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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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der Schmerz, den sie in ihrem Schlaf oder der Betäubung — je nachdem, welche Beschreibung zu ihrem Zustand passte ‐ nicht bemerkt hatte. Es war ein unglaubliches Kopfweh.
    »Sie ist wach!«, krähte eine helle Stimme neben ihrem Ohr, was sich anfühlte, als schiebe man ihr eine an Nadel durch das Trommelfell bis in den Verstand.
    »Seht«, machte sie somit. Sie kannte den Schreihals, es war Spiik, Pashtaks zweitjüngste Tochter, die man als Wächterin an ihrem Bett zurückgelassen hatte. »Bitte sei leise. Mir tut der Kopf weh.« Estra schaute nach hinten und sah die Sonnen, die Licht durch die Ritzen in den geschlossenen Läden sendeten. Pashtak öffnete die Tür und trat ein «Oh, die Schwellung ist abgeklungen«, sagte er leise.
    »Es hat schlimmer ausgesehen, als es war.«
    »Habt ihr ihn?« Estra setzte sich behutsam auf, nahm das Glas Wasser, das neben ihr stand, und trank davon.
    »Den Räuber, der mich überfallen hat. Er wollte mein Amulett ...« Sie langte an ihre Brust und fühlte I eine Hälfte! »Nein«, raunte sie entsetzt, ließ das Glas in ihrer Aufregung fallen und zog sich die Kette vom Hals.
    Tatsächlich besaß sie nur noch die linke Hälfte des Andenkens an ihre Mutter. Schwindel befiel sie, sie schloss die Augen und lehnte sich an die Kopfstütze des Bettes. Sie hob das Amulett in die Höhe, damit Pashtak es sah. »Es ist zerbrochen.«
    Sie hörte sein erschrockenes Grollen. »Wir dachten, es sei ein Unfall gewesen. Wir fanden dich auf dem Boden der Schemengasse; um dich herum lagen viele kleine Backsteine, die von der Mauer neben dir stammten. Alle nahmen an, dass sie heruntergefallen seien und dich getroffen hätten.«
    »Der oder die Täter waren gewitzt. Auf diese Weise seid ihr nicht auf den Gedanken gekommen, dass ich ausgeraubt worden bin. Die Stadttore wären sofort geschlossen worden.« Estra hob die Lider, das Drehen im Kopf und das Ziehen in den Schläfen waren vorüber. »Wie lange ist es her?«
    »Etwas mehr als einen Tag.« Pashtak schnellte in die Höhe. »Ich muss auf der Stelle zurück in die Gasse. Vielleicht gibt es noch eine Spur, die ich wittern kann.«
    »Warte.« Mühsam stemmte Estra sich zum Sitzen hoch. »Ich komme mit.«
    »Kein guter Einfall.«
    »Nein, sicherlich nicht.« Sie legte eine Hand an den Kopf, wo sie eine deutliche Beule fühlte. »Aber ich will es. Den Angriff nehme ich den Nicti übel.«
    »Wie kommst du darauf, dass es die Nicti waren, die dich beraubten?« Pashtak half ihr, in ihre Kleider und in den Mantel zu steigen.
    »Weil ihnen mehr an dem Amulett als an mir gelegen ist.« »Würden sie Hand an ihre Heilige und zukünftige Königin
    legen?«
    Ärgerlich über sich selbst, schüttelte Estra den Kopf ‐ und stöhnte unterdrückt auf. Der Schmerz lachte und ritt durch ihr Gehirn. »Nein, du hast Recht. Jedenfalls würde es keiner von denen wagen, die mein Kommen gutheißen.«
    Sie verließen das Haus. Langsam, weil Estra sich nicht sicher auf den Beinen fühlte, liefen sie dorthin, wo man die Inquisitorin gefunden hatte.
    »Wie hast du das gemeint?«
    »Wer sagt uns, dass sich alle Nicti freuen, wenn ich sie in ihre Heimat begleite? Wäre ich derjenige, der für mich den Thron räumen müsste, wäre ich vermutlich nicht gut auf mich zu sprechen. Ich würde ein paar Leute schicken, die mich noch hier auf Ulldart aus dem Weg räumen.« Sie blieb stehen und lehnte sich an eine Hauswand. »Einen Augenblick«, bat sie.
    »Deine Einschätzung teile ich nicht.« Pashtak kam es so vor, als verändere sich Estras Geruch. Nicht zum Guten. »Jemand hat dich niedergeschlagen. Bewusstlos geschlagen. Der sicherste Weg wäre gewesen, die Gelegenheit zu nutzen und dich zu töten. Doch du lebst.«
    »Gut, aber welchen Sinn macht es?« Sie gingen weiter und gelangten in die Gasse. Pashtak trat zur Wand, vor der noch immer die Backsteine lagen; an einem haftete das Blut der Inquisitorin. Er ging in die Hocke, roch und schnupperte. Aber etwas Fremdes entdeckte er nicht. Es roch wie an den meisten Stellen Ammtaras.
    »Der Räuber nahm sich absichtlich die Hälfte des Amulettes«, sprach er bedächtig und richtete sich wieder auf.
    »Das habe ich auch gerade gedacht. Er hatte alle Zeit der
    Welt, wenn er sich die Mühe gemacht hatte, einen Unfall vorzutäuschen.« Sie schaute auf die Steine.
    »Ich erinnere mich, dass sie noch nicht hier lagen, als ich durch die Gasse lief. Er muss sie nachträglich abgetragen haben.«
    Pashtak betrachtete die Mauer. »Mehr als drei

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