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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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mehr von ihm gehört und sorgte sich wegen des Briefes so sehr, dass sie die Reise nach Borasgotan angetreten hatte.
    Für ihre eigene Sicherheit war gesorgt. Vor dem Palast warteten weitere einhundert tarpolische Soldaten, die das Gebäude nach Ablauf einer bestimmten Frist stürmen würden, wenn sie nicht zurückkehrte. So viel Schutz hatte sie sich erlaubt.
    Die Tür in ihrem Rücken wurde geöffnet, und Norina erhob sich, um die Gastgeberin zu begrüßen. Das diplomatische Lächeln auf ihren Zügen entgleiste, ihre Augen starrten auf die rothaarige Frau, die in einem prunkvollen weißen Kleid und mit Diamanten behängt erschienen war. Der Schnitt betonte ihre Figur und ihr Dekolletee gleichermaßen; für die vielen raffinierten Falten waren sicherlich mehr als zehn Schritt beste weiße Seide verwendet worden. Für jeden einzelnen der zahlreichen Diamanten in ihrem Ring, an ihrer Kette und ihrem Diadem hätte man als Gegenwert zehn Dörfer erhalten. An ihrer Hand führte sie einen Jungen mit langen silbernen Haaren in der Uniform eines tarpolischen Tadc; er trug ein Schwert an seiner Seite.
    »Aljascha?«
    »Du Throndiebin«, erwiderte sie lächelnd und beugte sich zu dem Jungen. »Schau, das ist die Hure, die deiner Mutter den Titel gestohlen hat.« Sie zeigte auf Norina. »Sie wird uns nicht mehr lange daran hindern, Vahidin, unser Recht zu erhalten.«
    Norina schluckte und musterte den Jungen, den sie auf zwölf Jahre schätzte. Es konnte aufgrund des Alters unmöglich Aljaschas Sohn sein. Die silbernen Haare, die im Schein des Kaminfeuers glänzten, weckten unangenehme Erinnerungen. Erinnerungen an Mortva Nesreca, der für das meiste Unheil der letzten Jahrzehnte auf Ulldart verantwortlich gewesen war. Nicht nur die Haare, auch das Antlitz des Jungen glichen dem einstigen Berater ihres Gatten Lodrik.
    Aljascha richtete sich langsam auf. Die Überheblichkeit quoll aus jeder ihrer Bewegungen und schoss aus ihren grünen Augen. »Du und Lodrik trachten also nach meinem Leben, wurde mir gesagt?«
    »Was tust du hier?«, raunte Norina, die sich von ihrer Überrumplung noch nicht erholte hatte. Aljascha erhob sich und wanderte um sie herum, musterte sie von oben bis unten. »Ich komme dir zuvor, Norina. Das tue ich hier.« Sie blieb stehen, legte den Kopf in den Nacken und stieß
    glockenhelles Gelächter aus. »Es ist schön, dich zu sehen. Und dich zurück in die Ecke zu stoßen, aus der du gekrochen kamst. Wieso möchtest du mich ausgerechnet jetzt umbringen? Weil ich im Begriff bin, meine alte Macht zu erlangen?« Sie setzte sich an den Tisch, genau gegenüber von Norina, Vahidin begab sich auf den Stuhl neben ihr. Der Junge schaute Norina zornig an. sie verwirrt und fühlte einen leichten Schwindel. In ihrem Kopf pochte es schmerzhaft, sie musste sich setzen. Norina blickte zu Vahidin, dessen braune Augen sich geradewegs durch die Stirn zu bohren schienen. »Du bist bedeutungslos,
    Aljascha.«
    »Glaubst du?«, gab Aljascha lachend zurück. »Ich sehe das anders. Das Recht ist auf meiner Seite, und ich bedeute eine Gefahr für deine Macht. Ich bin die ehemalige Gemahlin des Kabcar und eine geborene Bardric. Tarpol wird bald mir gehören. Elenja hat es mir versprochen.«
    »Elenja?« Norinas Gleichgewichtsgefühl verlor sich mehr und mehr, sie hielt sich an der Tischkante fest, um nicht vom Stuhl zu rutschen.
    Die Tür öffnete sich, und eine schwarz gekleidete, dünne Gestalt trat ein. Auf dem Kopf trug sie einen schwarzen Hut, ein schwarzer Schleier verbarg ihre Züge vor den beiden Frauen. »Verzeiht meine Verspätung«, krächzte Elenja. »Ich fühlte mich ein wenig schwach und musste warten, bis mir meine Medizin gebracht wurde.« Mit ihr breitete sich Kälte in dem Raum aus, die Lohen aus den kindgroßen Holzscheiten im Kamin verloren ihre Hitze.
    Zwei Bedienstete begleiteten sie. Einer schenkte den starken, schwarzen Tee des Samowars aus, der andere legte den Frauen Gebäckstücke vor, dann zogen sie sich bis an die Wand zurück. Elenja glitt lautlos heran und reichte Norina die dürre Hand, die von einem schwarzen Handschuh umgeben war.
    Aus einem unbestimmten Grund verweigerte sie die Begrüßung. »Was wird hier gespielt, Elenja?«, fragte sie. »Was will Aljascha hier? Und was sollte die Andeutung über Lodriks Schicksal? Wo ist er?«
    Elenja zögerte, zog die Hand zurück und setzte sich.
    »Meine Hebe Freundin, was ist mich Euch?«, erkundigte sie
    sich besorgt. »Habe ich Euch etwas

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