Brennende Kälte
Hauser die Platzmitte zierte.
Dengler warf sich eine Jacke über und ging hinunter. Auf der anderen Seite der Wagnerstraße saß der Antiquitätenhändler vor seinem Laden. Als er Dengler erblickte, hob er rasch die Hand und winkte ihm.
Er hält mich wahrscheinlich für einen weiteren Verrückten in diesem an Verrückten nicht armen Viertel, dachte Dengler und winkte zurück.
Zur Urbanstraße war es nicht weit.
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Dritter Bericht: Der Hecken schütze
Ich wollte nie Zivilisten töten. Ich tat mein Bestes, um es zu verhindern. Ehrlich. Einer von den Jungs, die ich erschoss, rannte mit einer Granate mit so einem Propellerantrieb die Straße hinunter. Bei einer Razzia. Das war ein Ziel für mich. Warum läuft ein Zivilist mit einer Granate durch die Gegend. Er hätte sich jederzeit umdrehen können und das Ding auf mich abschießen können. So hab ich ihn erledigt. Hinterher stellte sich heraus, dass die Granate leer war. Für den Jungen war sie ein Spielzeug.
Wir waren viel in kleineren Orten unterwegs. In Dörfern und kleineren Orten. Ich hab viel geschossen. Die Häuser dort kann man nicht mit unseren Häusern vergleichen. Sie sind zum größten Teil aus Lehm und solchem Zeug. Die Ziegel, die die verwenden, sind aus Schlacke. Da geht jedes Geschoss durch drei Häuser durch, bevor es stoppt. Wir haben immer durch mehrere Wände hindurchgeschossen.
Einmal, ich glaube während des Ramadan, wurden wir während einer Patrouille von einem Heckenschützen beschossen. Aber wir fanden den Kerl nicht. Wir wussten einfach nicht, woher die Schüsse kamen. Da fing ein Amerikaner an, ein Haus anzuzünden. Irgendeins. Ich hab auch mitgemacht. Wir schossen in das Haus. Alle. Wir alle schossen wie die Verrückten in das Haus. Niemand wusste, ob da überhaupt jemand drin war. Es ist ... Solche Sachen sind einfach der hässliche Teil des Krieges.
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Bei Susanne Dippler
Ihr Name stand handgeschrieben mit runden Buchstaben an der Türklingel: Susanne Dippler. Georg Dengler drückte den Klingelknopf und wartete. Nach einer kurzen Weile meldete sich eine helle Frauenstimme aus der Sprechanlage.
»Ja?«
»Mein Name ist Georg Dengler. Ich suche Klaus Holzer. Finde ich ihn bei Ihnen?«
Es knackte kurz in dem Lautsprecher. Dengler wartete auf das Brummen des Türöffners. Nichts geschah. Nach ein paar Minuten klingelte Dengler erneut.
»Ja bitte?« – Die Stimme der Frau klang ungehalten.
»Entschuldigen Sie«, sagte Dengler. »Ich wollte mit Ihnen reden. Wegen Klaus Holzer. Den suche ich eigentlich ..«
»Ich habe mit Klaus nichts mehr zu schaffen«, sagte sie, »und ich will auch nicht mit irgendjemandem über ihn reden.«
Schluss.
Dengler drückte noch einmal auf den Klingelknopf, aber es rührte sich nichts mehr. Mit dieser Frau schien es Klaus Holzer gründlich verdorben zu haben. War auch er so gefährlich, wie Sarah Singer es von ihrem Mann behauptete?
Er ging zurück in sein Büro.
Auf dem Computer sah er sich über Google Earth die Kaserne in Calw von oben an. Das Satellitenbild zeigte erstaunlich genau Gebäude und Anlagen. Er konnte sogar einzelne Fahrzeuge erkennen, die vor einem Block parkten. An der Wache waren einige Personen zu sehen, möglicherweise Soldaten. Mit einer anderen Software würde er vielleicht sogar die Gesichter identifizieren können. Dengler druckte die Aufnahme aus und speicherte sicherheitshalber das Bild ab. Dann informierte er sich über die Zufahrtsstraßen zur Kaserne. Erschaute nach einem Platz, wo er unbemerkt parken konnte. Es wurde Zeit, dass er diese Truppe besuchte.
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Juli 2001: Erlangen, Katharina Petrys Büro
Katharina Petry saß an ihrem Schreibtisch und telefonierte. Heute trug sie eine Fliege aus rotem Samt. Bei einem Besuch der spanischen Flugausstellung in Madrid hatte sie diese Fliege auf einem riesigen Flohmarkt gesehen und sofort gekauft. Sie brauchte das. Zuvor hatte sie bei einem Hütchenspieler zweihundert Euro verloren. Und das wurmte sie. Dann hatte sie an dem Stand einer steinalten Spanierin die samtrote Fliege entdeckt und sofort gekauft.
Dabei war sie sich ihrer Sache so sicher gewesen. Sie hatte dem Hütchenspieler fast eine halbe Stunde lang zugesehen, und bei fast allen Spielrunden wusste sie genau, unter welchem der drei Fingerhüte die kleine schwarze Kugel verborgen war. Die umstehenden Spieler jedoch verloren gegen den Mann. Sie dagegen hätte jedes Spiel gewonnen. Da wandte der Mann sich plötzlich an sie und forderte sie auf,
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