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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Er fürchtete schwer wiegende Folgen, sollte sein Anteil an den Ereignissen auf Ulldart bekannt werden. Somit durfte Simar ihn auch nicht sehen.
    Pashtak bemerkte den plötzlich veränderten Geruch Lorins. Der junge Mann fühlte sich unwohl, er roch nach Lüge und ein wenig Angst. Pashtak ließ sich nichts anmerken. »Ich werde ihn morgen wissen lassen, dass Belkalas Tochter bereit ist, sich mit ihm zu treffen. Danach sehen wir, was geschieht. Und wiederum danach beginnen wir die Verhandlungen über den Abzug aus Kensustria.«
    Er sah zu Lorin, der ein unbeteiligtes Gesicht aufgesetzt hatte. Es passte nicht zu seinem Geruch. »Aber das hat Zeit bis zum Aufgang der Sonnen. Ich zeige euch die Zimmer, wo Tokaro und Lorin übernachten können; dein Teil des Hauses wartet wie immer auf dich.« Er rief Spiik zu sich und wies sie an, die beiden Männer zu ihrer Unterkunft zu bringen. Sie verabschiedeten sich und verschwanden.
    Pashtak richtete die roten Augen forschend auf Estra, die sich eine zweite Scheibe Fleisch abschnitt. Die Schneidbewegungen waren schnell und gierig, als sei sie kurz vor dem Verhungern. »Wie gut kennst du Lorin?«
    Sie zog die Brauen zusammen. »Wie meinst du das, Pashtak?«
    »Er riecht nach Lüge und Verborgenheit. Als der Name Simar fiel, war es mit seiner Ruhe vorüber.«
    »Er wird Angst vor den Kensustrianern haben. Was mich nicht wundert nach dem, was er alles von Tokaro über meine Mutter und meine Tante zu hören bekommen hat.«
    »Estra, er verheimlicht etwas.«
    »So?« Sie kaute auf dem abgeschnittenen Stück Fleisch herum. »Mir ist nichts Derartiges aufgefallen. Dabei bin ich doch die Inquisitorin.« Sie erhob sich rasch und lächelte ihn an. »Gute Nacht, Pashtak.«
    »Gute Nacht, Estra.« Er schaute ihr hinterher, bis sie durch die Tür ging und verschwunden war. Zurück blieb ihr Geruch, der ebenfalls einen Hauch Verborgenheit in sich trug. Es musste sich einiges außerhalb von Ammtara ereignet haben, über das keiner mit ihm sprechen wollte. Simar betrat den Versammlungssaal, seine Augen schweiften
    unablässig umher und suchten nach ‐ Estra!
    Sie saß am Kopf der Tafel, der sonst dem Vorsitzenden vorbehalten war. Doch Pashtak saß heute rechts von ihr, Tokaro
    links, und hinter ihnen standen zwanzig Nimmersatte, die jede Bewegung des Nicti genauestens verfolgten. Gän befand
    sich in der ersten Reihe, in unmittelbarer Nähe zu Tokaro.
    Simar schaute Estra ins Gesicht, die Augen wanderten am Hals hinab zur Kette des Amuletts und von dort zu dem
    Schmuckstück. Die sandfarben‐bronzene Haut sah aus wie gebleicht, er zitterte und näherte sich in gebeugter Haltung.
    »Ist es denn möglich ...?«, raunte er bewegt.
    Estra erhob sich, als er noch vier Schritte von ihr entfernt stand. »Ich bin Estra, Tochter von Lakastre und Nerestro von Kuraschka«, empfing sie ihn. Sie sprach klar und deutlich, getragen, aber ohne falsches Pathos. Sie nahm das augengroße Amulett in die Hand und hielt es hoch. »Diesen Talisman bekam ich von meiner Mutter.« Sie bedeutete Simar, näher zu treten. »Komm und schau, ob ich diejenige bin, nach der ihr sucht.«
    Der Nicti kam Schritt um Schritt auf sie zu, sein Gesicht wurde von vollkommener Entrückung beherrscht.
    Er roch auch so. Pashtaks feine Nase nahm Simars Ausdünstungen sehr genau wahr. Zu dem Hauch von Moder hatte sich eine Spur von Ekstase gemischt. Er musste sich in einem Zustand eines absoluten Hochgefühls befinden. Pashtak kannte diesen Geruch in erster Linie von Wesen, die er kurz nach dem Liebesakt auf der Straße oder in der Versammlung getroffen hatte. Was das Auge nicht sah, verriet ihm seine Nase.
    Simar brach vor Estra auf die Knie, konnte seine Augen nicht mehr von ihr abwenden. Wenn er doch einmal etwas anderes anschaute als ihr Gesicht, dann war es das Amulett. Er wusste nicht, was er sagen sollte. »Sie ist es. Sie ist es«,
    stammelte er auf Kensustrianisch.
    »Ja, ich bin es«, erwiderte sie in der gleichen Sprache.
    Simar schluckte. »Ihr sprecht unsere Zunge, Allerhöchste!« Er warf sich vor ihr flach auf den Boden, die Hände gefaltet und über den grünen Schopf erhoben. »Ihr seid endlich bei uns, Allerhöchste. Ein ganzer Kontinent erwartet Eure Ankunft, um Euch zu feiern und als Königin auf dem Thron zu sehen.«
    Pashtak verstand wie alle anderen kein Wort, das zwischen dem Nicti und seiner Inquisitorin gewechselt wurde, und musste sich wieder auf seine Nase verlassen. Und sie sagte ihm, dass etwas mit Estra

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