Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Mauern standen? Estra erahnte, was ihn plagte. »Fast wäre es besser, du glaubtest, ich sei tot, nicht wahr?«, sagte sie bedächtig. »Jetzt weißt du nicht, was du tun sollst.«
    Tokaro stützte den Kopf auf die Hände. »Lass mir Zeit. Vielleicht finden wir einen Ausweg. Ich werde mit den Priestern sprechen und sie eine Aufgabe finden lassen, die dich weniger lange beschäftigt.«
    Sie grinste. »Du willst mit einem Gott verhandeln?« »Ja«, grinste er zurück. »Für dich werde ich auch mit einem Gott verhandeln, Estra. Die Priester müssen mir nur sagen, wo ich Lakastra finde.« Er küsste sie auf den Mund, und sie erwiderte die Zärtlichkeit.
    Aus dem Kuss wurde bald stürmische Leidenschaft. Sie vergaßen alles um sich herum, liebten sich ausgiebig auf dem Laub zur Melodie des Regens und des Baches.
    Danach entfachte Tokaro das Feuer von neuem, damit sie es in der Nacht warm hatten. »Morgen reiten wir zurück«, sagte er und suchte unter dem Laub nach trockenem Holz.
    »Ich werde sehen, ob die Priester ...«
    Sie schaute ihn verwundert an, während sie ihre Kleider
    richtete. »Du hast es wirklich vor?«
    »Sicher. Ich werde ihnen klar machen, dass ihre Forderungen unsinnig sind.«
    »Oh, da ist sie wieder, diese Selbstgefälligkeit«, merkte sie halblaut an. »Der Ritter der Selbstüberschätzung reitet los.«
    »Und wird zu unser beider Wohl obsiegen.« Tokaro zog die aldoreelische Klinge, kniete nieder und betete zu Angor, um seine Hilfe zu erlangen. Danach küsste er die Blutrinne und verstaute das Schwert wieder in der Scheide. Als er sich zu Estra umwandte, war sie bereits eingeschlafen. Vorsichtig rückte er an sie heran, schlang einen Arm um sie und schloss die Augen. Tokaro schlief nicht tief und erwachte von dem leisen Platschen. Im Mondlicht erkannte er, dass Treskor die Ohren aufgestellt hatte und die Nüstern blähte, den Kopf in Richtung Strand gereckt. Tokaro hatte es für einen guten Einfall gehalten, nicht, wie es die Kensustrianer erwarten würden, in Richtung Norden zu flüchten, sondern sich in den Süden zum Meer abzusetzen. Von dort wollte er an der Küste entlang einen Bogen schlagen und den Suchtrupps entkommen. Anscheinend hatten die Kensustrianer seinen Plan durchschaut.
    Lautlos erhob er sich, um Estra nicht zu wecken, und pirschte sich geduckt zu dem Gebüsch, hinter dem sich die Dünen und das Meer erstreckten. Da er seine Eisenrüstung nicht trug, gelang es ihm recht leise.
    Das Schleichen war im Grunde unnötig, denn die Geräusche wurden lauter und lauter. Waffen klirrten, Männer schrien, und Holz barst splitternd. Ohne Frage fand ein heftiger Kampf statt!
    Er staunte nicht schlecht, als er über den Sand hinweg auf den Strand schaute. Das leise Platschen war nichts anderes als der Tod eines Schiffes gewesen. Gewaltige Trümmerteile trieben auf dem Wasser, teilweise brannten sie und beleuchteten, was dort geschah.
    Zwei kensustrianische Schiffe durchschnitten die auseinander driftenden Bruchstücke. Tokaro hörte das wohl bekannte Klacken von Katapulten und das Schwirren von Pfeilen und Speeren. Weiter unterhalb von seinem Versteck landeten mehrere Beiboote an, Krieger sprangen heraus und eilten den Strand entlang, drehten jedes Stück Treibgut um und stocherten in den Algennestern, die angeschwemmt worden waren. Allem Anschein nach sollte es keine Überlebenden geben. »Angor, was bedeutet das?«, murmelte er. »Das kann ich dir auch nicht sagen«, meinte Estra leise neben ihm, und Tokaro musste sich sehr beherrschen, nicht vor Überraschung einen Laut von sich zu geben. Sie bleckte die Zähne. »Ich kann besser schleichen als du. Als Inquisitorin muss man unvermittelt an Orten auftauchen können, ohne sich vorher zu verraten.«
    »Dann lass mich dir sagen: Du beherrscht es sehr gut.« Er zwang sich ruhiger zu atmen. »Du bist genauso ratlos wie ich?« Er nickte zum Strand.
    »Ziemlich.« Das Licht der sterbenden Schiffe beleuchtete ihr hübsches Gesicht, und er hätte sie am liebsten geküsst.
    Dann verengten sich ihre Augen; sie hatte entdeckt, wie Kensustrianer auf einen Mann einstachen, der versucht hatte, sich unter angeschwemmtem Holz zu verbergen. »Schau! Die Kensustrianer töten sich gegenseitig!«
    Tokaro folgte ihrem Blick. Der Statur nach töteten Krieger soeben einen Krieger. »Ich hätte eher angenommen, dass sie einen Aufstand gegen die Priester und Gelehrten anzetteln«, flüsterte er.
    »Ich bin genauso unwissend wie du«, raunte sie zurück.
    »Aber deine

Weitere Kostenlose Bücher