Brennende Hunde
wunderte sich, denn es war noch sehr früh. Hätte sein Dad nicht
auf der Arbeit sein müssen?
„Dad? Was ist mit dir?“ fragte James seinen Vater.
Doch sein Dad antwortete nicht. Nora, seine Frau, hatte
ihn an diesem Morgen verlassen. Zuvor hatte sie sich der allmorgendlichen Kasteiung
widersetzt, zu schreien und schließlich hysterisch zu weinen begonnen.
„Wo ist Mom?“ fragte der Junge.
Müde hob Ernest Peterson Floyd seine Lider und blickte zu
seinem Sohn, der zitternd auf den unteren Stufen der Veranda stand.
„Wir beide wollen sie ab heute vergessen. Sie hat sich
der Hurerei und Unzucht verschrieben und sich dem Teufel zur Buhle gemacht.
Mögen die Feuer der Hölle sie läutern.“
Von Jefferson aus seiner Schulklasse erfuhr der Junge,
was Jefferson wiederum von seiner Mutter wußte: daß Nora Floyd mit einem
Gitarristen auf und davon war, dessen Band am Abend zuvor im Gemeindesaal der
Baptisten einen Gig gehabt hatte.
Ja, es wird ihrer viele geben, die falsche und törichte
Lehren predigen. Auch Nora Floyd, seine Mutter, war der falschen Lehre gefolgt.
Sie war in den funkelnden Wagen eines Musikers gestiegen, der den Rock’n’Roll
predigte und sie mit seinem Gift angesteckt hatte. Er, James Peterson Floyd,
war dem Schoß einer Hure entsprungen.
Nach der Highschool wurde James Peterson Floyd Soldat. Die
anderen Rekruten belächelten ihn, wenn er vor dem Schlafengehen niederkniete,
um zu seinem Hirten zu beten. Sie ergaben sich blindlings der Sünde, nachts
legten sie Hand an sich an.
Als Floyd seinen Bettnachbarn Sean Bigsley zur Rede stellte,
erwiderte der: „Hätte Gott nicht gewollt, daß wir uns einen aus der Palme
schütteln, mein Freund, hätte er uns kürzere Arme gemacht.“
Floyd schlug ihn halb tot und wurde fortan gemieden.
Bei seinen Vorgesetzten Offizieren allerdings erwarb er
sich durch seine strenge Disziplin großen Respekt. Es zeigte sich zudem, daß er
in der Pilotenausbildung zu den Besten gehörte. Unauffällig versah er seinen
Dienst. Nur manchmal, wenn in seiner Gegenwart der Name des Herrn mißbraucht
wurde, geriet er außer Kontrolle, und man belegte ihn mit Ausgangssperre oder
Arrest.
Zu Beginn des 1. Golfkriegs wurde Floyd nach Kuwait
versetzt. Von dort starteten die Maschinen in den Irak, um die Städte der
Heiden unter Feuer zu setzen. Damit erhielt sein Leben erstmals einen Sinn. Doch
dann verlor er erneut die Kontrolle. Als sein Captain den Namen des Herrn in
den Schmutz zog, schlug Floyd den Vorgesetzten kurzerhand nieder. Ein
Militärgericht verurteilte ihn zu neun Monaten Haft, nach deren Verbüßung die
unehrenhafte Entlassung erfolgte. Floyd beklagte sich nicht. Gott hatte seine
Entlassung bewirkt, er wußte es nun.
„Denn ich will unter den Guten etliche auswählen, die
ihnen begegnen und meine Strafe an ihnen vollziehen“, lauteten die Worte des Herrn.
Und zu jenen, die also auserwählt waren, gehörte auch er.
***
Love merkte auf. Auf dem Bildschirm waren die Fotos von Manson
und Riley zu sehen. Zwei auf seiner Liste, deren Namen noch nicht durchgestrichen
waren. Doch er würde sie kriegen. Was das Finanzielle betraf: Sealands Managerkomplizen
waren gewarnt. Love ging davon aus, daß sie sein Honorar problemlos auszahlen
würden. Einen Mann wie ihn verarschte man nicht. Nicht, wenn man am Leben
bleiben wollte. Der Tod Sealands hatte ihnen das hoffentlich deutlich gemacht.
Love liebte es nicht, unterzutauchen, doch im Augenblick
schien es ihm angeratener zu sein. Sicher war sicher. Der Sumo-Detektiv wirbelte
zuviel Staub auf. Wieviel er wirklich wußte, war schwer einzuschätzen. Immerhin
war er nicht so clever, wie behauptet wurde. Trotzdem – es war an der Zeit, ihn
aus dem Weg zu räumen. Ihn und Monroe, ehe als krönender Abschluß Riley folgen
würde.
Love stellte den Fernseher lauter. Was die
Nachrichtentante soeben erzählte, weckte sein Interesse. Soviel war immerhin
klar: Monroe war entweder sehr mutig oder aber er hatte jeden Bezug zur
Realität verloren und nahm die Bedrohung nicht ernst.
Und noch etwas anderes beschäftigte Love. Wer war dieser
Kerl, der für die Geschehnisse in der Hollywood Bowl verantwortlich war?
Sealand hatte, ehe er endgültig das Land der Schönheit betrat, geschworen, er
kenne ihn nicht. Wer auch immer dieser andere war, auch er stand bereits auf der
Liste.
Love lauschte wieder den News. Ihm war klar, daß es
strenge Sicherheitsvorkehrungen geben würde, wenn Manson Monroe hier
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