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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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spielt nun keine Rolle mehr. Es ist zu viel offenbart worden.« Er reckte Estra die flache Hand entgegen. »Gib mir das Amulett.«
    Sie hatte es noch immer nicht losgelassen, klammerte sich daran. »Niemals«, zischte sie und fühlte sich unglaublich aufgekratzt. Eine Wildheit rauschte durch ihre Adern, die sie oft gespürt und mindestens ebenso oft unterdrückt hatte. Sie fühlte sich stärker, mächtiger, so als wäre sie drei Schritt groß und mit der Kraft von zehn Männern ausgestattet. In ihr drängte alles, sich mit den Kriegern zu messen und sie gnadenlos zu zerreißen. Angesichts der Gefahr, in der sie und ihr Geliebter schwebten, stand sie kurz davor, dem Ungestüm freien Lauf zu lassen. Was immer danach geschah, sie war neugierig darauf. Tokaro schaute sich um. Er hatte mehr als ein Dutzend Gegner gegen sich. Bei allem Vertrauen auf die verheerende Wirkung seiner Klinge würde es mehr als schwer werden, aus der Falle zu entkommen. Vier, vielleicht fünf Kensustrianer würde er mit in den Tod nehmen. »Angor steh mir bei«, bat er.
    »Estra, steig in den Sattel.«
    »Das ist meine letzte freundliche Bitte.« Der Priester zog einen langen Dolch, dessen Spitze feucht schimmerte. »Das Amulett. Oder ihr werdet sterben.«
    Der kalte Ausdruck in den bernsteinfarbenen Augen warnte Tokaro davor, auf die Forderung einzugehen. Der Kensustrianer hatte es mit seiner Formulierung deutlich gemacht: Er würde Estra töten lassen, so oder so.
    Ein dröhnendes Brüllen, höchstens vergleichbar mit dem eines wütenden Stieres, erschallte, und ein breiter Körper landete im Rücken der Krieger. Der am nächsten Stehende erhielt einen brutalen Tritt und prallte gegen seine Kampfgefährten, der Kensustrianer rechts neben ihm wurde von einem Hieb getroffen und flog zwei Schritte durch die Luft, ehe er auf dem matschigen Boden aufschlug und liegen blieb.
    »Gän!«, rief Tokaro freudig und begann seinen Angriff. Die aldoreelische Klinge teilte den Oberkörper des Priesters samt der Robe vom Scheitel bis zum Becken; die Hälften klafften auseinander, ehe der Kensustrianer nach hinten kippte. Sofort stürzte Tokaro sich auf den nächsten Gegner, bevor sich die Krieger von ihrer Überraschung erholt hatten.
    Gän überragte die Angreifer in Länge und Breite; sein schwerer eiserner Spieß wütete unter ihnen und schlug zur Abwehr erhobene Schwerter ebenso zur Seite wie die Männer, die sie hielten. Er setzte sogar seine beiden langen Hörner geschickt ein, um Stöße und Stiche auszuteilen. Seine brachiale Urgewalt war selbst für einen kensustrianischen Krieger zu heftig. Zusammen mit Tokaros Attacken lagen die Kensustrianer bald darauf regungslos auf dem Boden.
    »Angor sei Lob und Ehre.« In Gans Rüstung zeigten sich Dellen und kleine Einschnitte, aber ihm war keine ernsthafte Verwundung zugefügt worden. »Ein aufregender, wenn auch kurzer Kampf.« Er wirbelte den langen Spieß herum; dunkel surrte die Waffe.
    Estra starrte die Kreatur an, die gewiss drei Schritt lang und sehr breit gebaut war; mit den zwei kleinen und zwei großen Hörnern auf der Stirn war er ein klassischer Angehöriger der Nimmersatten, der Wächter von Ammtara. Sie waren sowohl für ihre Schlagkraft als auch für ihren Hunger bestens bekannt. »Wie hast du uns gefunden?«
    »Ich habe euch niemals verloren, Inquisitorin. Pashtak ist nach Ammtara zurückgekehrt, aber ich wollte sichergehen, dass euch beiden nichts geschieht. Und falls doch«, die weißen Augen mit den jeweils zwei schwarzen Pupillen richteten sich auf Tokaro, »stehe ich euch bei. Ich war mir sicher, dass ich einen guten Kampf haben würde.«
    Tokaro grinste. Er kannte mindestens einen weiteren Grund, weswegen Gän auf ihn und Estra aufgepasst hatte. Der Nimmersatte wollte in den Orden der Schwerter aufgenommen werden und hoffte sicherlich, auf diese Weise in Tokaro einen guten Fürsprecher zu finden. »Wir sollten gehen, bevor noch andere Kensustrianer oder ...«, er schaute dahin, wo die Krieger in den unbekannten Rüstungen lagen, »noch mehr von diesen auftauchen.« Er gab Estra einen Kuss auf die Wange. »Hast du gesehen? Sie wollen dich umbringen.« Etwas Besserwisserisches schwang in seiner Stimme mit. Sie überhörte es und nickte. »Ich bin enttäuscht. Wütend und enttäuscht«, gestand sie und schwang sich auf Treskors Rücken, Tokaro setzte sich hinter sie. »Dabei hatten sie es mir und Pashtak versprochen, dass sie mir nichts antun
    würden.«
    »Vermutlich haben sie auch schon

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