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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Schritte hoch. Er muss sogar hinaufgeklettert sein.« Er prüfte die Steine, dann erklomm er die Mauer selbst und kam obenauf zum Stehen. Auf der anderen Seite befand sich ein kleiner Innenhof, der zu einem ehemaligen Tempel gehörte und jetzt als Wohnort genutzt wurde. Sein Blick wanderte die vielen Fenster entlang. »Man hätte ihn ganz leicht entdecken können. Sehr viel Wagemut.«
    »Den er zeigen musste, um rasch die Stadt verlassen zu können. Wir werden die Torwächter befragen, wer Ammtara gestern nach Einbruch der Nacht noch den Rücken kehren wollte.« Estra hielt die Rechte um den halbierten Anhänger, als könnte sie ihn nachwachsen lassen. »Was mag diese eine Hälfte bewirken?«
    Pashtak kehrte mit einem Satz auf den Boden zurück. »Sie kann die Verhandlungen scheitern lassen. Die Auflage war, dass du dich mit dem Amulett in das Land der Nicti begibst.«
    »Was uns zur Frage bringt, wem daran gelegen sein könnte, dass Kensustria vernichtet wird.« Ihr fiel nur eine Partei ein. »Die Angorjaner, oder?«
    »Kaiser Nech, ja. Er wäre der größte Nutznießer am Ende einer Schlacht, die viele das Leben kosten wird.« Pashtak schnurrte zufrieden, weil sie den Nicti eine treffende Lösung für den Fall anzubieten hatten.
    »Ein Angorjaner wäre in Ammtara sofort aufgefallen«, grübelte Estra. »Und warum nur die Hälfte mitnehmen, wenn
    er sich alles hätte rauben können?«
    »Eine Art Spiel. Nech möchte uns und den Kensustrianern
    zeigen, dass er uns absichtlich etwas gelassen hat, uns überlegen war und uns dort getroffen hat, wo wir es am wenigsten vermutet haben.« Pashtak deutete auf das Nordtor. »Lass uns da anfangen und Boten an die anderen Ausgänge schicken. Wir sparen uns die Mühe der Herumlauferei, solange du geschwächt bist.«
    Sie marschierten in Gedanken nebeneinander her, beachteten weder die Einwohner Ammtaras noch die Heerscharen an Nicti.
    »Wir werden es Simar am besten sofort sagen«, befand
    Estra, als sie am Tor angelangt waren. »Es muss neu verhandelt werden.«
    »Ich fürchte, dass die Nicti nur dann verhandeln, wenn sie das Amulett zu Gesicht bekommen. Das vollständige Amulett.« Pashtak betrat die Wachstube, der Hauptmann verneigte sich vor ihm. Nach einem kurzen Wortwechsel wurde klar: Durch dieses Tor war niemand nach Einbruch der Nacht hinausgegangen. Pashtak sandte Läufer aus, die Erkundigungen bei den anderen Ausgängen einzogen. Er und Estra setzten sich solange in eine Ecke der Wachstube und warteten.
    »Wir müssen wohl damit rechnen, dass uns Nech demnächst eine Botschaft zukommen lässt«, lautete ihre Einschätzung. »Er wird eine Gegenleistung verlangen, wenn er seinen Teil des Amuletts an uns übergibt.«
    »Nech wollte Kensustria für sich. Was könnte er von uns verlangen? Wohl kaum Ammtara.«
    Estra sah ihren Mentor an. »Und wenn er damit die gesamten Königreiche Ulldarts erpresst?«, sagte sie aufgeregt.
    »Er weiß, dass der Kontinent der Vernichtung Kensustrias nicht tatenlos zusehen wird. Wenn er diesen Thron nicht bekommt ...«
    »... will er einen anderen. Als Ausgleich.« Pashtak pfiff leise. »Perdor hat geschrieben, dass Borasgotan nach der Flucht von Elenja ... nein, von Zvatochna, die Zeit für eine Doppelregentschaft reif sei.«
    »Ein unbesetzter Herrschersitz! Er will König von Borasgotan werden.« Sie lachte. »Das wäre ein lustiges Bild. Der Kaiser eines Landes, in dessen Sonnenschein man Äpfel braten kann, würde ausgerechnet dort Kabcar, wo es am kältesten ist.«
    »Der Preis ist günstig: ein halbes Amulett. Mehr nicht. Und mit seinen Soldaten kann er Aufstände im Land niederschlagen lassen, wann immer ihm danach zu Mute ist.« Pashtak zog Estra in die Höhe.
    »Rasch, wir müssen zu Simar. Wir sollten ihm auf jeden Fall von unseren Vermutungen berichten. Auch Perdor soll vom Raub und dem erfahren, was wir uns erschlossen haben. Vielleicht können seine Spione unsere Annahme bestätigen.«
    »Aber die Boten ...«, sagte Estra, der die Vorstellung nicht gefiel, Ammtara zu verlassen und vor die Nicti zu treten.
    »Es bringt uns nichts. Die Flucht war sicherlich lange vorbereitet, und die Amuletthälfte befindet sich irgendwo auf Ulldart auf dem Weg zu Nech.« Pashtak eilte mit Estra im Schlepptau hinaus, rief einen Wagen und ließ sich zum Lager der Fremden fahren.
    Sie sahen die Zeltstadt, die sich um Ammtara gebildet hatte, schon von weitem. Sie bot mehr als zwanzigtausend Nicti Unterkunft; es herrschte ein ständiges Kommen und

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