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Brennende Kälte

Brennende Kälte

Titel: Brennende Kälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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lange Sitzen auf Autositzen ernsthafteWirbelsäulenschäden zugezogen. Kaputter Rücken – eine typische Kripo-Berufskrankheit.
    Nach anderthalb Stunden verließ Holzer das Lokal. Er ging zurück zu seinem Wagen und fuhr nach der Brücke links, in Richtung Stuttgart.
    Dengler folgte ihm. Es war mittlerweile etwas dunkler geworden, sodass er annehmen konnte, dass die knallrote Farbe seines Wagens nicht mehr so deutlich zu sehen war. Auf der Straße herrschte reger Verkehr, Wagen an Wagen reihte sich, und kurz vor Leonberg standen sie im Stau. Dengler hielt Abstand, ließ immer drei oder vier Wagen zwischen sich und dem GTI.
    Holzer war ein unauffälliger Fahrer. Er unternahm keine riskanten Überholmanöver, sondern blieb in der immer länger werdenden Kolonne. Sie fuhren über den Schattenring durch den Heslacher Tunnel hinunter in die Stuttgarter Innenstadt; und für einen Augenblick dachte Dengler, seine Zielperson wollte Susanne Dippler am Kernerplatz besuchen, doch am Charlottenplatz reihte er sich rechts ein und fuhr in Richtung Neue Weinsteige und Degerloch wieder den Berg hinauf.
    Mittlerweile war es dunkel. Alle Autofahrer schalteten die Scheinwerfer an. Von jetzt an wurde die Überwachung schwieriger. Er durfte Holzers Wagen nicht mehr aus den Augen lassen. Entgegenkommende Wagen blendeten ihn. Dengler war erleichtert, als Holzer die Weinsteige verließ und in Richtung Stuttgarter Fernsehturm abbog.
    Auf dem großen Parkplatz unter dem Fernsehturm waren nur noch wenige Plätze frei. Dengler stellte das rote Stadtmobil direkt an der Einfahrt unter einem Baum ab. Hier war zwar Halteverbot, aber nun konnte Holzer ihn nicht bemerken, der weiter vorne in eine Haltebucht eingebogen war und nun ausstieg. Dengler folgte ihm, als Holzer den Parkplatz in Richtung der Sportanlagen verließ.

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    Hip-Hop
    Holzer marschierte zielstrebig in Richtung des Stadions der Stuttgarter Kickers, das nun nach einem türkischen Milchproduktehersteller benannt war. Sie waren nicht allein auf diesem Weg. Zahlreiche Jugendliche hatten das gleiche Ziel. Je näher sie dem Stadion kamen, umso dichter wurden die Gruppen der Jugendlichen, die meisten waren in Jakobs Alter oder nur wenig älter. Schließlich zog eine endlos wirkende Prozession zu dem Stadion. Dengler war es recht. Zwar fiel er auf, da er älter war, aber er folgte Holzer verdeckt durch einen Pulk junger Punks, die laut debattierten, jeder mit einer Bierflasche in der Hand.
    Beim Stadion hatte sich vor den Kassenhäuschen eine lange Schlange gebildet, und die Punks stellten sich hinten an. Holzer lief, ohne sich umzusehen, an der Schlange vorbei und marschierte mit großen Schritten auf den Eingang zum Stadion zu. Dengler sah, wie er ein Ticket vorzeigte und sofort eingelassen wurde.
    Dengler musste hinterher. Sonst würde er Holzer verlieren. Er ging vor zur Kasse. Zwei Mädchen, Dengler schätzte sie kaum älter als dreizehn, bezahlten gerade ihre Eintrittskarten. Dahinter stand umschlungen ein Pärchen, auch sie nur wenig älter.
    »Ich zahle euch beiden die Tickets, wenn ihr mir auch eine Karte kauft«, sagte Dengler zu ihnen.
    Das Mädchen sah ihn überrascht an, aber der Junge reagierte nicht.
    »He – nicht vordrängeln!«, rief eine Stimme aus der Schlange.
    »Nicht lange überlegen. Sonst frage ich jemand anderes«, sagte Dengler und hielt den beiden einen Hunderteuroschein hin.
    »Lass Opa doch anstehen«, sagte der Junge, aber das Mädchen griff nach dem Schein. Jetzt waren die beiden an der Reihe.
    »Dreimal«, sagte sie.
    Kurz danach war Dengler im Stadion. In der Mitte des Fußballfeldes erhob sich eine große, überdachte Bühne. Darauf standen neben zahlreichen Lautsprecherboxen, einem Schlagzeug und sieben Mikrophonen zahlreiche Gitarren.
    Das Publikum, das sich vor der Bühne drängte, war zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig. Dengler fühlte sich wie ein Fremdkörper in der Menge.
    Er fluchte. Diese Veranstaltung war ein idealer Filter, um Verfolger sichtbar zu machen. Unter diesen vier- oder fünfhundert Menschen war er sofort zu erkennen.
    Holzer allerdings auch. Dengler sah ihn am Rande der Menge stehen, mit dem Rücken gegen die Bande des Spielfelds gelehnt.
    Dengler versteckte sich hinter einer Gruppe von vier jungen Kerlen.
    »Leute, bitte bleibt einfach vor mir stehen und verdeckt mich, wenn's geht«, sagte er zu ihnen, als wäre es Teil eines Spiels.
    »Warum denn das, Alter?«, fragte einer.
    »Meine Tochter ist auch auf dem Konzert. Und

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