Brennende Hunde
ihnen die Tür.
Floyd in der Garderobe merkte instinktiv auf. Er hatte
sich hinter einem Kostümständer verborgen, um dort Monroes Eintreten zu
erwarten und überraschend zu feuern. Doch nun hörte er leise Schritte und
Flüstern von jenseits der Tür. Er sah, wie der Türknopf sich drehte. Langsam
schwang die Tür nach innen hin auf. Gewehrläufe lugten herein, und Floyd
begriff, daß der Herr sich endgültig von ihm abgewandt hatte. Er saß wie ein
Tier in der Falle.
„Werfen Sie Ihre Waffe weg und verschränken Sie die Hände
über den Kopf!“ rief eine Stimme.
„Mein Vater, warum hast du mich verlassen?“ murmelte Floyd.
Er steckte den Lauf der Pistole in den Mund, entsicherte sie und drückte urplötzlich
ab.
„Schnell!“ rief der Commander, als er hörte, wie
gleichdarauf ein Körper zu Boden fiel. Er liebte es nicht, wenn Täter sich
durch Selbstmord ihrer Strafe entzogen. Außerdem machte es sich gegenüber der
Öffentlichkeit wesentlich besser, wenn man einen Schuldigen lebendig vorführen
konnte. Doch diesmal hatte er Pech. Der Anblick, der sich ihnen in der
Garderobe bot, erinnerte Gerrick an Bilder aus einem billigen Film. Das Blut
und der Tote wirkten unecht und albern. Und dennoch war es real. Corwell würgte,
als er es sah, dann gab er seinem Mageninhalt die Freiheit zurück.
„Commander Gerrick? Joe?“ meldete sich in diesem Moment die
Stimme von Dr. Chairman über das Headset. „Ich denke, wir haben hier ein
echtes Problem.“
„Was, zum Teufel, ist los?“ fragte Gerrick.
„Am besten kommen Sie rüber und sehen es selbst.“
Gerrick ließ die Männer der Sondereinheit mit Corwell zurück
und setzte sich, Dess an seiner Seite, eilig in Marsch. Drei Minuten später
hatten sie die von Dr. Chairman geführte Gruppe erreicht. Mitten im Zimmer saß
der Gefangene gefesselt auf einem Stuhl, und Dess brauchte nicht lange, um zu
erkennen, was los war. Der Mann auf dem Stuhl war kein Albino. Love hatte ihn
lediglich als Lockvogel benutzt.
„Der Fahrer!“ sagte Dess. „Der Fahrer der schwarzen
Limousine ist Love!“
***
Love eilte durch die Korridore und wunderte sich. Weit
und breit war niemand zu sehen. Auch die große Halle, in der die Scheinwerfertraversen
und Kameras aufgebaut waren, war verlassen wie der Schoß einer Nonne. Wieso
waren plötzlich alle verschwunden? Die Situation behagte ihm nicht. Er hatte
diesen fetten Detektiv unterschätzt und war plump wie ein Kretin in eine Falle
getappt. Vorsichtig zog er sich aus der Halle zurück. Er war sich bewußt, daß
jeder Ausgang, selbst das kleinste Schlupfloch, überwacht sein würde. Doch als
er nach links in einen weiteren Korridor bog, erblickte er eine männliche Person,
die soeben hastig in einem der Toilettenräume verschwand. Love erkannte die Chance,
die sich ihm bot.
„Captain Looney?“ ertönte es kurz darauf leicht kläglich über
die Headsets.
„Was gibt’s?“
„Na ja, ich wollte mir nur kurz den Mund auszuspülen …
und da … ist es passiert.“
„Was ist passiert?“
Es folgte eine Pause, ehe unvermittelt eine andere
männliche Stimme erklang.
„Ich habe einen Ihrer Männer als Geisel genommen. Ich
tausche ihn gegen freies Geleit und einen Helikopter“, sagte die Stimme und begann
unvermittelt zu fluchen: „Verdammt, ist das etwa Kotze auf deinem Hemd?“
„Er hat Corwell in seiner Gewalt“, sagte Captain Looney
zu den anderen.
„Sind Sie noch da?“ meldete Love sich erneut.
„Wir hören“, übernahm nun der Commander das Gespräch. „Hier
spricht Commander Gerrick. Ihre Chance, zu entkommen, ist nicht sonderlich
groß. Warum lassen Sie Corwell nicht frei und stellen sich brav. Ich sorge
dafür, daß Sie eine Strafe bekommen, auf deren Höhe Sie stolz sein können.
Vielleicht reicht sie sogar aus, um ins Guinness-Buch der Rekorde zu kommen. –
Na, was sagen Sie dazu?“
Love auf der anderen Seite schwieg. Er hatte sich mit
Abscheu Corwell zugewandt, der soeben seine Hose durchnäßte.
„Würdest du bitte aufhören damit.“
„Entschuldigen Sie, Sir. Ich kann nichts dafür. Es ist
einfach passiert.“
„Love, sind Sie noch da?“ hörte er die Stimme von
Gerrick.
„Hör’n Sie, ich wäre Ihnen dankbar, wenn ich den
Helikopter möglichst schnell bekommen könnte. Ihr Mann hier ist nicht
stubenrein, und die ganze Sache beginnt allmählich zu stinken. Und das ist durchaus
wörtlich gemeint. Ich werde jetzt mit ihm zum Ausgang marschieren. Bitte
enttäuschen Sie mich
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