Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
glücklich. Die Warnung bot ihm einen hervorragenden Vorwand, seine Abreise auf die Morgenstunden zu verschieben. »Danke.«
    »Ich habe ein Zimmer für Euch herrichten lassen. Und ein heißes Bad, wenn Ihr mögt.«
    Allumfassende Wärme ‐ ein verlockender Gedanke. »Ja, gern.«
    »Folgt mir.« An der Seite des Wächters verließ er den Turm, überquerte den Hof und ging hinüber ins Haupthaus. Von dort gelangten sie in den nächsten Turm.
    Das Zimmer war wesentlich größer als die Wachstube und hielt ein großes Bett sowie einen Zuber voll heißen Wassers für ihn bereit.
    »Bitte sehr. Ruft nach einem Knecht, wenn Ihr etwas zu essen mögt.« Der Wächter zog sich zurück. Lorin schlüpfte aus den Kleidern und genoss das Bad, das herrlich nach Kräutern roch. Der aufsteigende Dampf tat seinen Lungen gut und durchdrang den Schleim, der sich darin festgesetzt hatte. Es kam ihm vor, als löse der Dampf seine Beschwerden auf. Mit jedem tiefen Husten kamen dicke Klumpen zum Vorschein, die er in eine Schüssel spuckte; gleichzeitig ließen das Brennen und die Schmerzen nach. Seine Brust fühlte sich freier an. Vollkommen entspannt, stieg er aus dem Zuber und wickelte sich in das Tuch, ging zum Fenster und schaute über die Burg, die seinem Halbbruder gehörte.
    Während er die Gebäude betrachtete, fiel ihm die Bewegung im Hof auf. Der Wächter, der ihn betreut hatte, stieg auf
    ein Pferd und gab den Wachen am Tor Anweisungen, dabei zeigte er mehrmals auf den Turm, in dem Lorin residierte.
    Dabei glitt ihm etwas aus den Fingern, doch einer der Wärter hob es auf, gab es zurück. Die beschlagene Scheibe mochte ihn täuschen, aber Lorin hätte geschworen, dass es ein Stück Papier gewesen war.
    Meine Nachricht? Aufmerksamer verfolgte er die Geschehnisse, sah, wie der Reiter durch das Tor preschte und in der Nacht verschwand. Keine Lampe? Für Lorin bedeutete es, dass der Mann den Weg, den er nahm, sehr gut kannte.
    Er wurde von einer heftigen Aufregung gepackt. Konnte es sein, dass er einem Schauspiel aufgesessen war und sich sein Halbbruder doch in der Nähe der Burg aufhielt? Welchen Grund mochte es geben, dass sich ein einzelner Mann mit seiner Nachricht mitten in der Nacht auf den stockdunklen, ge‐
    fährlichen Weg machte?
    Lorin schüttelte den Kopf. Was sonst mochte der Grund für den Ausflug des Wärters sein? Er fand den Vorgang merkwürdig. Was ging auf Tokaros Burg vor?
    Schnell sprang Lorin in seine Kleider, rannte die Treppen hinab und wagte sich auf die Außenmauer. Vermutlich würden die Torwachen ihn mit irgendeiner erdachten Begründung daran hindern wollen, Angoraja zu verlassen.
    Um den Schwierigkeiten von Anfang an aus dem Weg zu gehen, wollte er einfach niemanden merken lassen, dass er die Burg verlassen hatte.
    Lorin war ein halbwegs geübter Kletterer, die Steilküste um Bardhasdronda hatte ihm oft genug als Übungsort gedient. Genau diese Erfahrung machte sich nun bezahlt. Die Fugen zwischen den Steinen gaben ihm gerade so viel Halt, wie er
    benötigte, um weit genug nach unten zu gelangen, wo ein
    Sturz nicht mehr tödlich endete.
    Er gelangte mit einem waghalsigen Sprung auf den Boden
    und landete im tiefen Schnee, sank bis zur Brust ein und musste schwer kämpfen, um sich zu befreien. Dann umrundete er die Burg und suchte nach den Hufspuren, welche das Pferd des Wächters unweigerlich im Weiß hinterlassen hatte.
    Lorin fand sie tatsächlich, denn das Licht der fünf Monde leuchtete ihm und half ihm bei der Verfolgung. Die Abdrücke führten ihn nach Norden, blieben zunächst auf der Straße, bis sie abrupt nach Osten in den Wald abbogen und genau auf einen Hügel zuführten. Bald schon sah er das Pferd, das geduldig vor der Erhebung wartete, ab und zu die Nüstern in den Wind hielt und witterte, ob sich eine Gefahr näherte. Von dem Wächter entdeckte er nichts. Vorsichtig pirschte er sich an das Pferd heran. Es bemerkte ihn, wieherte laut und tänzelte zur Seite.
    »Pst, leise«, versuchte Lorin es zu beruhigen. »Ich will dir nichts tun. Ich...«
    Er hatte die Reaktion des Pferdes falsch gedeutet. Es fürchtete sich nicht vor ihm ‐ es wartete, bis er nahe genug heran war! Dann stemmte es sich auf die Hinterläufe, während die Vorderhufe nach ihm traten; knapp zischten sie an ihm vorbei, verfehlten Brust und Kopf um weniger als eine Fingerbreite. War es ihm gelungen, gerade noch auszuweichen, geriet er nun prompt an den nächsten Gegner. Neben ihm stand plötzlich eine Gestalt wie aus

Weitere Kostenlose Bücher