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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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gelbe Ring um die Pupille glomm schwach auf. »Um den Kontinent vor Krieg zu bewahren, gehe ich für ein Vierteljahr mit den Nicti, mein stolzer Diener Angors. Simar hat eingewilligt, die Kämpfe abzubrechen, der Angriff auf Kensustria ist zu Ende.« Rasch erklärte sie, was besprochen worden war.
    »Wie ...?«
    Sie berührte seine Wange. »Du hast nun alle Zeit der Welt, um Gutes zu tun und dich einer Aufgabe zu stellen, die einem Ritter würdig ist. Du wirst deinen Bruder nach Bardhasdronda begleiten und ihm beistehen, Tokaro«, befahl sie mehr, als dass sie bat.
    »Ich lasse dich nicht in die Hände der Nicti geraten, und ich werde auch nicht nach Kalisstron fahren«, widersprach er ihr im gewohnt stolzen Ton. »Außerdem befindet sich das Kaiserreich Angor noch immer im Zwist mit Tersion. Wenn überhaupt, so würde mich mein Weg dahin führen, um zu sehen, wie ich ...«
    »Ich werde die Nicti begleiten, Tokaro«, fiel sie ihm ins Wort. »Ich verspreche dir, dass ich zu dir zurückkehre, wenn du nach Bardhasdronda gehst und gegen die Qwor antrittst.*
    »Du erpresst mich?«
    »Und du entführst gelegentlich Menschen, wenn du der Meinung bist, dass deine Ansichten die besseren sind«, hielt sie lächelnd dagegen.
    »Niemals gehe ich dorthin«, schnaubte er und wandte sich ab, hielt auf den Ausgang zu. Gän und die Nimmersatten folgten ihm.
    »Ich sehe schon. Es läuft sehr gut«, girrte Pashtak und setzte ein anhaltendes Grollen hinterher.
    XII.
    »Eben erreichte mich eine Nachricht aus Vekhlahti: Der Qwor ist in die Stadt eingefallen!
    Er habe einfach das Tor durchbrochen, als bestünde es aus dünnen Eierschalen, und habe in den Gassen und Straßen gewütet, um seinen Hunger und seine Wut zu stillen. Meine Hände zittern noch immer: fünfhundertdreizehn Männer, Frauen und Kinder sind tot. Fünfhundertdreizehn! Zerbissen, gefressen ... Sie bitten um Soldaten, um den Qwor zu jagen. Denn er ist immer noch in der Stadt, unsichtbar wie ein Splitter helles Glas in klarem Wasser. Ich fürchte, dass Bardhasdronda Ähnliches geschieht.«
    Aufzeichnungen des ehrenwerten Sintjop, Bürgermeister Bardhasdrondas, gesammelt in den Archiven zu Neu‐Bardhasdronda

    Kontinent Ulldart, Königreich Tersion, Baiuga, Frühling im Jahr 2 Ulldrael des Gerechten (461 n.S.) Irynn drückte sich gegen die Ecke und gab dem Mann schräg neben ihm ein Zeichen. Dieser reckte die fünf Schritt lange Stange, an deren Ende die weiße Fahne hing. Der Beschuss von der anderen Seite endete.
    »Vorsicht!«, rief ein Gardist und zog Prynn am Stoff seines
    Mantels zurück. Lose Steine fielen aus der zerstörten Hausmauer über ihnen und prasselten an der Stelle nieder, wo er
    eben noch gestanden hatte.
    Prynn schaute nach oben, wo die zersplitterten Balken wie hölzerne, zerstörte Knochen aus dem Gebäude standen.
    Der Geruch von Feuer lag allgegenwärtig in der Luft, Feuer,
    Rauch und Staub. Unablässig krachte und rumpelte es, Klirren von Glas und Ziegeln mischte sich in das Bersten von Mauern.
    Mit Tränen in den Augen betrachtete er das Trümmerfeld rund um den Hafen, das einst ein Ort des Handels und des blühenden Lebens gewesen war. Hier stand nichts mehr, in dem sich Mensch oder Tier aufhalten konnten. Vom Feuer verbrannte Grundfeste waren geblieben, gelegentlich reckten sich höhere Mauerreste empor und erweckten den Eindruck, als seien sie die versteinerten Finger eines Riesen, der unter dem Schutt begraben lag und um Hilfe bettelte; teilweise rannte es im Inneren der Ruinen. Seit dem Tag, an dem der Aufstand losgebrochen und er von tapferen Baiuganern aus der Hand der angorjanischen Wache befreit worden war, schössen die Katapulte der Galeeren. Tag und Nacht.
    Die Angorjaner trugen die Hafenmauer hinter sich ab und nutzten die gewaltigen Quader als Geschosse. Auf diese Weise hatten sie alles im Umkreis von einhundert Schritten rund um die Hafenbecken dem Erdboden gleichgemacht; nun hatten sie die Schusswinkel der Katapultlafetten steiler gestellt und eröffneten die nächste Runde der Zerstörung. Die Steine waren zwar kleiner geworden, aber sie flogen erschreckend weit und richteten immer noch immensen Schaden an. Die Zahl der Toten stieg.
    »Sie sagen, wir dürfen näher kommen«, rief der Mann mit der weißen Fahne. »Sie möchten sich unseren Vorschlag anhören.«
    Prynn ging um die Ecke und marschierte die Straße hinab
    auf die Kaimauer zu, vor der Nechs Galeere in einem Abstand
    von zwanzig Schritten lag. Ein Ruderboot näherte sich

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