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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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wickelte sich um ihren Hals. Sie stemmte sich dagegen und wollte die straffe Leine, an der sie wie eine störrische Sklavin hing, gerade zerschneiden, als Sotinos den Griff losließ. Überrascht kippte sie rückwärts, der Griff flog in die Höhe und verfing sich an einer Astgabel
    Ruckartig wurde Varia nach hinten gerissen, es knackte hörbar, als die Wirbel ihres Halses sich überdrehten und brachen, dann verschwand sie aus Torbens Sicht.
    Mühsam stemmte er sich auf die Beine und sah zu dem Baum, an dessen Ast sie schwungvoll vor und zurück pendelte. Sie starrte ihnen aus toten Augen hinterher; ihre Hand hatte sich noch immer um den Degen geschlossen.
    Für Torben verschwand die Welt und wurde durch Schwärze ersetzt. Er hörte sich selbst schreien, dann verlor er das Bewusstsein.

    Kontinent Ulldart, Königreich Borasgotan, Amskwa, Winter im Jahr 1/2 Ulldrael des Gerechten (460/461 n.S.)
    Norina und ihre Leibwache schritten hinter dem Bediensteten durch die Korridore des Gouverneurspalastes, der Elenja der Ersten als Regierungssitz diente. Die Anspannung machte ihr schwer zu schaffen.
    Sie fühlte sich hinter den Mauern eingesperrt und war keineswegs erleichtert, von ihren eigenen schwer gerüsteten Wachen umgeben zu sein. Während ihrer Reise von Tarpol nach Borasgotan hatte sie sich sicherer geglaubt als in diesem Gemäuer.
    Der Stoff ihres bestickten hellbraunen Kleides raschelte leise, der dicke Teppich schluckte die Trittgeräusche ihrer Stiefel. Norina verzichtete wie stets auf großspurigen Schmuck; eine schlichte Silberkette mit einem Anhänger aus grünem Bernstein lag um ihren Hals, dazu trug sie die passenden Ohrringe. Die langen schwarzen Haare hatte sie hochgesteckt.
    Der Bedienstete blieb vor einer drei Schritt großen Tür stehen und legte die Hand auf die Klinke. »Bitte sehr, hochwohlgeborene Kabcara«, sagte er und öffnete den Eingang für sie. Dahinter erwartete Norina düstere Pracht.
    Die Fenster des hohen Raumes waren mit dunkelroten Gardinen verdunkelt. Einige wenige Lampen brannten, deren Licht durch blau gefärbte Kristallscheiben abgeschwächt wurde. Lediglich dem prasselnden Feuer im Mannsgroßen Kamin hatte man gestattet, ungehindert zu leuchten.
    »Eure Leibwächter werden bitte vor der Tür warten. Die Angelegenheit ist nur für Eure Ohren bestimmt. Wenn Ihr
    Platz nehmen möchtet, hoch wohlgeborene Kabcara?«, sagte der Bedienstete neben ihr und deutete auf den schwarzen, langen Tisch in der Mitte des Raumes, auf dem Teegedecke arrangiert worden waren. Ein Samowar stieß kleine Dampfwölkchen aus, sein eiserner Bauch mit dem kochenden Wasser darin tickte leise. »Die hochwohlgeborene Kabcara Elenja die Erste wird bald zu Euch kommen.«
    Norina nickte ihm zu und trat ein; die zwanzig Gerüsteten folgten ihr, ohne sich um die Anweisung des Bediensteten zu kümmern. Hinter ihnen wurde die Tür geschlossen; das hallende Geräusch, das dabei entstand, erinnerte Norina an eine Gruft.
    Sie nahm an der langen Seite und nicht am Kopfende des Tisches Platz und betrachtete die Gebäckauswahl, die Elenja hatte auffahren lassen. Sie konnte sich mit der von König Perdor messen. Kleine Kuchen und Kekse, mit Schokoladenüberzug und getrockneten Früchten, flüssige Schokolade zum Bestreichen, dazu verschiedene Tiegel mit gemahlenen Gewürzen und den unterschiedlichsten Marmeladen. Elenja besaß eine Vorliebe für Süßes und war dennoch ein schwarzer Strich in der Landschaft.
    Unter anderen Umständen hätte sich Norina auf das Zusammentreffen gefreut. Wer nichts von dem wusste, was Lodrik ihr in Ulsar erzählt hatte, hielt Elenja für eine mutige Frau mit dem Willen, Reformen für Borasgotan durchzusetzen. Aber Lodrik war der festen Überzeugung, es mit seiner Tochter Zvatochna zu tun zu haben, die durch die Kraft der Magie nach ihrem Tod zur Nekromantin geworden war.
    Dann hatte Norina den Brief erhalten, in dem Elenja sie dringend um ein Treffen in Amskwa gebeten hatte. Es gehe um das schreckliche Geheimnis, welches sie und Lodrik teilten ... Steht mir bei und hört mich an, liebe Freundin, stand darin zu lesen. Es geht um das Schicksal Eures Gemahls, der allein dem äußeren Anschein nach noch der Lodrik ist, den Ihr kanntet. Er befindet sich bei mir, und ich fürchte, er und ich werden nicht mehr lange zu leben haben, wenn Ihr nichts dagegen unternehmt.
    Grauenvolle Mächte sind am Werk. Mein und sein Leben sind in Eurer Hand. Eilt herbei!
    Sie hatte seit Lodriks Abreise aus Ulsar nichts

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