Brennende Kälte
Alles hatte geklappt, trotzdem war sie enttäuscht. Keiner der Vorstände hatte einen Einwand geäußert, nicht einmal eine Frage hatte einer von ihnen gestellt. Und dabei würde doch ihr Projekt die Waffentechnik revolutionieren, wie es ehedem nur die Erfindung des Maschinengewehrs bewirkt hatte.
Eher verunsichert als zufrieden fuhr sie von München nach Erlangen zurück.
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Calw, die Straße vor Sarah Singers Haus
Den dunklen Geländewagen parkte er direkt vor ihrem Haus. Er justierte das Gerät und konnte wenig später auf dem Laptop das Innere ihrer Wohnung sehen. Die beiden Figuren sahen merkwürdig aus. Die Strahlen lieferten nur die Gestalt der beiden zurück. Gesichter waren nicht zu erkennen. Der fremde Kerl saß im Wohnzimmer und hatte einen Schreiber in der Hand, und das Weiße auf dem Tisch war wohl ein Notizblock.
Sie kam aus der Küche mit einer Flasche, die sie aus dem Tiefkühlfach geholt hatte. Er öffnete sie. Dann setzte sie sich ihm gegenüber. Die Bewegungen der beiden Figuren wurden ruhiger. Sie redeten.
Später ging sie noch einmal in die Küche. Er sah, wie sie sich mit beiden Händen an den Rücken griff, die Fingerspitzen schienen sich für einen Moment ineinander zu verknoten, dann streifte sie mit ihrer rechten Hand über die linke Schulter und mit der linken Hand über die rechte Schulter. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis er begriff, was sie da tat: Sie hatte ihren BH abgestreift. Dann ging sie wieder zu dem Mann ins Wohnzimmer.
Das habe ich mir doch gedacht. Er dachte dies kalt und ohne jedes Gefühl. Umso mehr wunderte er sich, dass der Mann kurz danach aufbrach.
Er folgte ihm.
In Momenten wie diesen schien seine Angst gebannt. Er wusste, was er zu tun hatte.
Kämpfen.
Action Jackson.
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Falscher Alarm
Dengler rieb sich die Augen. Er hatte mehrere Stunden vor dem Bildschirm gesessen und einiges über die Sondertruppe in Erfahrung gebracht, aber was sie genau in Afghanistan taten oder getan hatten, hatte er nirgends gefunden.
Er stand auf und reckte sich. Steifbeinig ging er zum Fenster und starrte auf die Straße hinunter.
Unten stand der Kastenwagen mit Stummelantenne.
Sofort schoss Adrenalin in seine Blutbahnen. Er federte vom Fenster zurück. Hastig öffnete er den Safe, nahm seine Smith & Wesson, lud die Waffe durch und steckte sie in den Hosenbund.
Dengler rannte die Treppe hinunter und öffnete langsam die Haustür. Der Wagen stand noch am gleichen Platz. Mit der Waffe in der Hand trat er auf die Straße, ging leicht gebückt bis zur Fahrertür. Hinter dem Lenkrad sah er einen Mann, der sich zur Seite gewandt hatte und etwas im Handschuhfach suchte. Dengler riss die Wagentür auf und hielt dem Mann die Pistole an die Schläfe.
»Raus! Aber schnell!«
Der Mann sah erschrocken auf. Er war blond, hatte eine Frisur, die an Prinz Eisenherz erinnerte, und einen ebenfalls blonden Bart. Er trug abgewetzte Jeans und einen weißen Wollpullover. Sofort streckte er beide Hände in die Höhe. »Nicht schießen«, stammelte er. »Ich habe kein Geld ...«
Und sah sehr blass aus.
Es war der Antiquitätenhändler, der gegenüber dem Basta seinen Laden hatte.
»Schließen Sie den Wagen auf!«, sagte Dengler.
Vorsichtig, noch immer die Hände erhoben, stieg der Mann aus. Zwei türkische Jungs standen auf dem Gehweg gegenüber und beobachteten interessiert die Szene.
Der Mann schloss die hintere Wagentür auf und ließ Dengler hineinsehen.
Sechs alte Stühle standen in dem Wagen. Etwas Sägemehl lag auf dem Boden.
Mehr nicht.
»Es tut mir leid«, sagte Dengler und steckte die Waffe in den Hosenbund.
Der Mann nahm die Hände herunter. Immer noch unsicher.
Langsam kehrte Farbe in sein Gesicht zurück.
»Tut mir leid. Ich habe einen schlechten Tag erwischt. Darf ich Sie zu einem Glas einladen – was immer Sie wollen«, fragte Dengler.
Der Mann zögerte, blickte sich um. Schließlich nickte er.
»Gerne. Aber nur ... ohne Pistole ..«
Dengler brachte die Waffe in den Safe zurück. Dann gingen sie an die Bar des Basta und bestellten Weißwein.
* * *
Als Dengler ins Büro zurückkam, lag die Antwort der Gemeindeverwaltung Remshalden in seinem Faxgerät.
Susanne Dippler war nach Stuttgart umgezogen. Sie wohnte nun am Ende der Urbanstraße, dort, wo diese auf den Kernerplatz mündete. Dengler kannte den Platz, weil sich dort das türkische Konsulat befand, vor dem Bitt- und Antragsteller oft eine Schlange bildeten, und weil eine Skulptur von Erich
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