Brennende Kontinente
»Dann wird unsere größte Anstrengung darin liegen, die verfluchte Stadt dem Erdboden gleichzumachen. Es wird einen Marsch auf Ammtara geben, wie ihn der Kontinent nicht gesehen hat. Jeder Einwohner unserer Heimat wird aufbrechen, um die Mauern und die Lästerung ... das Böse auszumerzen.«
»Um im Pfeilhagel der Nicti und der Verteidiger der Stadt unterzugehen?«, stieß Tokaro aus. »Was brächte der Unsinn? Ihr würdet sterben, und die Stadt würde neu aufgebaut werden.«
Imissa zeigte auf Estra. »Wir würden sie vorher umbringen und das Amulett vernichten. Damit gäbe es nichts mehr, was die Nicti auf Ulldart hielte. Ammtara hätte seine Bedeutung verloren.« Sie lächelte grausam. »Ich bin mir sicher, dass noch mehr Nicti übers Meer kämen, um sich für den Verlust des Heiligtums und des Amuletts zu rächen. Sie würden Ulldart zur Strafe auslöschen. Von daher ist es schon aus vielerlei Gründen ratsam, dass du Erfolg hast, Estra.«
»Aber ihr würdet hinnehmen, dass ich weiterhin auf Ulldart lebe und Ammtara bestehen bleibt?«
»Ja«, entgegnete Imissa sofort. »Der Fortbestand Kensustrias ist uns wichtiger.«
Tokaro lachte auf. »So leicht kam noch keine Lüge über die Lippen.« Er drehte sich zu Estra. »Ich glaube ihnen kein Wort
und keinen Schwur, den sie leisten würden. Aus irgendeinem Grund benötigen sie Zeit, das ist meine Ansicht. Vielleicht haben sie einen Boten ausgesandt, der ihnen Verstärkung aus ihrer Heimat bringt, um danach Ammtara auszulöschen?« Er hob das Schwert und deutete damit auf die Delegation. »Ich glaube keinem, weder den Nicti noch den Kensustrianern. Dir rate ich, das Gleiche zu tun.«
»Was wäre der Schluss daraus? Ich sollte mich verbergen und Ulldart einen Krieg ausfechten lassen, für den es nichts kann?« Estra starrte ihn an. »Das ist nicht dein Ernst!«
»Weswegen nicht? Wir wären beide los und könnten in Frieden leben«, hielt er ihr vor Augen. »Ohne Grünhaare.«
»Welche Garantien verlangst du?«, schaltete sich Imissa besorgt in die Unterhaltung ein. »Sollen wir Geiseln stellen? Nenne die Bedingungen, Estra. Wir erfüllen alles.«
»Wie wäre es, wenn ihr Ulldart verlasst?«, schlug Tokaro vor, ehe seine Gefährtin etwas sagte. »Du, Imissa, hast nur verlangt, dass Kensustria bestehen bleibt. Von den Einwohnern sagtest du nichts. Geht und kehrt nie wieder, und wir lassen das brache Land unangetastet.«
Alle schauten den Ritter, der mit gerecktem Kinn und herrschaftlicher Pose im Raum stand, verblüfft an. Es dauerte zwei Lidschläge, dann brach der Tumult in der Abordnung los, und alle redeten durcheinander und laut auf Imissa ein.
»Es scheint, als verstünden alle Kensustrianer unsere Sprache«, merkte Perdor seufzend an. »Wie schön.«
Estra wirbelte herum, starrte Tokaro an. »Kannst du nicht einfach den Mund halten?«, fauchte sie.
»Sieh, was du angerichtet hast, du ach so großartiger Ritter und Diener Angors!« Trotzig blickte er auf sie herab. »Ich habe nichts angerichtet. Sollen sie sich die Köpfe heiß reden, es schadet nicht. Sie brauchen uns, nicht wir sie.«
»Sie brauchen mich!«, zischte sie. »Du kannst ihnen herzlich gleichgültig sein, und das werde ich ihnen sagen müssen,
ehe wir wegen deiner losen Zunge einen Krieg heraufbeschwören.« Sie hob die Arme, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und schritt auf die Wolke aus aufgeregten Kensustrianern zu.
»Hört nicht auf ihn«, rief sie, um das Stimmengewirr zu übertönen. Imissa schoss herum, einer der Priester warf ihr etwas zu ‐und Tokaro handelte.
»Gän, ein Anschlag!« Blitzschnell stand er vor Estra und schwang die aldoreelische Klinge. Leise sirrend schnitt sie durch die Luft, blitzte im Schein der Sonnen und durchtrennte den Unterarm der Kensustrianerin. Die Hand fiel auf den Teppich, das aus dem Stumpf sprudelnde Blut spritzte umher. Gän handelte auf den Ruf des Ritters hin. Er hatte eine weitere schnelle Bewegung in dem Getümmel ausgemacht und schleuderte seinen langen Spieß.
Die Klinge bohrte sich durch drei Kensustrianer, als bestünde ihr Inneres aus Luft, ehe sie ihren Schwung verlor und in einem vierten stecken blieb. Tot und miteinander verbunden stürzten sie nieder. Solch durchschlagende Wucht brachten sonst nur Katapulte auf.
»Bleibt ruhig oder ich setze fort, was wir begonnen haben!«, schrie Tokaro und hielt das Schwert mit beiden Händen seitlich vom Körper und bereit zum Schlag. »Ihr hinterhältigen Ausgeburten eines
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