Brennende Kontinente
Erklärungen, bis er merkte, dass Fiorell ihn eingehend betrachtete. »Was ist?«
»Ich frage mich, ob wir nicht einen Pakt eingehen sollen«, eröffnete er. »Wir haben die gleiche Aufgabe, nämlich über das Wohl unserer Heimat zu wachen. Das unterstelle ich Euch einfach mal.«
»Da habt Ihr wieder richtig vermutet.«
Fiorell nahm sein Glas. »Was haltet Ihr davon, Fargard ‐oder wie immer Ihr heißen mögt ‐, wenn wir uns gegenseitig versprechen, unser Wissen zu teilen?«
Der Serusier hielt mit dem Kauen inne, schluckte den großen Brocken. »Das wäre ungewöhnlich für Spione wie uns.«
»Bedenkt die Vorteile«, lockte ihn Fiorell. »Vier Augen sehen mehr als zwei.«
»Wer sagt Euch, dass ich allein bin?«, gab er zurück, nahm sein Glas und stieß schwungvoll an. »Ich bin dabei. Jedes Geheimnis, das ich erfahre und das Ulldart dient, werdet Ihr zu hören bekommen. Alle anderen«, er leerte den Shamuk mit einer raschen Bewegung in den Mund und schluckte,
»behalte ich da, wohin der Wein gerade lief.«
Fiorell grinste und leerte sein Weinglas ebenfalls. »So soll es sein.«
»Dann mache ich den Anfang.« Fargard rülpste. »Ich bin seit vier Wochen in No‐Phos«, begann er seine Erzählung. »In der Tat fürchtet mein Herr Fronwar und Fürst Arl von Breitstein, dessen Fürstentum entlang der Grenze Hegt, dass sich Kaiser Nech mehr holen möchte als ihm zusteht. Die Grenze von Tersion zu Serusien ist zwar nicht unüberschaubar, doch für gelegentliche Überfalle ausreichend lang. In der Nähe liegen
wertvolle Diamantenminen. Meine Aufgabe ist es, jede Art von Truppenbewegung zu melden, weil No‐Phos als Sammelpunkt der Seestreitkräfte gilt. Jedenfalls war er das früher aufgrund einer günstigen Meeresströmung in Richtung Ulldart.« Fargard nahm sich ein teigummanteltes Krabbenstück und tunkte es in die braune Soße. »Ungefähr einen halben Tagesmarsch von hier im Westen liegt ein Hafen, der für das Heer angelegt worden ist. Dort ist die Flotte stationiert, die einst Alana gehörte und ein Geschenk des alten Kaisers war.«
»Und?« Fiorell nahm sich etwas, das einmal eine Frucht gewesen sein mochte, bevor sie mit Ölen und Gewürzen behandelt worden war. Sie schmeckte herrlich kräftig, süß und scharf zugleich. Das ideale Geschenk, um Perdor reinzulegen.
Fargard schüttelte den Kopf. »Es tut sich nichts, weder in No‐Phos noch bei den Soldaten.«
»Wie merkwürdig.« Fiorell schaute zum Palast. »Dabei hat Nech angekündigt, eine Flotte nach Ulldart zu entsenden.«
»Hier stach keine einzige Galeere in See«, betonte Fargard nochmals. »Mich als Serusier beruhigt das ungemein.« Er wählte ein eingelegtes Stückchen Fisch, an dem eine Marinade aus hellen Körnern und dunkler, sirupartiger Soße haftete. »Erzählt mir von dem, was sich zu Hause ereignet. Vielleicht kann ich es mit dem in Einklang bringen, was ich ansonsten beobachtet habe.«
Fiorell berichtete von Nechs Bündnis mit den Nicti, der bevorstehenden Vernichtung Kensustrias und den Entwicklungen in Tersion, wo ein Aufstand stattgefunden hatte. »Wie er verlaufen ist, weiß ich nicht. Nech wird ihn blutig niederschlagen, fürchte ich. Perdor hat sich sicherheitshalber von dort abgesetzt, und mein Weg führte mich nach No‐Phos«, endete er.
Fargard blinzelte ihn an, er sah überrascht aus. »Wollt Ihr damit sagen, dass der Kaiser noch immer in Baiuga verweilt?«
»Wo sollte er sonst sein? Verließe er Tersion, würde man es als Schwäche auslegen.«
»Sehr eigenartig.« Fargard zeigte auf die blutrote Standarte, die über dem Palast wehte und auf der die von einer Raubkatze gehaltene Doppelsonne zu sehen war. »Weil die Fahne besagt, dass der Kaiser in No‐Phos verweilt. Nach allem, was ich hörte, nahm ich an, Nech sei zurückgekehrt, um seine Truppen persönlich nach Ulldart und gegen Kensustria zu fuhren.«
»Dann müsste er mich überholt haben. Wir nahmen die unmittelbare Route nach Angor, damit hätten wir ihn auf jeden Fall sehen müssen.« Fiorell leerte seinen Shamuk und stand auf. »Kommt, Fargard. Wir statten dem Kaiser ‐ oder wer auch immer auf seinem Thron sitzt ‐ einen Besuch ab.«
Fargard warf ein paar Münzen auf den Tisch und folgte dem Mann, der sich frech auf die Residenz des Kaisers zubewegte. »Und wie soll das gelingen?«
»Wir sind Spione, Fargard. Wir lassen uns etwas einfallen«, lachte Fiorell. Der Palast wurde über eine hundert Schritt lange, und sieben Schritt breite Treppe betreten.
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