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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hinausging und die Kensustrianer hereinholte. Lorin kam sich überflüssig vor ‐ wie so oft in den letzten Wochen seit seiner Ankunft. Keiner sorgte sich wirklich um Kalisstron, nicht einmal König Perdor. Er selbst dachte unentwegt an Jarevrän, an seine Freunde, die den Qwor mehr oder weniger ausgeliefert waren, während er sich mit jedem neuen Tag vertrösten lassen musste. Lorin fürchtete, dass er am Ende zu spät in seine Heimat zurückkehren und ein Land in Trümmern vorfinden würde.
    Er blieb sitzen und drehte den Oberkörper, um nach der Delegation zu sehen. Für ihn sahen sie aus wie eine bunte Horde von Schaustellern. Jeder trug andere Kleidung und war mal mit, mal ohne Schmuck behangen; in den Händen hielten manche einen Stab, ein Zepter oder ein anderes Zeichen ihrer
    Würde. Eine Kensustrianerin trug gar nichts, sondern hatte
    ihren bloßen Leib mit dunkelblauer Farbe bedeckt. Mit Farbe und Diamanten, die in einem bestimmten Muster angebracht waren. Lorin sah genauer hin. Sie waren mit dünnen Fäden ins Fleisch eingenäht!
    Fünf Schritt vor Estra bedeutete Tokaro mit erhobener Hand der Delegation zu verharren.
    »Kensustrianer, ich warne euch«, sagte er gebieterisch. »Eine falsche Bewegung, ein Zucken nur, und mein Freund und ich nehmen eure Leben, so wie ihr danach getrachtet hattet, uns umzubringen. Ich gewähre keine Gnade. Nicht mehr. Nicht gegen euch.« Er schaute zu Estra, als wolle er ihr stumm die Erlaubnis erteilen, mit der Unterredung zu beginnen.
    »Wir werden in Ulldart reden«, sagte sie. »Alle im Raum sollen verstehen, worüber wir verhandeln. König Perdor ist Zeuge.«
    Die diamantene Kensustrianerin trat vor. »So sei es. Ich bin Imissa, die Sprecherin der Abordnung.«
    »Dann hört meine Forderung.« Estra musterte die vielen kensustrianischen Gesichter, auf denen sie Abscheu las. Abscheu und Wut. »Ich verlange, dass Ammtara bestehen bleiben darf, wie es ist. Und zwar so lange, wie es als Stadt existiert. Kein Kensustrianer wird jemals einen Feldzug gegen Ammtara oder seine Bewohner unternehmen, nicht heute, nicht morgen und nicht in der allerfernsten Zukunft. Außerdem«, sie beobachtete Imissa, »lasst ihr mich in Ruhe. Wenn ich nach Kensustria komme, tue ich das aus eigenem Willen. Ohne Drohung oder Zwang gegen mich oder Menschen und Wesen, die mir nahe stehen.« Imissa nickte. »Ich habe es vernommen.« Sie wandte sich zu ihren Priesterfreunden, senkte die Stimme und sprach auf Kensustrianisch auf sie ein. »Was denkst du?«, raunte Tokaro ihr zu.
    »Dass sie annehmen werden«, kam die Antwort von Perdor. »Jede Ablehnung bedeutet den Untergang ihres Reiches.«
    Imissa drehte sich um. »Auch wir haben Forderungen«, verkündete sie die Ansicht der Delegation.
    »Wir werden alle deine Auflagen erfüllen und werden sie schriftlich festhalten, um einen Schwur bei allen Göttern zu leisten. Falls deine Verhandlungen mit den Nicti erfolgreich sind.«
    »Was verstehst du unter erfolgreich?«, fiel ihr Tokaro hart ins Wort. »Ein Erfolg wäre für mich, wenn ein Teil Kensustrias bestehen bleibt.«
    »Für uns bedeutet es, dass Kensustria in seinen Grenzen bestehen bleibt, wie es vor dem Angriff der Nicti war.« Imissa schaute ihn nicht einmal an und machte deutlich, was sie von seiner Einmischung hielt. »Alles andere können wir keineswegs akzeptieren. Die Nicti müssen sich vollständig zurück‐
    ziehen und in ihre Heimat verschwinden.«
    Estra wollte zustimmen, da erschien Perdor an ihrer Seite. »Ihr hattet mich vorhin um Rat gebeten. Ich denke, dass es nun an der Zeit ist«, flüsterte er. »Dass sich die Nicti zurückziehen, wird möglich sein. Jedoch gibt es keinerlei Grund, ihnen zu verbieten, dass sie sich in einem anderen Königreich niederlassen. Wobei ich nur für Ilfaris sprechen kann.«
    »Ihr wollt sie als Druckmittel im Land behalten, Majestät?«, grinste Tokaro. »Das ist gut. Das wird die Grünhaare zähmen.«
    Estra wunderte sich über die Haltung ihres Gefährten. Er schien zu vergessen, dass sie zur Hälfte dem Volk angehörte, dem er mehr und mehr unversöhnlich gegenüberstand ‐ auch wenn sie die Gründe nachvollziehen konnte. Dennoch traf es
    sie, wie er sprach. »Ihr meint, Majestät, dass wir nur das Abziehen versprechen können?«
    »Eigentlich können wir gar nichts versprechen«, raunte er. »Fragt einmal, was geschieht, wenn die Verhandlungen mit den Nicti scheitern.«
    Estra gab die Frage laut weiter.
    Imissa zeigte auf die Karte von Ulldart.

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