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Brennende Hunde

Brennende Hunde

Titel: Brennende Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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war hinauf in den
Norden gefahren und hatte sich ebenfalls wie ein Cheechaka aufgeführt. Dann
aber hatte er die Bekanntschaft mit einem Indianer gemacht, Silly Eyed Sam. Von
ihm habe er gelernt, daß die Wildnis zwar kein Grand Hotel ist, aber trotzdem
Geborgenheit schenkt. Jetzt betreibe er eine kleine Mine, die im Monat etwa fünfhundert
Dollar abwerfe. Genug, um hier draußen  über die Runden zu kommen. Heute habe
er einen Felsbrocken wegsprengen wollen. Dess habe also mächtig Glück gehabt,
daß sich Dynamit im Rucksack befand.
    „Kein schlechtes Leben“, schloß er seinen Bericht.
„Manchmal etwas einsam, ja, aber das war ich in Quebec auch. Ich hab’ es bloß
nicht gemerkt. – Na ja, was soll’s? Gehen wir schlafen.“
     
    ***
     
    Thareaux zog an der Schnur, und der Motor sprang an.
Langsam steuerte er das Boot in die Mitte des Flusses. Dess hockte fröstelnd im
Bug. Sein Anzug, den Dr. Chairman gestern ausgewaschen hatte, war noch nicht trocken.
Unruhig wanderten seine Hände umher; sie vermißten den Zierstock. Er war der
gestrigen Katastrophe zum Opfer gefallen.
    Zu beiden Seiten des Ufers stand reglos der Wald. Ein
Adler kreiste am Himmel. Eine seltsame Welt, prähistorisch wie die Gefühle, die
man bei ihrem Anblick bekam. Auch Dr. Chairman und Thareaux waren still. Dess
begriff, daß das Wesen des Redens zu einem Großteil aus Dingen bestand, die
ungesagt blieben und dennoch mitgeteilt wurden. Fast fühlte er so etwas wie
Frieden in seiner Brust.
    Vierzig Minuten später erblickten sie eine flache
Uferbank mit einer Hütte darauf. Sie waren am Ziel. Wie würde Riley reagieren,
wenn er sie sah? Was würde er ihnen berichten können über die Party und die
geschehenen Morde?
    Dess blickte zu Dr. Chairman hinüber und sah, daß sie
dasselbe dachte wie er.
    Geschickt steuerte Thareaux das Boot an das Ufer. Weniger
geschickt stiegen Dess und Dr. Chairman heraus. Vor der Hütte war niemand zu
sehen, doch aus dem Schornstein quoll Rauch.
     Eine Tür öffnete sich, und eine junge Frau trat heraus.
Dess zuckte zusammen. Er hatte diese Frau noch niemals gesehen.
    „Besuch, wie schön!“ sagte sie und kam ihnen einige
Schritte entgegen, und Dess dämmerte es, mit der unvermittelten Wucht eines
Hammers, der ihm auf die Schädeldecke knallte, daß er verarscht worden war. Der
Kapitän der Holy Moly hatte gelogen, und Dubois war entweder ein Kretin, der
Slick Riley in jemandem wiedererkannt hatte, der nicht Slick Riley war, oder er
machte ebenfalls mit ihm und Carry Meyers gemeinsame Sache. Wie ein Idiot hatte
er sich auf eine falsche Fährte locken lassen und diese Dummheit beinahe mit
seinem Leben bezahlt. Wenn er angeblich die Nr. 1 war, so fragte er sich, wie
unendlich groß war dann erst das geistige Unvermögen seiner Kollegen? Kanada
war wahrlich kein gutes Pflaster für ihn.
     
    ***
     
    Der Ausdruck auf Dubois’ Gesicht war ungemein kläglich.
Dess hatte den Besitzer des Jubilee Hotels bei den Schultern gepackt und wütend
über den Schalter gezerrt. Seine Laune war die eines Ku-Klux-Klan-Anhängers,
dem ein Schwarzer ans Hosenbein pißt, und Dubois begriff, daß nur noch die
Wahrheit seinen Hals retten konnte.
    „Robert Plant und Sandy Denny, ja?“
    Die Profilerin erwartete, daß jeden Augenblick Flammen
aus Dess’ Nüstern hervorspringen würden. Er kochte vor Zorn, und es war
aufregend, befand Dr. Chairman, diesen gewaltigen Körper in Aktion zu erleben.
Und ja, er hatte allen Grund, auf Dubois sauer zu sein.
    In Wirklichkeit hieß das junge Paar, das die Turner-Hütte
angemietet hatte, Judith und Thomas LaHearn und hatte sich auch unter diesen
Namen in die Formulare eingetragen. Dubois hatte ihnen ganz einfach Scheiße
erzählt.
    „Ich möchte etwas hören, Mr. Dubois!“
    Dess’ Stimme donnerte über den Schalter wie ein
britischer Tank durch feindliche Linien.
    „Carry rief mich an“, begann Dubois seine Beichte. „Sie
ist meine Nichte. Früher hat sie hier oft ihre Ferien verbracht. Sie bat mich,
der Polizei zu erzählen, ich hätte in einem meiner Gäste Riley erkannt. Sie kam
auch auf die Idee, anzugeben, sie hätten sich als Robert Plant und Sandy Denny
eingeschrieben, um die Geschichte glaubwürdiger wirken zu lassen. Wie hätte ich
wissen sollen, daß kurz darauf Sie auftauchen würden!? Ich kam nicht mehr raus aus
der Nummer. Zufälligerweise war aber gerade zuvor dieses Pärchen, die LaHearns,
hier gewesen. Was lag also näher, als so zu tun, als hätte ich mich

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