … break on through to the other
side!“
    Der gute alte Rock’n’Roll hatte seine Magie eingebüßt.
Übrig geblieben waren Pose und Show. Langweilige Bands wie Green Day oder Korn
waren die Helden der Teens, die Namen wie The Doors und The Who nicht mal mehr vom
Hörensagen kannten.
    The Bad Jokes? Auch er und seine Jungs waren angetreten,
den alten Zauber wiederzufinden, die alten Rituale mit Sinn und neuem Leben zu
füllen. Und hatten es, wie alle anderen auch, gründlich vergeigt. Ja, es war
nicht mehr zu leugnen: Wie alles andere auch – Filme, Autos, Frauen – hatte der
Rock’n’Roll an Klasse eingebüßt. Die große Religion war Scharlatanen in die
Hände gefallen, und die Bad Jokes hatten zu Recht diesen Namen getragen.
    Izzy stand im Lichtschein der Laternen, blickte auf die
nahezu nackten Leiber im Pool und überlegte, wie das alles angefangen hatte,
damals, als die Felder der Popmusik noch unbestellt waren und nur vereinzelt
etwas im Radio lief, das rebellisch war und aufhorchen ließ. Damit es richtig
losgehen konnte, damals in den Fünfzigern, hatte es eine Art Lichtgestalt
gebraucht, jemanden, der Exklusivbesitz der Teenager war, und natürlich fand
sich ein Kerl, der eitel genug war, sich für diesen Job zur Verfügung zu
stellen. Ein naiver Bursche, der in Tupelo, Mississippi, zur Welt gekommen war
und bis dahin seine Brötchen als Lastwagenfahrer verdient hatte. Er liebte
seine Mutter, sah nicht völlig scheiße aus und spielte ein wenig Gitarre. Sein
Intelligenzquotient war doppelt so niedrig wie die PS-Zahl der Wagen, die er
fuhr, und die Aussicht, erfolgreich zu werden, daher ungemein groß. Er wurde
der King. Obwohl er in etwa so gefährlich war wie ein Streichholz, das einen
Eimer Wasser bedrohte, vermittelte er die Illusion sexueller Gefahr. Denn vor
ihm hatte es nur Bill Haley gegeben, der mit einem Sexsymbol so viel
Ähnlichkeit hatte wie eine Hämorrhoide mit einer Perle.
    Zu Beginn seiner Karriere kupferte er schwer bei
schwarzen Bluesmusikern ab, aber 1956, unter der Regie seines Managers Colonel
Tom Parker, unterschrieb Elvis einen Vertrag bei RCA-Victor, und von da an gab
es kein Halten. Innerhalb eines Jahres wurde er zu einer
Millionen-Dollarindustrie.
    Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst, den er in
Deutschland absolvierte, beging er sofort ein neues Verbrechen und brachte mit
It’s now or never eine schwülstige Neufassung von O sole mio heraus.
Rentnerinnen aus allen Teilen der Erde humpelten auf ihren Gehhilfen zum
Schallplattenhändler ihres Vertrauens und machten das triviale Gesäusel zu
seinem bis dahin größten Hit. Er hatte dem Rock’n’Roll das Leben geschenkt,
jetzt brachte er ihn um. Und genauso hatten es die Beatles gemacht. Bis auf
wenige Ausnahmen fehlte ihnen allen der Schneid. Die, die ihn hatten, lebten
nicht lange: Jimi, Janis und Jim. Sie waren zur anderen Seite durchgebrochen,
um dort an einer Jam-Session teilzunehmen, deren Musik von irdischen Ohren nicht
mehr gehört werden konnte. Statt ihrer hatten sich nun andere in Rileys Villa
versammelt, gezähmte Tiere, deren Instinkte von Geltungssucht und Geldgier
überlagert waren, Kreaturen, in denen nur noch selten, wie ein Atavismus, der
Gedanke aufblitzte, womöglich Großes schaffen zu können.
    „Geile Party, Izzy!“
    Der einstige Bassist der Bad Jokes schreckte aus seinen
Betrachtungen auf und blickte in das Gesicht eines Burschen, das er schon
einmal in einem Video-Clip gesehen hatte. Der Junge gehörte zu einer Band von
der Ostküste, die derzeit als das nächste große Ding gehandelt wurde. Den Namen
der Band aber hatte Izzy vergessen.
    Er nickte nur, und der Bursche setzte sich auf eine der
Liegen am Pool, um eine Line durchzuziehen. Ein junges Mädchen gesellte sich zu
ihm.
    Irgendwer hatte die Musik der Doors gegen eine brachiale
Nummer von Slipknot ausgetauscht. Wie Napalm schienen die hysterischen Gitarrenriffs
die Luft zu versengen, Wildheit wurde durch Grobheit ersetzt, und Izzy beschloß,
ins Innere der Villa zu gehen, um irgend etwas einzuwerfen, das seine
Depressionen bändigen würde. Vielleicht lag der Grund für seine schlechte
Stimmung ja darin, daß das Alter ihm nachsetzte und drauf

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