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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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lange Ammtara angegriffen«, mutmaßte Tokaro. »Ich nehme an, du hast jetzt nichts mehr dagegen, dass ich dich in ein Versteck nach Tarpol bringe?« Sie schüttelte den Kopf und rückte die Kleider zurecht, verbarg das Amulett. »Weißt du, was es mit dem Schmuck auf sich hat? Anscheinend wollen es beide Parteien.«
    »Meine Mutter hat mir nichts dazu gesagt. Nur, dass es das Amulett ihres Gottes ist.«
    Tokaro lenkte den Schimmel durch das Gestrüpp und folgte einem keinen Trampelpfad, der hinter dem Strauch verborgen gewesen war. »Aus irgendeinem Grund hat man es in Kensustria darauf abgesehen.« Er drückte sie zärtlich sich. »Und auf dich. Dann dieses Gefasel von Zeichen, welche gesehen worden seien.«
    Estra schwieg und konzentrierte sich darauf, ihre Unruhe und Aufgebrachtheit zu besänftigen. Gän lief schräg vor ihnen und übernahm die Sicherung des Pfads, der nach nicht allzu langer Zeit in einen breiten Weg mündete. »Sagtest du nicht, dass wir in Abgeschiedenheit wären?«, rief sie über ihre Schulter nach hinten zu Tokaro.
    »Dann habe ich mich anscheinend geirrt«, grinste er. »Wie gut, dass du das nicht wusstest, sonst wärest du sicher vorhin abgehauen.«
    Sie rempelte ihm den Ellbogen in den Magen, und weil er
    noch immer nicht die Rüstung trug, tat ihr Treffer wirklich weh; dennoch lachte er, und Estra stimmte ein. Die Anspannung fiel von ihnen ab, je weiter sie sich vom Strand entfernten. Nur Gän blieb stumm. Er wusste genau, was der I mit Zeichen gemeint hatte, aber er wagte nicht, es Tokaro zu sagen. Irgendwann müsste er es tun.

    Kontinent Ulldart, Palestan, 81 Meilen nordwestlich von der Küste, Winter im Jahr 1/2 Ulldrael des Gerechten (460/461 n.S.)
    Lorin stand an Deck und war in Gedanken wie nahezu immer bei seiner Gemahlin Jarevrän, dann bei Fatja, bei Rantsila und überhaupt bei seiner Heimat.
    Die Überfahrt hatte sich sehr gezogen; manches Mal hatte sein Leben auf der Kippe gestanden, so sehr hatten die Stürme den Segler in Bedrängnis gebracht. Wenn Lorin nicht gerade damit beschäftigt war, den Seeleuten zur Hand zu gehen, grübelte er.
    Er hatte Angst um seine Gemahlin, Angst um alle, die er zurückgelassen hatte. Seine Träume wurden wirr, fachten seine Befürchtungen an und ließen ihn zweifeln, ob die Entscheidung, die er getroffen hatte, die richtige gewesen war. Doch es gab keinen einfachen Weg, um die Qwor zu vernichten: Er brauchte Tokaro.
    Sein Blick schweifte über das Meer zu der Galeere mit den drei Decks, deren Riemen nacheinander ins Wasser eintauchten und ihr einen unablässigen Vortrieb gaben. Sie näherte sich dem behäbigen, voll beladenen Segler von Süden her.
    »Kann es sein, dass dieses Schiff etwas von uns will?« Lorin nahm sich eine Kelle voll aus dem Eimer mit dem Salzwasser und goss sie sich über den schwarzen Schopf, dann wischte er sich das Nass aus dem Gesicht. Das genügte auf See an Reinlichkeit; kurz nach dem Anlegen würde er im Hafen von Tirema einen Bader aufsuchen. »Warum sollte es?« Kapitän Fabok, ein eher schmächtiger Mann mit sehr brauner Haut, kurzen dunkelblonden Haaren und einem Backenbart, ließ nach Backbord steuern. Über Hemd und Hose trug er einen dicken braunen Pelzmantel, um sich gegen den Wind zu schützen. »Das ist eine angolanische Galeere. Scheint, als wäre sie ein wenig vom Kurs ab‐
    gekommen.« Er deutete nach Süden. »Die gehören in die wärmeren Gefilde.«
    Lorin glaubte ihm. Eine solche Konstruktion sah er zum ersten Mal, sie konnte sich von ihren Ausmaßen her fast mit dem Schiff der Kensustrianer messen. »Sie rücken dichter ran«, rief der Steuermann.
    Fabok schaute besorgt zu dem recht schlaffen Segel. Mit dem bisschen Wind war es unmöglich, dem Angorjaner zu entkommen. »Mir ist nicht bekannt, dass sie unter die Piraten gegangen sind«, murmelte er. »Warum sollten sie auch? Sie herrschen über einen Kontinent.«
    »Es sind die südlichen Nachbarn von Ulldart, richtig?« »Genau. Es ist dort heiß, sie haben alle irgendwie dunkle oder schwarze Haut und keinerlei Humor, sagt man sich. Ein entfernter Verwandter von mir war einmal dort und ist beinahe von den Angorjanern im Hafen versenkt worden, weil er und seine Mannschaft sich nicht an die Kleiderordnung gehalten haben.« Er ließ die Mannschaft in die Wanten steigen und Vollzeug setzen, dann befahl er dem Steuermann, einen neuen Kurs anzulegen.
    »Mal sehen, ob sie uns folgen.«
    »Wann werden wir Tirema erreicht haben?«, wollte Lorin

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