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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Mutter war eine Kensustrianerin.«
    »Bedeutet das, dass ich alles verstehen muss, was in diesem Land geschieht?«
    Mit großer Sorge beobachtete Tokaro, wie sich eine Abteilung Krieger anschickte, die Dünen hinaufzuklettern. »Weg von hier«, wisperte er und nahm sie an der Hand. »Wir verschwinden.«
    »Ein Ritter Angors ergreift die Flucht?«, neckte sie ihn. »Nein, ich verzichte darauf, mich mit einem zahlenmäßig hoffnungslos überlegenen Gegner zu messen, und warte auf eine bessere Gelegenheit«, erklärte er. »Außerdem traue ich den Kriegern nicht. Haben sie dir auch geschworen, dir nichts zu tun, oder waren es nur die Priester?« Estra erbleichte. Das war ihm Antwort genug. Sie eilten zu ihrem kleinen Lager zurück. Sie löschte das Feuer, während Tokaro den Hengst in aller Eile sattelte. Wie aus dem Nichts stand plötzlich ein Kensustrianer neben Tokaro. Eine tiefe Wunde klaffte in seiner Seite, und das Blut sickerte in einem breiten Strom aus seiner Rüstung. Die Art von Körperschutz kannte der junge Ritter nicht; auch dass die Kensustrianer schwere gekrümmte Schwerter führten, war ihm neu. Tokaro sprang zurück und zog die aldoreelische Klinge.
    »Verschwinde«, befahl er hart, und die Spitze zielte auf die
    Kehle des Gegners.
    Vier weitere Krieger brachen aus dem Gebüsch hervor, auch sie trugen die ungewohnten Rüstungen am Leib. Keiner war ohne eine Verletzung entkommen. Sie hatten ihre Schwerter gezogen und wirkten sichtlich erleichtert, es mit einem Menschen zu tun zu haben.
    Dann entdeckten sie Estra.
    Zwei packten sie, ehe sie oder Tokaro etwas unternehmen
    konnten, und drückten sie auf den Boden.
    »Weg von ihr!« Tokaro attackierte ohne Gnade. Den Verletzten vor sich spießte er auf, danach rannte er zu Estra und wollte die Arme der Angreifer eben zerschneiden ‐ da fuhren die vier zurück, als habe die Kensustrianerin eine ansteckende Krankheit; dabei stießen sie laute Rufe aus. Estra, das Hemd halb zerrissen und die Haare völlig zerzaust, stemmte sich hoch. »Was ist geschehen? Ist es wegen deines Schwertes?«
    »Nein.« Er hatte die Blicke der Kensustrianer genau verfolgt. Sie starrten auf das Amulett, das vor Estras blanker Brust baumelte. »Ich glaube, es ist deinetwegen.«
    Einer der Kensustrianer zeigte auf das Schmuckstück, dann zeigte er auf sich.
    »Nein!«, rief Estra und umfasste es mit der Rechten. »Es gehört mir. Ich gebe es euch nicht!« Tokaro begab sich an ihre Seite, das blutige Schwert halb erhoben. »Verschwindet!«
    Der Kensustrianer wiederholte die verlangende Geste, dieses Mal fordernder und angriffslustiger. Seine Begleiter warfen sich Blicke zu.
    »Gib Acht«, sagte Tokaro und hob das Schwert zum Schlag. »Sie werden versuchen, uns anzugreifen. Ich halte dir den Rücken frei.«
    Die Kensustrianer sprangen auf die Füße und näherten sich Estra. Da begannen ihre Augen grellgelb zu leuchten.
    Sie reckte sich, streckte ihnen eine Hand entgegen und fühlte eine unbändige Wut gegen diejenigen, die ihnen das Andenken an ihre Mutter rauben wollten. Mit der anderen hielt sie das Amulett umklammert. »Verschwindet!«, schrie
    sie auf Kensustrianisch. »Das bekommt ihr nicht!«
    Wieder erstarrten die Angreifer und fielen sodann vor ihr auf die Knie. Sie drückten die Gesichter in den Staub, lachten ungläubig und beugten immer wieder die Häupter vor Estra.
    »Sie haben die Zeichen gesehen«, sprach eine Stimme hinter ihr nüchtern. Estra wirbelte herum und sah einen kensustrianischen Priester in einer hellbeigen Robe mit eingestickten Zeichen auf den Schulterstücken, der soeben aus dem Gebüsch trat. Begleitet wurde er von etlichen kensustrianischen Kriegern. Diese sahen genau so aus, wie Tokaro sie vom Schlachtfeld her kannte. »Sie haben das Amulett und dich gesehen.« Der Priester nickte den Kriegern zu, die hinzu sprangen und die vier, die immer noch im Laub knieten, ohne Zögern niederstachen. »Wir dürfen ihnen nicht erlauben zu entkommen und die Nachricht zu ihres gleichen zu tragen.«
    Tokaro hatte seine aldoreelische Klinge nicht gesenkt. Er verstand nichts, aber auch gar nichts von dem, was hier geschah. Aber er ahnte, dass Estra darin eine Rolle spielte, die weder ihm noch ihr gefiel. »Niemand rührt sich von euch«, befahl er, zog Estra hinter sich und ging langsam auf Treskor zu. »Es ist keine Gewalt gegen Estra notwendig. Ich schwöre, dass ich sie zurück nach Khömalin bringen werde.«
    Der Priester verfolgte sie Schritt um Schritt. »Das

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