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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Gehen der zahllosen Pilger, die von Türis aus sofort weiter nach Südosten, nach Kensustria reisten. Es war ein beängstigender Anblick.
    Zuerst wurde das Gefährt nicht weiter beachtet, aber ein Nicti hatte Estra erkannt. Gleich darauf erhob sich ein Rufen gleich einer Welle von einer Seite des Lagers zur anderen, und noch lange bevor der Wagen auch nur in die Nähe von Simars Zelt gelangt war, lagen die Nicti rechts und links vom Weg im Staub.
    »Ihre Heilige kommt zu ihnen«, wisperte Pashtak, der sich der Wirkung der Szene nicht entziehen konnte. Es lag viel Bewunderung und Ehrlichkeit im Verhalten der Fremden, die auf einen Wink der jungen Frau hin vermutlich alles getan hätten. Plötzlich wurde er sich bewusst, welche Macht Estra besaß.
    Sie stiegen vor Simars Zelt aus dem Wagen und wurden von ihm empfangen. Er wollte auf die Knie gehen, aber Estra hielt ihn zurück. »Wir müssen mit dir sprechen«, sagte sie knapp zu ihm und deutete auf die Behausung.
    Der Nicti spürte, dass es wohl keinen angenehmen Grund für Estras Besuch gab. »Sicher.« Er eilte voraus und hielt den Eingang des Zeltes offen.
    Im Innern war es dunkel und warm, zahlreiche Kerzen brannten. Pashtak unterdrückte das aufsteigende Niesen, das in seiner Nase kitzelte und juckte. Zwischen den Stoffwänden roch es aufdringlich nach Räucherstäbchen, wobei die Gemische für seine Sinne vollkommen neu waren. Wieder bemerkte er den Hauch von Tod. Wie bei Lakastre.
    Nicti stapelten ihnen Kissen zu gemütlichen Sitzgelegenheiten auf, andere brachten kleine Beistelltische, Häppchen und Getränke wurden aufgetischt.
    »Ihr seht besorgt aus sehr«, sprach Simar seine Beobachtung laut aus. Seine Bernsteinaugen verharrten auf dem vom Bluterguss gezeichneten Gesicht der jungen Frau. »Was ist geschehen?«
    »Ich wurde niedergeschlagen und beraubt«, erklärte Estra
    ohne Umschweife und legte ihm ihre Vermutungen über die Beteiligung von Kaiser Nech auf Kensustrianisch dar; dabei zeigte sie ihm das halbe Amulett. »Ich schwöre, dass meine Erzählung der Wahrheit entspricht«, schloss sie.
    Simars Gesicht spiegelte seine Verwirrung wider. »Aber Kaiser Nech ist unser Verbündeter.« Er sah zu Pashtak und wechselte in die ulldartische Allgemeinsprache. »Nech wagt nicht es.«
    »Nech wird bei dem Stand der Dinge leer ausgehen«, warf Pashtak ein und nieste leise, mehrfach hintereinander. »Er ist auf die Vernichtung Kensustrias angewiesen.«
    »Das ist wahr. Erläuterungen sind schlüssig. Sehr schlüssig.« Simar seufzte. »Ich fürchte, wird meinen Freunden nicht gefallen. Die Vereinbarungen sind sicher gewesen. Der Krieg wird weitergehen, fürchte ich.«
    »Und wenn ich befehle, dass er endet? Würden sie auf mich hören?« Estra berührte ihre Amuletthälfte.
    »Nein. Nicht mit halber Macht«, bedauerte Simar. »Ganz oder gar nicht. So Ihr seid Heilige, aber mit Amulett seid Königin.«
    »Dann verschaff uns eine Frist, Simar. Um die andere Hälfte in unseren Besitz zu bekommen«, bat Pashtak. »Wir haben Möglichkeiten, sie aufzustöbern und sie ebenso zu stehlen, wie es Nech tat.«
    »Schuld ist nicht bewiesen. Nur eine Annahme von Euch«, machte er sie aufmerksam. »Noch ist Nech Verbündeter für mich und für alle. Brauchen Beweise.« Hilflos hob er die Arme. »Kleidungsstück? Irgendetwas von den Angorjanern gefunden?«
    »Nein, leider«, knurrte Pashtak. »Nicht einmal einen Duft
    haben wir aufspüren können.«
    Simar schwieg, schaute auf die Flämmchen des Deckenleuchters, dann räusperte er sich. »Ich gebe Euch halbes Jahr. Solange unterbrechen wir den Krieg, aber räumen auch Kensustria nicht. Halten die Stellungen, die wir erobert haben. Mehr kann ich nicht zusagen.« Er verneigte sich. »Bedauere furchtbar.«
    Pashtak und Estra standen auf. »Wenigstens haben wir die Gelegenheit, die Sache zu bereinigen«, bedankte sie sich bei dem Nicti. »Sagt Kaiser Nech nichts von unserem Verdacht, behandelt ihn wie immer. Er soll sich einigermaßen in Sicherheit wiegen, damit wir ihm das Amulett leichter entwenden können.« Simar verneigte sich, und sie verließen das Zelt.
    Die Inquisitorin und der Vorsitzende staunten nicht schlecht, als sie ihren Wagen sahen. Die Nicti hatten ihn in der Zwischenzeit geschmückt und ihn mit Geschenken beladen, die von Waffen bis hin zu Speisen, Schmuck und undefinierbaren Gegenständen reichten; es blieb kaum noch Platz für die beiden Passagiere.
    Der Kutscher saß mit resigniertem Gesichtsausdruck auf dem

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