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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Alle zwanzig Stufen gab es kleine Plattformen, auf denen jeweils vier Wachen standen. Den Aufgang sicherten gleich zehn Krieger in den bekannten weißen Rüstungen.
    Das Gebäude dahinter war eine dreiseitige, geschätzte einhundert Schritt hohe, weiße Pyramide, an deren Seiten halb
    so große Türme errichtet worden waren. Von den Türmen
    und bis zur Spitze der Pyramide spannten sich Seile, an denen Wimpel und Fahnen flatterten. Die Seiten des Bauwerks waren überwiegend glatt gestaltet, in symmetrischen Abständen zeigten sich riesige Angorstatuen, die den Gott mal als Krieger und mal als ein edles Raubtier darstellten. Am Ende der Treppe im unteren Drittel des Bauwerks wartete ein gigantisches Tor, das offen stand und vor dem wiederum zehn Wachen ausharrten.
    »So etwas sucht man in Ulldart vergebens«, meinte Fargard bewundernd. »Ich war schon ein paarmal hier, aber es beeindruckt mich jedes Mal von neuem.« Er schaute zu Fiorell. »Und nun?«
    »Fragen wir nach dem Kaiser.« Er ging auf die Wachen zu, breite Angorjaner in einem schweren Kürass und mit gebogenen Schwertern, die sich am Ende verbreiterten; das Metall der Rüstung war Weiß bemalt worden, um die Sonne zu reflektieren und zu verhindern, dass der Träger des Panzers sich überhitzte. Aus dem gleichen Grund trugen sie weiße, mit vielen dünnen Luftschlitzen versehene Helme. Fiorell verneigte sich vor ihnen, Fargard tat es ihm nach. »Verzeiht, dass ich Euch anspreche. Wir kommen von weit her und haben ein dringendes Anliegen, das wir mit dem Kaiser besprechen wollen.«
    Einer der Wächter drehte den Kopf zu ihm, dann trat er nach vorne. »Der Kaiser ist nicht hier.« Er zeigte auf einen Kasten, der mitten auf dem Platz hinter ihnen stand. »Schreibt Euer Anliegen auf und werft es da hinein. Wenn es ihm wichtig erscheint, wird man Euch in Kenntnis setzen.«
    Fiorell verneigte sich. »Wie schade, dass wir ihn nicht in seiner ganzen Gestalt sehen.« Er zeigte auf die Standarte auf
    der Spitze der Pyramide. »Ich dachte, das bedeutet, dass er im Palast verweilt?«
    »Es bedeutet, dass ein Mitglied der kaiserlichen Familie im Palast verweilt«, stellte der Wächter richtig.
    »Kann man denn mit diesem sprechen?«, bohrte Fiorell unterwürfig weiter. »Er könnte unser Anliegen dann dem Kaiser vortragen und sicherlich schneller Gehör finden als ein Wisch unter Tausenden.«
    »Heute Mittag wird es auf dem Platz«, der Wächter hob seinen Speer und zeigte hinter die beiden,
    »eine Opferung zu Ehren Angors geben. Da könnt Ihr ihn sehen. Aber nicht sprechen. Schreibt Eure Angelegenheiten auf wie alle anderen.« Er bedachte sie mit einem verächtlichen Blick. »Geht Eurer Wege, Fremde.«
    Fiorell verneigte sich wieder und zog sich rückwärts gehend zurück.
    »Das war aber nichts, lieber Spionfreund.« Fargard grinste.
    »Was nun?«
    »Ihr könnt es entweder besser machen oder mit mir zusammen in dieser kleinen Taverne warten, bis wir das Mitglied der kaiserlichen Familie zu Gesicht bekommen.« Fiorell sah die Unterredung nicht als Rückschlag an. »Was habt Ihr aus dem Wortwechsel entnommen?«
    »Dass er Euch gern verprügelt hätte und es nicht mag, von Fremden angesprochen zu werden«, meinte Fargard. Sie kehrten auf ihre alten Plätze zurück, ihre Getränke und Speisen waren noch nicht abgeräumt worden.
    Fiorell nickte. »Genau.« Er hob die Arme und deutete um sich herum. »Habt Ihr irgendwo einen Hinweis darauf gefunden, dass in No‐Phos der Tod des Kaisers betrauert wird?«
    Fargard verzog den Mund. »Hm. Ich dachte, sie hätten mit der Trauer bereits abgeschlossen, weil sie schon einen neuen Kaiser haben.«
    Der Wirt kehrte zu ihnen zurück, räumte das Essen auf das Tablett und reinigte den Tisch. »Was darf ich bringen?«
    Fiorell schaute den Angorjaner an. »Guter Mann, wir waren noch nicht fertig!«
    »Ihr habt bezahlt, seid aufgestanden und wieder hergekommen. Damit seid ihr neue Gäste.« Er sagte das sehr teilnahmslos. »Also?«
    »Das Gleiche wie eben«, brummte Fiorell, weil er sich an die Regel erinnerte, sich nicht auf Dispute mit Einheimischen einzulassen.
    »Sehr gern.« Der Wirt nahm die gestapelten Schälchen und baute sie wieder auf dem Tisch auf. »Bitte sehr.« Dann grinste er, während die übrigen Gäste mehr oder weniger laut lachten. Sie freuten sich über die Lektion, die den Fremden erteilt worden war.
    »Ist die Freude denn erlaubt, wo Ihr den Tod des Kaisers zu betrauern hättet?«, rief Fiorell scharf und bemühte

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