Brennende Hunde
brauchen wir ihn
nicht, um diesen Irren zu identifizieren. Dasselbe gilt für Love. Jeeze hat mir
ein Foto gegeben. Aber auch er wird sich zu erkennen geben, ohne daß er es
ahnt. – Übrigens, Lilith, ich glaube, du hast ihn nun lang genug in die Schale
getaucht.“
„Sorry“, merkte die Profilerin auf und nahm ihre Hand aus
dem Haar des Manns zu ihrer Rechten.
Erdnußreste auf der Wange, richtete er sich auf und schenkte
ihr einen angstvollen Blick.
„Big is beautiful“, ließ sich Dr. Chairman vernehmen. „Sagen
Sie das den Menschen in Ihrem Verein.”
***
Auf einem Ziegenmarkt im afrikanischen Ougadougou hätte
das Treiben nicht hektischer und chaotischer ausfallen können. Ein Kamerateam
verlegte Schienen in der großen Halle, und die Licht-Crew baute monströse Batterien
von Scheinwerfern auf. Maskenbildnerinnen kümmerten sich um die Statisten aus
den Reihen des L.A.P.D. Schon am Vortag hatte man das gesamte Gebäude nach
Bomben durchsucht. Ganze Rotten von Spürhunden waren herbeigeschafft und durch die
Mall getrieben worden. Sämtliche Ein- und Ausgänge des Beverly Hills Centers
wurden von Polizeibeamten und zusätzlich von Kameras überwacht. Die
Signalsender aller, die das Gelände betraten, funktionierten, und Captain
Looney atmete auf. Obwohl alles in allem an die fünfhundert Personen anwesend waren,
Journalisten und das hauseigene Sicherheitspersonal des Centers inklusive, war
es, verglichen mit den Massen, die in der Hollywood Bowl erschienen waren, eine
halbwegs überschaubare Situation. Looney hatte das sicherstimmende Gefühl,
alles unter Kontrolle zu haben. Es würde keine zweite Katastrophe geben.
Er wanderte umher, auf der Suche nach Dr. Chairman und
dem Detektiv, dieses unmögliche Paar, das dafür verantwortlich war, daß der
Captain am vergangenen Abend den Vorschlag seiner Frau, sich leiblich zu
vereinigen, energisch hatte ablehnen müssen. Nicht Atom-bomben, die Musik von
Barry Manilow oder religiöse Irre waren das Schlimmste in dieser an schlimmen
Dingen nicht eben arm bestückten Welt, sondern jene schrecklichen Bilder, die
sich im Kopf festsetzten, als hätte sie die Vorstellungskraft unmittelbar in
die Erinnerungsariale seines Hirns tätowiert. Um sich abzulenken, zählte Looney
zunächst die Basketballsstars aus seinen Jugendtagen chronologisch auf und
überdachte, als er damit fertig war, die komplexen Probleme, die Amerika hatte,
neue Märkte zu erschließen oder gegenüber dem Rest der Welt als ein intelligentes
Kulturvolk zu erscheinen. Hauptsache sein Hirn aktivierte nicht die Bilder der
entblößten Leiber von Dr. Chairman und Dess. Gott sei Dank wurde sein Denken
kurz darauf in andere Bahnen gelenkt. Ramon kreuzte unversehens seinen Weg, in
der Hand einen Becher Kaffee, den Looney augenblicklich requirierte. Gierig
flößte sich der Captain die lauwarme Instantbrühe ein und schüttelte sich.
„Wie konnten Sie sich diese Büffelpisse als Kaffee
andrehen lassen?“ stellte er Ramon zur Rede und atmete schwer.
„Nervös, Captain?“ fragte Ramon.
„Das bin ich immer. Jede Nacht schlafe ich ein mit dem
Gedanken, aufzuwachen und plötzlich Ihre Visage zu haben.“
„Danke, Sir. Nicht jeder ist der Schönheit meines Gesichtes
gewachsen.“
„Eine Ahnung, wo Dess gerade steckt?“
„Nein, Sir. Hab’ ihn seit einer Stunde nicht mehr
gesehen.“
„Und was haben Sie gerade vor?“
„Mir einen neuen Kaffee holen, Sir. Meiner wurde mir
gerade geklaut.“
Ramon machte kehrt und sprach laut vernehmlich in sein
Headphone.
„Leute, aufgepaßt! Das komplette Gebäude durchsuchen“,
hörte Looney ihn gutgelaunt brabbeln. „Ein Heißgetränkeräuber geht um.
Täterbeschreibung: männlicher Weißer, ca. fünfzig und bewaffnet mit einer
äußerst reizbaren Laune. Sein Name ist Looney.“
Der Captain sah ihm hinterher und schüttelte den Kopf.
Irre, nichts als Irre um ihn herum!
Dess machte sich zu diesem Zeitpunkt mit den örtlichen
Räumlichkeiten vertraut und schritt, einen Plan des Gebäudes in der Hand, die
zahllosen Korridore ab, überprüfte Lüftungsschächte und die Reparaturzugänge zu
den Rohren der Klimaanlage.
Vor dem Gebäude wetteiferten die TV- und Radiosender mit
Sonderberichten um die Gunst ihrer Hörer und Zuschauer. Alles, was mit Manson
Monroe im Zusammenhang stand, wurde noch einmal wiedergekäut – die Party in der
Villa von Slick Riley, bei der Monroe anwesend war, dazu die Morde an
Speedmaster D und Puff Doggy Dog und
Weitere Kostenlose Bücher